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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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Ansporn die Peitsche des Aufsehers.
     
    Der Wunsch nach Fords lobender Stimme brachte mich auf eine Idee, die ihm zu Gewinn gereichen sollte. Das Bauholz das wir herstellten war gemäß Vertrag zur Lieferung nach Lamourie bestimmt. Bisher war es über den Landweg transportiert worden, was sehr kostspielig war. Indian Creek, wo das Sägewerk stand, war ein schmaler, aber tiefer Wasserlauf, der sich in den Bayou Boeuf ergoss. An einigen Stellen war er nicht mal drei Meter breit und durch Baumstämme versperrt. Der Bayou Boeuf war mit dem Bayou Lamourie verbunden. Ich schätzte die Entfernung vom Sägewerk bis zu dem Punkt wohin das Bauholz geliefert werden sollte über Land nur um einige Meilen kürzer ein als über den Fluss. Vorausgesetzt, dass der kleine Fluss für Flöße geeignet war, schien mir eine große Einsparung bei den Transportkosten durchaus möglich.
     
    Adam Taydem, ein kleiner, weißer Mann, der als Soldat in Florida gedient hatte und den der Zufall in diese entfernte Gegend verschlagen hatte, war Aufseher und Chef des Sägewerks. Er lehnte die Idee ab; als ich sie aber Ford präsentierte war dieser sehr aufgeschlossen und erlaubte mir, das Experiment zu wagen.
     
    Nachdem ich die Hindernisse im Fluss entfernt hatte zimmerte ich ein schmales Floß, das aus zwölf einzelnen Trägern bestand. Ich war sehr geschickt dabei und hatte meine Erfahrungen, die ich Jahre zuvor auf dem Champlain Kanal gesammelt hatte, nicht vergessen. Ich arbeitete hart und war extrem darauf bedacht, erfolgreich zu sein. Nicht nur wollte ich meinem Herrn gefallen sondern auch Adam Taydem beweisen, dass mein Vorhaben bei weitem nicht so visionär war wie er gemeint hatte. Mit einer Hand konnte man drei Träger steuern. Also übernahm ich die vorderen drei und begann den Wasserlauf hinunter zu staken. Nach kurzer Zeit durchfuhren wir bereits das erste Bayou und erreichten schließlich unser Ziel in noch kürzerer Zeit als erwartet.
     
    Die Ankunft des Floßes in Lamourie war eine Sensation und Mr. Ford war voll des Lobes. Überall hörte ich, wie man Fords Platt "den cleversten Nigger in Pine Woods" nannte – tatsächlich war ich der Fulton von Indian Creek. Ich sog das Lob, das mir zuteil wurde, gerne auf und genoss noch mehr den Triumph über Taydem, dessen fast boshafter Spott meinen Stolz verletzt hatte. Von diesem Tag an hatte ich die Verantwortung für den Transport des Bauholzes nach Lamourie bis der Vertrag erfüllt war.
     
    Der Indian Creek floss auf ganzer Länge durch einen bildschönen Wald. An seinen Ufern lebten noch Indianer, ein Rest der Chickasaws oder Chickopees, wenn ich mich recht erinnere. Sie lebten in einfachen, ungefähr drei oder vier Quadratmeter großen Hütten, die aus Kieferstangen gebaut und mit Rinde bedeckt waren. Sie ernährten sich hauptsächlich von Wild, Waschbären und dem Opossum – alles reichlich vorhanden in diesen Wäldern. Manchmal tauschten sie mit den Pflanzern des Bayou erlegtes Wild gegen Mais oder Whisky. Ihre gewöhnliche Kleidung bestand aus Kniehosen aus Hirschleder und in fantastischen Farben leuchtenden, aus Kattun gefertigten Jagdhemden, die vom Gürtel bis zum Kinn geknöpft waren. Sie trugen Messingringe an den Handgelenken und in ihren Ohren und Nasen. Die Kleidung der Squaws war sehr ähnlich. Sie liebten Hunde und Pferde – von letztgenannten besaßen sie viele Exemplare einer kleinen, zähen Rasse – und waren geschickte Reiter. Ihr Zaumzeug, ihre Gurte und Sättel waren aus roher Tierhaut gefertigt, die Steigbügel aus einer bestimmten Holzart. Während sie auf ihren Ponys saßen, Männer wie Frauen, rasten sie mit höchster Geschwindigkeit durch die angrenzenden Wälder, folgten engen Pfaden und wichen Bäumen aus in einer Art und Weise, die die höchste Kunst zivilisierter Reiterei ad absurdum führte. Sie teilten sich in alle Himmelsrichtungen auf, ließen den Wald das Echo ihrer Rufe verteilen und kamen mit derselben irrwitzigen Geschwindigkeit wieder zurück. Ihr Dorf war bekannt als Indian Castle und lag am Indian Creek, aber ihr Gebiet erstreckte sich bis zum Sabine River. Gelegentlich kam ein anderer Stamm aus Texas zu Besuch und dann gab es eine Art Karneval in den Great Pine Woods. Der Häuptling hieß Cascalla, der Zweite im Rang war sein Schwiegersohn John Baltese. Während meiner vielen Fahrten den Wasserlauf hinunter lernte ich sie beide, wie auch viele andere Stammesmitglieder kennen. Sam und ich haben sie oft besucht, wenn die Arbeit des Tages

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