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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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aufgeregter Stimme, als er den Kuss beendete und mich mit verklärten Augen ansah.
    »Wenn du möchtest, kannst du es gerne noch einmal tun«, forderte ich ihn schüchtern auf. Das ließ er sich nicht zweimal sagen und erneut verschmolzen seine Lippen mit meinen in einem heißen, leidenschaftlichen Kuss. Als wir uns voneinander lösten, blieben wir Arm in Arm stehen und betrachteten gemeinsam, wie die Sonne am Horizont versank und die Lichter der Stadt versuchten, die Dunkelheit zu vertreiben. Viel zu schnell war die Fahrt zu Ende und die Realität hatte uns wieder. Hand in Hand verließen wir schweigend die Gondel, erst nachdem wir das Gelände um das Riesenrad verlassen hatten, ließ ich ihn los.
    »Wir könnten jederzeit den Schülern begegnen und das ist mir zu gefährlich», beeilte ich mich , ihm beim Anblick seines enttäuschten Gesichtsausdrucks zu erklären.
    »Immer auf deinen guten Ruf bedacht, nicht wahr?«, versuchte er zu scherzen, aber die Enttäuschung war ihm deutlich anzusehen.
    »Nein, ich bin nur ungern die Zielscheibe für Klatsch und Tratsch, davon hatte ich in den letzten Wochen genug.« Außerdem wollte ich Zeit gewinnen; die Intensität, mit der ich auf seinen Kuss reagiert hatte, erschreckte mich. Solche Gefühle hatte bisher keiner in mir hervorgerufen und ich wusste nicht, ob ich bereit war, den nächsten Schritt zu machen. Die Zweifel, die ich vorhin beiseite gewischt hatte, kehrten mit aller Macht zurück und ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Warum war ich schon wieder zwiegespalten? Es sollte eigentlich alles klar sein und doch schien es mir, als hinderte mich eine unsichtbare Wand daran, weiterzugehen.
    Mit dieser Ausrede schaffte ich es , ihn für den Rest des Abends auf Distanz zu halten, trotzdem merkte ich, dass ich ihm nahe sein wollte. Gemeinsam verbrachten wir einen sehr angenehmen Abend in einem kleinen indischen Restaurant und gingen von dort in ein nahegelegenes Pub, wo wir etwas tranken und uns angeregt unterhielten, bevor wir uns auf den Heimweg machten. Die ganze Zeit über bemühte ich mich, das Gespräch nicht wieder auf die Geschehnisse in der Gondel zu bringen, sondern versuchte über alles Mögliche zu reden, nur nicht darüber. Die Eisschicht war zu dünn und ich fürchtete, dass das kalte Wasser mit aller Macht über mir zusammenschlagen könnte.
    Der Weg führte uns durch schlecht beleuchtete Straßen und ich fragte mich mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, ob dies eine Gegend war, in der Überfälle an der Tagesordnung waren. Phil schien mein Unbehagen zu spüren und legte den Arm um mich.
    »Keine Angst, ich passe auf dich auf, dir wird nichts passieren«, flüsterte er mir zu. Mir war, als hätte er genau diesen Satz schon einmal zu mir gesagt, in einer ähnlichen Situation. Ich war kurz davor, mich daran zu erinnern, wann es gewesen war, da lenkte mich ein vorbeifahrendes Auto ab und der Moment verschwand wieder in dem dichten Nebel, der noch immer in meinem Kopf herrschte.
    Obwohl noch nicht ganz Mitternacht, waren die meisten Schüler zurück im Hostel, wie wir bei einem kurzen Blick in den Gemeinschaftsraum feststellten. Wir wurden freudig begrüßt, sogar aufgefordert, uns zu ihnen zu gesellen, was wir aber dankend ablehnten. Ich ermahnte sie, nicht mehr allzu lange aufzubleiben und vor allen Dingen nicht zu laut zu werden, bevor Phil und ich nach oben gingen. Unsere Zimmer lagen einander schräg gegenüber und vor meiner Tür blieben wir stehen. Aus einigen der Zimmer drang lautes Gelächter und Musik zu uns. Diese Nacht würde wohl weniger ruhig werden als die Nächte zuvor. Ich hoffte nur, dass unsere Schüler es nicht übertrieben und keiner irgendeinen Unsinn anstellte.
    »Da sind wir also«, begann Phil und bedachte mich mit einem Blick, der mir einen Schauer über den Rücken jagte. Sein Verlangen nach mir stand ihm überdeutlich ins Gesicht geschrieben. Warum konnte ich ihn nicht mit reinbitten? Was hielt mich davon ab? Im Grunde genommen wollte ich es ebenso sehr wie er.
    »Ja, ich gehe jetzt schlafen oder besser gesagt, ich versuche es. Bei dem Lärm könnte es schwierig werden«, antwortete ich gekünstelt. Eine innere Stimme rief mir zu, dass ich total bescheuert war und ihn nicht alleine lassen konnte, aber ich ignorierte diese geflissentlich. Ich suchte den Schlüssel zu meinem Zimmer und wollte die Tür aufschließen, als Phil mich an der Schulter berührte und mich sachte zu sich drehte.
    »Hat dir das vorhin nichts

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