Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
Vom Netzwerk:
unförmige Feuerstelle.
     
    Eine Stunde vor Sonnenaufgang ertönt die Fanfare. Dann stehen die Sklaven auf, bereiten ihr Frühstück zu, füllen eine Kalebasse mit Wasser und eine andere mit kaltem Bacon und Maisfladen und eilen erneut zu den Feldern. Wenn man nach Tagesanbruch in den Quartieren aufgegriffen wird folgt diesem Verstoß eine ordentliche Tracht Prügel. Dann beginnen die Ängste und Mühen eines neuen Tages; und bis zu seinem Ende gibt es keine Rast. Er fürchtet sich davor, während des Tages beim Bummeln erwischt zu werden; er fürchtet sich davor, die Wiegestelle mit zu wenig Baumwolle im Korb zu erreichen; er fürchtet sich davor, sich hinzulegen und am nächsten Morgen zu verschlafen. Dies ist eine wahrheitsgetreue, genaue und nicht übertriebene Schilderung des täglichen Lebens eines Sklaven während der Baumwollernte am Bayou Boeuf.
     
    Im Januar ist normalerweise das vierte und letzte Pflücken abgeschlossen. Dann beginnt die Maisernte. Dieser wird als sekundäres Getreide angesehen und erhält weit weniger Augenmerk als die Baumwolle. Er wird, wie schon erwähnt, im Februar gepflanzt. Mais wird in dieser Gegend nur dafür angepflanzt, Schweine zu mästen und Sklaven satt zu kriegen; sehr wenig davon wird auf dem Markt verkauft, wenn überhaupt. Er wird hier über drei Meter groß und hat riesige Ähren. Im August werden die Blätter entfernt, in der Sonne getrocknet, gebündelt und als Trockenfutter für die Ochsen und Maultiere verwendet. Danach gehen die Sklaven durchs Feld und biegen die Ähre nach unten, um so das Getreide vor dem Regen zu schützen. In diesem Zustand bleibt das Feld bis die Baumwollernte früher oder später vorbei ist. Dann werden die Ähren vom Halm getrennt und mit der Schale in der Scheune gelagert; ohne Schale wäre die Ernte ein gefundenes Fressen für den Kornkäfer. Die Halme bleiben einfach auf dem Feld stehen.
     
    Auch die Süßkartoffel, in diesen Regionen "Carolina" genannt, wird angebaut. Sie wird aber nicht an Schweine oder das Vieh verfüttert und hat nur wenig Bedeutung. Sie wird gelagert, indem man sie einfach auf den Boden legt und mit etwas Erde oder Getreidehalmen bedeckt. Es gibt im Bayou Boeuf keine Keller. Es liegt so niedrig, dass jeder unterirdische Bau sofort mit Wasser voll laufen würde. Kartoffeln werden für einen oder eineinhalb Schilling pro hundert Liter gehandelt. Dasselbe gilt für Mais, außer da, wo er ungewöhnlich selten vorkommt.
     
    Sobald die Baumwolle und die Maisähren gelagert sind werden die Halme gezogen, auf große Haufen geworfen und verbrannt. Zur gleichen Zeit fahren die Pflüge wieder, werfen die Furchen auf und bereiten damit die nächste Aussaat vor. Die Erde in den Pfarreien Rapides und Avoyelles, und soweit ich das beurteilen kann auch im Rest dieser Region, ist überaus reichhaltig und fruchtbar. Es ist eine Art Mergel von brauner oder roter Färbung. Man braucht hier nicht diese kräftigenden Komposterden wie in den Ödlande und ein und dasselbe Feld kann jahrelang das gleiche Getreide tragen.
     
    Pflügen, säen, Baumwolle ernten, den Mais einsammeln und das Ziehen und Verbrennen der Halme nehmen alle vier Jahreszeiten in Anspruch. Holz fällen und hacken, Baumwolle pressen und Schweine mästen und töten läuft nebenbei her.
     
    Im September und Oktober werden die Schweine von den Bluthunden aus den Sümpfen getrieben und in Ställe gepfercht. An einem kalten Morgen, typischerweise um Neujahr, werden sie geschlachtet. Jeder Rumpf wird in sechs Teile gehackt und in Salz in der Räucherkammer gestapelt, einer über dem anderen. So verbleibt das Fleisch für ungefähr vierzehn Tage. Dann wird es aufgehängt, ein Feuer darunter entzündet und für fast ein halbes Jahr immer wieder geräuchert. Dieses gründliche Räuchern ist nötig, damit sich das Fleisch nicht mit Würmern infiziert. In solch warmen Klimazonen ist es sehr schwer, es zu konservieren und meine Gefährten und ich haben nicht nur einmal unsere wöchentliche Ration voll mit diesem ekligen Gewürm erhalten.
     
    Obwohl die Sümpfe nur so wimmeln vor Vieh, ist dieses doch keine Geschäftsquelle, zumindest keine bedeutende. Der Pflanzer schneidet seine Markierung ins Ohr oder brandmarkt das Tier auf der Seite und treibt es wieder in die Sümpfe. Dort können die Herden in diesen fast grenzenlosen Gegenden herum streifen. Das Vieh ist von der spanischen Rasse, klein und mit spitzen Hörnern. Ich habe erfahren, dass auch Herden aus dem Bayou Boeuf

Weitere Kostenlose Bücher