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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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besichtigten unser neues Quartier. Kurz nach Frühstück fuhr ein mit Bauholz beladenes Fuhrwerk, vor dem drei Paar Ochsen angespannt waren, auf das Gelände. Auf dem Fahrersitz saß ein farbiger Mann. Er war ein weiterer Sklave Fords und der Ehemann von Rose. Sein Name war Walton. Rose stammte übrigens aus Washington und war vor fünf Jahren hierher gebracht worden. Sie hatte Eliza noch nie vorher gesehen, kannte aber Berry und die gleichen Straßen und Leute wie sie – entweder persönlich oder zumindest vom Hörensagen. Sie schlossen schnell Freundschaft und erzählten sich viel von vergangenen Zeiten und Freunden, die sie zurücklassen mussten.
     
    Ford war zu dieser Zeit ein wohlhabender Mann. Neben diesem Anwesen in Pine Woods gehörte ihm auch ein großes Bauholzgeschäft vier Meilen entfernt in Indian Creek und eine seiner Frau überschriebene riesige Plantage und viele Sklaven am Bayou Boeuf.
     
    Walton hatte seine Ladung Holz vom Sägewerk in Indian Creek gebracht. Ford wies uns an, mit ihm dorthin zurückzukehren und sagte, dass er bald nachkommen würde. Vor der Abfahrt rief uns Mrs. Ford in ein Lager und händigte mir einen Blecheimer Melasse – so nennt man den Sirup dort - für mich und Harry aus.
     
    Eliza beklagte immer noch den Verlust ihrer Kinder. Ford versuchte sie zu trösten so gut dies eben möglich war – er erzählte ihr, sie müsse nicht hart arbeiten und könne auch hier bei Rose bleiben und ihr bei der Hausarbeit helfen.
     
    Währen der Fahrt mit Walton im Fuhrwerk lernten Harry und ich ihn schnell kennen. Er war in Fords Leibeigenschaft geboren worden und sprach so freundlich und leidenschaftlich von ihm, wie es sonst nur ein Kind vom eigenen Vater tun würde. Als er mich fragte woher ich käme, sagte ich aus Washington. Seine Frau Rose hatte ihm viel von dieser Stadt erzählt und er nervte mich die ganze Zeit mit außergewöhnlichen und absurden Fragen.
     
    Als wir das Sägewerk in Indian Creek erreicht hatten sahen wir dort zwei weitere Slaven Fords, Sam und Antony. Sam war ebenfalls aus Washington und mit der gleichen Ladung wie Rose hierher gekommen. Er hatte auf einer Farm bei Georgetown gearbeitet. Antony war Hufschmied aus Kentucky und stand nun schon zehn Jahre in Diensten seines jetzigen Herrn. Sam kannte Burch und als ich erzählte, dass er der Händler war, der mich aus Washington weiter verkauft hatte, waren wir uns bemerkenswert schnell darüber einig, dass er einer einer der größten Schurken überhaupt war. Er hatte auch Sam nach Süden geschickt.
     
    Als Ford zum Sägewerk kam wurden wir eingeteilt Bauholz zu stapeln und Baumstämme zu spalten – eine Tätigkeit, die wir den gesamten Sommer über verrichteten.
     
    Unseren Sabbat verbrachten wir in der Regel auf dem Gehöft. An diesen Tagen versammelte Ford alle Sklaven um sich herum und las und erklärte die Heilige Schrift.  Sein Ziel war es in uns Gefühle der Güte füreinander zu erwecken, ebenso das Vertrauen zu Gott – dabei legte er immer wieder auch die Belohnungen dar, die denen, die ein aufrechtes und gottesfürchtiges Leben führten, versprochen waren. Er saß dabei im Eingang seines Hauses, umringt von seinen weiblichen und männlichen Dienern, die ihm ernst ins Gesicht schauten und sprach von der Güte des Schöpfers und dem ewigen Leben. Oft stieg das Gebet von seinen Lippen hinauf zum Himmel und war der einzige Klang, der die Einsamkeit dieses Ortes durchbrach.
     
    In diesem Sommer wurde Sam durch und durch gläubig und sein Verstand beschäftigte sich intensiv mit dem Thema Religion. Seine Herrin gab ihm eine Bibel, die er auch zur Arbeit mitnahm. Selbst während der kleinsten Pause las er darin, obwohl er damit große Schwierigkeiten hatte. Ich las ihm oft vor, was er mir mit unendlichen Bezeugungen der Dankbarkeit belohnte. Sams Frömmigkeit fiel auch einigen Leuten auf, die zum Sägewerk kamen und die Bemerkung die meist folgte war dass ein Mann wie Ford, der seinen Sklaven erlaubte Bibeln zu haben, "nicht dafür gemacht war, Nigger zu halten."
     
    Ford hatte allerdings keinerlei Einschränkungen durch seine Güte. Nicht nur einmal habe ich beobachten können dass diejenigen, die ihre Sklaven am anständigsten behandelten, mit der höchsten Arbeitskraft belohnt wurden. Ich weiß das aus meiner eigenen Erfahrung. Es war immer ein Quell der Freude Mr. Ford mit mehr Ertrag zu überraschen, als eigentlich an einem Tag gefordert war. Unter einigen der auf ihn folgenden Herren war der einzige

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