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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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zwischen den Hütten herumrennen. Wenn er einen unachtsamen Sklaven erwischte und diesem einen vollen Schlag versetzen konnte, erfreute ihn das zutiefst. Gerade die jüngeren Kinder und die alten Leute mussten darunter leiden. Und immer wenn die Verwirrung am Größten war stellte er sich listig hinter eine Hütte und wartete mit erhobener Peitsche, bis er sie in das erste schwarze Gesicht, das um die Ecke lugte, herunterfahren lassen konnte.
     
    Ab und zu war seine Laune auch etwas besser, wenn er heimkam. Dann war Frohsinn angesagt. Alle mussten zu seiner Melodie tanzen. Dann wollte Master Epps seine melodiösen Ohren mit dem Klang einer Geige verwöhnen lassen. Dann wurde er heiter und "trippelte auf Zehenspitzen" lustig auf dem Vorplatz herum und durchs ganze Haus.
     
    Als Tibeats mich verkaufte, informierte er Epps auch über meine Fähigkeiten als Geigenspieler. Dies wiederum hatte er von Ford erfahren. Das beharrliche Bedrängen seiner Frau hat Master Epps schließlich während eines Besuchs in New Orleans dazu verleitet, mich zu kaufen. Hin und wieder rief er mich ins Haus, um vor der Familie zu spielen und seine Frau war ein besonders leidenschaftlicher Freund der Musik.
     
    Wann immer Epps von einer Sauftour heimkehrte und in Tanzlaune war, mussten wir uns alle im größten Raum des Hauses versammeln. Egal wie müde und erschöpft wir waren, jeder musste tanzen. Als alle ordentlich aufgestellt waren begann ich eine Melodie anzustimmen.
     
    "Tanzt, ihr verdammten Nigger, tanzt", schrie Epps dann.
     
    Dann durfte man nicht mehr zögerlich sein und es galten keine langsamen oder matten Bewegungen mehr; alles musste lebhaft, munter und rege vor sich gehen. "Rauf und runter, Ferse und Zehen, und los geht's", war das Motto der Stunde. Epps' beleibter Körper mischte sich unter den seiner dunklen Sklaven und alles bewegte sich schnell durch das Labyrinth des Tanzes.
     
    Für gewöhnlich trug Epps auch hier die Peitsche in der Hand, bereit sie dem vermessenen Leibeigenen, der kurz nach Atem rang oder gar eine Pause einlegte, um die Ohren zu jagen.
     
    Wenn er müde war gab es eine kurze Pause; aber nur eine sehr kurze. Mit einem Schnalzer der Peitsche schrie er wieder "Tanzt, Nigger, tanzt"; dann fing alles von vorne an. Ich saß derweil in einer Ecke und entlockte meiner Geige, angespornt durch eine gelegentliche Berührung mit der Peitsche, eine schnelle Melodie nach der anderen. Die Herrin rügte ihn oft und drohte, sie würde in das Haus ihres Vaters nach Cheneyville zurückkehren; nichtsdestotrotz konnte sie manchmal, wenn er wieder einen seiner Späße trieb, einen Lachanfall nicht vermeiden. Manchmal wurden wir so bis in den frühen Morgen festgehalten. Gezeichnet von der harten Arbeit, nach nichts anderem verlangend als einer erfrischenden Ruhepause, den Wunsch im Kopf sich auf den Boden zu werfen und zu weinen – Edwin Epps' unglückliche Sklaven verbrachten so manche Nacht tanzend und jauchzend in seinem Haus.
     
    Ungeachtet dieses Schlafentzugs, um die Launen eines unvernünftigen Herrn zu befriedigen, mussten wir dennoch bei Sonnenaufgang auf dem Feld sein und unsere angestammten Tätigkeiten wieder aufnehmen. Auch wurde diese Entbehrung nicht als Strafmilderungsgrund akzeptiert, wenn jemand zu wenig Baumwolle im Korb hatte oder im Maisfeld nicht mit der üblichen Geschwindigkeit hackte. Die Auspeitschungen waren genauso schmerzhaft wie nach einer kräftigenden und belebenden Nachtruhe. Im Gegenteil, Epps war nach solchen wilden Ausschweifungen oft noch unbarmherziger als sonst. Er bestrafte für weit geringere Taten und schlug die Peitsche noch rachsüchtiger und intensiver.
     
    Ich plackte zehn Jahre für diesen Mann, ohne jede Belohnung. Zehn Jahre meiner beständigen Arbeit haben seinen Wohlstand wachsen lassen. Zehn Jahre musste ich ihn mit nach unten geneigten Augen und unbedecktem Kopf anreden – mit der Haltung und in der Sprache eines Sklaven. Ich schulde ihm nichts, außer vielleicht unverdiente Misshandlungen und Striemen.
     
    Außerhalb der Reichweite dieses unmenschlichen Bastards und heute, da ich Gott sei Dank auf dem Boden des freien Staats stehe, in dem ich geboren worden bin, kann ich meinen Kopf wieder unter Menschen erheben. Ich kann mit offenen Augen von dem Unrecht, das mir widerfahren ist und denen, die es mir angetan haben, erzählen. Aber ich habe kein Verlangen von ihm, oder jedem anderen, unwahr zu reden. Von Edwin Epps wahrheitsgemäß zu berichten wäre zu sagen

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