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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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vollem Bewusstsein, all seine Kameraden zu opfern und sich bei seinem Herrn anzubiedern, um die Konsequenzen, die er vorhersah, zu vermeiden. Er schlich sich vom Treffpunkt weg und nannte den Pflanzern die Anzahl der Sklaven, die im Wald versteckt waren; und anstatt seine wahre Absicht offenzulegen versicherte er, dass es deren Absicht sei, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit ihr Versteck zu verlassen und jeden Weißen entlang des Bayou umzubringen.
     
    Diese Ankündigung, die von Mund zu Mund getragen wurde und dort immer mehr Unwahrheiten angedichtet bekam, erfüllte das gesamte Gebiet mit Furcht. Die Flüchtlinge wurden verhaftet, in Ketten nach Alexandria verfrachtet und dort von der Bevölkerung gelyncht. Aber nicht nur diese traf es, viele Verdächtige wurden, obwohl vollkommen unschuldig, von den Feldern und aus den Hütten geholt und ohne Prozess oder Rechtfertigung zum Schafott geführt. Die Pflanzer am Bayou rebellierten schließlich gegen diese Zerstörung ihres Eigentums, aber das rücksichtslose Abschlachten hatte kein Ende bevor nicht ein Regiment Soldaten aus einem Fort an der texanischen Grenze die Galgen abriss und die Türen des Gefängnisses in Alexandria öffnete. Lew Cheney entkam und wurde für seinen Verrat sogar belohnt. Er lebt immer noch, aber sein Name ist verhasst und verflucht unter den Sklaven in den Pfarreien Avoyelles und Rapides.
     
    Die Idee eines Aufstands war zu diesem Zeitpunkt allerdings auch nicht neu unter der versklavten Bevölkerung des Bayous. Ich habe mehr als einmal an ernsthaften Beratungen teilgenommen und es gab Zeiten, wo ein Wort von mir gereicht hätte, um einige hundert Gefährten in einen Aufruhr zu stürzen. Ich wusste, dass dieser Schritt ohne Waffen und Munition, vielleicht nicht einmal mit diesen, garantiert in einer Niederlage, Vernichtung und Tod geendet hätte – also erhob ich meine Stimme immer dagegen.
     
    Ich erinnere mich noch gut an die überaus verschwenderischen Hoffnungen, die während des Krieges mit Mexiko Einzug hielten. Die Nachricht des Siegs erfüllte die "großen Häuser" mit Jubel und die Hütten mit Enttäuschung und Sorge. Meiner Meinung nach – und ich hatte die Gelegenheit dieses Gefühl, von dem ich gerade sprach, selbst zu erleben – gibt es nicht mal fünfzig Sklaven am Bayou, die eine ins Land einmarschierende Armee nicht mit lautem Hurra! begrüßen würden.
     
    Jeder, der sich selbst damit tröstet, dass der unwissende und erniedrigte Sklave keinen Eindruck vom Umfang des Unrechts hat, das ihm angetan worden ist, täuscht sich gewaltig. Jeder der glaubt, dass er sich von den Knien erhebt, sein Rücken zerschnitten und blutend, und auch nur die geringste Milde oder Vergebung fühlt, täuscht sich gewaltig. Es mag der Tag kommen – er wird kommen, wenn seine Gebete erhört werden – an dem sein Herr an seiner Stelle umsonst um Gnade winseln wird – der schreckliche Tag der Rache!
 
Kapitel 18
     
    Wie im vorigen Kapitel berichtet, musste Wiley unter den Händen von Master Epps sehr leiden; allerdings erging es ihm da auch nicht besser als seinen unglücklichen Gefährten. "Wer seine Rute schont" war nicht Epps' Lebenseinstellung ( Buch der Sprüche 13:24, Anmerkung des Übersetzers ). Immer wieder kam seine Veranlagung zum Missmut zum Vorschein und dann galt es immer, eine gewisse Menge an Strafe zu verteilen, ganz egal wie klein das Vergehen auch gewesen sein mag. Die Umstände, die zu meiner vorletzten Tracht Prügel geführt hatten, werden nun zeigen welch trivialen Grund es brauchte, damit Epps zur Peitsche griff.
     
    Ein Mister O'Niel, der in der Nähe der Big Pine Woods wohnte, schaute bei Epps vorbei und wollte mich kaufen. Sein Beruf war die Gerberei und Striegelei und seine Geschäfte gingen gut. Er wollte mich in einer Abteilung seines Betriebes beschäftigen, vorausgesetzt natürlich, er könne mich erwerben. Tante Phebe, die den Mittagstisch im "großen Haus" deckte, konnte ihrer Unterhaltung zuhören. Nachdem sie nachts zum Hof zurückgekehrt war rannte die alte Frau zu mir in der Hoffnung, mich mit den Neuigkeiten zu überwältigen. Sie begann, Wort für Wort zu wiederholen, was sie gehört hatte – und ihre Ohren waren dafür bekannt, dass sie jedes gesprochene Wort begierig aufsaugten. Sie führte die Tatsache, dass "Massa Epps mich an einen Gerber in den oberen Pine Woods" verkaufen wollte, in allen Details aus – so lang und laut, dass sie die Aufmerksamkeit der Herrin erregte, die unbemerkt auf

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