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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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Carolina anzusteuern. Tagsüber hielt er sich versteckt, manchmal sogar im Geäst eines Baums, und des Nachts eilte er vorwärts durch die Sümpfe. Eines Morgens erreichte er dann kurz vor Sonnenaufgang das Ufer des Red River. Während er dort stand und überlegte, wie er den Fluss überqueren konnte, sprach ihn ein weißer Mann an und verlangte einen Pass. Da er keinen besaß war schnell klar, dass er ein Flüchtling war. Er wurde nach Alexandria, der Hauptstadt der Pfarrei Rapides, gebracht und dort inhaftiert. Nach einigen Tagen sah ihn dort Joseph B. Roberts, der Onkel von Mistress Epps, der zufällig in Alexandria war und ihn sofort erkannte. Als Epps noch in Huff Power lebte, hatte Wiley auch auf seiner Plantage gearbeitet. Er bezahlte die Gefängnisgebühren und schrieb ihm einen Pass mit einer Notiz für Epps, ihn nach seiner Auskunft nicht auszupeitschen. Wiley wurde zurückgeschickt an den Bayou Boeuf. Die Hoffnung, dass Epps sich an Roberts' Bitte halten würde – eine Hoffnung, die Roberts ausdrücklich bestätigt hatte – stärkte ihn, als er auf das Haus zuhielt. Die Bitte wurde allerdings, wie man vielleicht bereits vermuten durfte, vollkommen ignoriert. Nachdem man ihn drei Tage weggesperrt hatte, wurde Wiley ausgezogen und erhielt eine dieser unmenschlichen Auspeitschungen, denen Sklaven so oft unterzogen wurden. Es war sein erster und letzter Fluchtversuch. Die langen Narben auf seinem Rücken, die er in sein Grab mitnehmen wird, werden ihn auf ewig an die damit verbundenen Gefahren erinnern.
     
    Es gab in den zehn Jahren, in denen ich bei Epps weilte, nicht einen einzigen Tag, in dem ich nicht den Gedanken an Flucht hegte. Ich entwarf eine Menge Plane, die immer vorzüglich klangen, aber samt und sonders schon nach kurzer Zeit wieder beerdigt wurden. Jemand, der nie in dieser Situation war, kann kaum erfassen, welche Hindernisse ein fliehender Sklave zu gewärtigen hat. Jeder Weiße wird seine Hand gegen ihn erheben – die Patrouillen werden nach ihm Ausschau halten – die Hunde werden auf seiner Fährte sein – und die Beschaffenheit des Landes macht ein sicheres Durchkommen so gut wie unmöglich. Ich glaubte aber immer daran, dass die Zeit, in der ich wieder durch die Sümpfe rennen musste, nochmals kommen würde. Für diesen Fall beschloss ich gerüstet zu sein für Epps' Hunde, die mich sicher verfolgen würden. Er besaß einige, darunter auch einen berüchtigten Sklavenjäger, der der schärfste und wildeste seiner Rasse war. Wenn wir draußen den Waschbär und das Opossum jagten und allein waren ließ ich keine Gelegenheit aus, die Hunde aufs Härteste auszupeitschen. So gelang es mir nach und nach, sie vollständig zu unterwerfen. Sie fürchteten mich und gehorchten mir selbst dann, wenn andere keine Gewalt mehr über sie hatten. Wären sie auf meiner Fährte und hätten mich schließlich eingeholt hatte ich keine Zweifel, dass sie davor zurückschrecken würden, mich anzugreifen.
     
    Obwohl man unter Garantie erwischt wurde waren die Sümpfe trotzdem ständig voll mit flüchtigen Sklaven. Viele, die so krank waren, dass sie ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen konnten, rannten in die Sümpfe, um sich dort ein oder zwei Tage auszuruhen. Sie nahmen die mit ihrer Ergreifung verbundene Strafe damit billigend in Kauf.
     
    Während ich noch Ford gehörte, hatte ich einmal unabsichtlich den Aufenthaltsort von sechs oder acht Flüchtlingen verraten, die in den Great Pine Woods lebten. Adam Taydem schickte mich oft von der Mühle zur Rodung, um dort Vorräte zu holen. Die gesamte Strecke verlief durch dichten Kiefernwald. Als ich gegen zehn Uhr einer wunderschönen Mondscheinnacht die Texas Road zur Mühle zurücklief trug ich zubereitetes Schweinefleisch in einer Tasche auf meinem Rücken. Da hörte ich Schritte hinter mir und als ich mich umdrehte, erkannte ich zwei Männer, gekleidet im typischen Stil der Sklaven, die sich mir schnell näherten. Als sie mich fast eingeholt hatten erhob einer der beiden eine Keule, als ob er mich damit schlagen wollte; der andere langte nach meiner Tasche. Ich konnte beiden ausweichen und es gelang mir, den herumliegenden Ast einer Kiefer zu ergreifen. Diesen schleuderte ich den beiden entgegen und traf den einen mit solcher Wucht am Kopf, dass er sofort umfiel und augenscheinlich bewusstlos zu Boden ging. In diesem Moment tauchten am Rand der Straße zwei weitere Personen auf. Bevor sie mich packen konnten war ich aber schon an ihnen vorbei und rannte

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