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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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dem Vorplatz stand und nun unserer Unterhaltung lauschte.
     
    "Nun, Tante Phebe", sagte ich, "ich bin froh darüber. Ich habe es satt, Baumwolle zu kratzen und wäre gerne ein Gerber. Ich hoffe, dass er mich kauft."
     
    Der Verkauf kam nicht zu einem Abschluss, da es Differenzen über den Preis gab und sich O'Niel am nächsten Morgen auf den Heimweg machte. Er war nur kurze Zeit weg, als Epps bei den Feldern auftauchte. Nichts bringt einen Sklavenherrn, ganz besonders Epps, mehr in die größte Wut als die Andeutung eines seiner Diener, dass er ihn gern verlassen würde. Mistress Epps hatte ihm gegenüber meine vorabendlichen Worte zu Tante Phebe wiederholt - was ich wiederum von Tante Phebe erfuhr, da Mistress Epps ihr sagte, dass sie die Unterhaltung mitgehört hatte. Nun, da er auf dem Feld war, hielt Epps direkt auf mich zu.
     
    "So, Platt, du hast genug vom Baumwollkratzen, nicht war? Du würdest gern deinen Herrn wechseln, hä? Du kommst gerne rum – bist ein Reisender – nicht wahr? Ah, ja – hast Spaß am Reisen, vielleicht? Bist zu besserem gemacht als Baumwolle zu kratzen, mein' ich. Also gehst du ins Gerbergeschäft? Gutes Geschäft – höllisch gutes Geschäft. Ein Unternehmernigger! Glaub' ich sollte selbst in dieses Geschäft gehen. Runter auf die Knie und nimm den Sack da von deinem Rücken! Ich werde jetzt versuchen, ob meine Hand auch gerben kann."
     
    Ich flehte ihn an und versuchte, ihn mit Entschuldigungen zu besänftigen, aber alles war umsonst. Es gab keine Alternative; also kniete ich mich hin und präsentierte ihm meinen nackten Rücken in Erwartung der Peitsche.
     
    "Wie gefällt dir das Gerben ?", rief er aus, als die Peitsche auf mein Fleisch herniederfuhr. "Wie gefällt dir das Gerben ?", wiederholte er mit jedem Schlag. So verabreichte er mir fünfundzwanzig oder dreißig Schläge, das Wort "Gerben" ständig in einer anderen Art betonend. Nachdem ich ausreichend "gegerbt" worden war erlaubte er mir, aufzustehen und versicherte mir mit einem bösartigen Lachen, dass er mir jederzeit wieder Unterricht im "Gerben" erteilen würde, falls ich mich immer noch mit dem Gedanken tragen sollte, in dieses Geschäft einzusteigen. Dies, betonte er, sei nur eine knappe Lektion im "Gerben" gewesen – das nächste Mal würde er mich "niederstriegeln."
     
    Auch Onkel Abram wurde oft mit größter Brutalität behandelt, obwohl er zu den nettesten und treuesten Geschöpfen auf der Welt zählte. Er war jahrelang mein Mitbewohner in der Hütte. Sein Gesicht hatte immer einen mildtätigen Ausdruck und es machte Freude, dies zu beobachten. Er betrachtete uns mit elterlichen Gefühlen und gab uns oft wichtige und sehr entschiedene Ratschläge.
     
    Als ich eines Nachmittags von Marshalls Plantage zurückkehrte, wohin mich meine Herrin entsandt hatte, fand ich ihn mit blutverschmierter Kleidung auf dem Boden der Hütte liegen. Er erzählte mir, dass auf ihn eingestochen wurde. Während sie Baumwolle verteilt hatten, war Epps betrunken aus Holmesville zurückgekehrt. Er mäkelte an allem rum und gab so viele unterschiedliche Anweisungen, dass es unmöglich war, überhaupt eine davon auszuführen. Onkel Abram, dessen Verstand langsam trüb wurde, passierte ein Fehler, der aber nicht weiter schlimm war. Epps war darüber aber so wütend, dass er sich in seiner betrunkenen Unbesonnenheit auf den alten Mann warf und ihn in den Rücken stach. Es war eine lange, schreckliche Wunde, aber Gott sei Dank nicht tief genug, um tödlich zu sein. Die Herrin hatte die Wunde genäht und ihren Gatten mit extremer Härte getadelt, ihn nicht nur wegen seiner Unmenschlichkeit beschimpft, sondern auch erklärt, dass sie ja nichts anderes von ihm erwarte, dass er seine Familie eines Tages in die Armut stürzen würde – dass er alle Sklaven auf seiner Plantage in einem seiner volltrunkenen Wutausbrüche töten würde.
     
    Es war nicht ungewöhnlich, dass er Tante Phebe mit einem Stuhl oder einem hölzernen Stock niederstreckte; aber die grausamste Auspeitschung, der ich zusehen musste, und an die ich mich ausnahmslos mit einem Gefühl des Horrors erinnere, musste die unglückliche Patsey erleben.
     
    Ich habe ja bereits beschrieben, wie Mistress Epps' Eifersucht und Hass das tägliche Leben ihrer jungen und tatkräftigen Sklavin unwürdig machten. Ich erfreue mich an dem Gedanken, dass ich das gutartige Mädchen viele Male vor Bestrafung bewahrt habe. Wenn Epps weg war gab mir die Herrin oft den Befehl, Patsey ohne den

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