Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
voller Angst und so schnell ich konnte in Richtung der Mühle. Als Adam von meinem Abenteuer erfuhr, eilte er direkt zum Indianerdorf und weckte Cascalla und einige andere Stammesmitglieder. Sie nahmen die Verfolgung der Wegelagerer auf. Ich begleitete sie zum Ort des Überfalls, wo wir dort, wo ich den einen Banditen mit dem Ast erwischt hatte, eine Blutlache auf dem Boden vorfanden. Nachdem wir den Wald um uns herum eine Weile sorgfältig durchsucht hatten entdeckte einer von Cascallas Männern Rauch, der durch die Äste einiger umgestürzter Bäume aufstieg, deren Wipfel zusammenstanden. Vorsichtig umkreisten wir das Lager und nahmen alle gefangen. Sie waren von einer Plantage in der Nähe von Lamourie entflohen, hatten bereits drei Wochen hier gelebt. Und verfolgten mir gegenüber keine böse Absicht, sondern wollten nur das Schweinefleisch erbeuten. Sie hatten mich bereits auf dem Weg zu Ford entdeckt und den Grund meines Gangs erraten. Als sie dann bei Ford beobachten konnten, wie ich das Schweinefleisch bereitete und einpackte, beschlossen sie, mich auf dem Rückweg zu überfallen.
Die Nahrung war ihnen ausgegangen und die blanke Not hatte sie zu diesem Schritt getrieben. Adam überführte sie zum Gefängnis der Pfarrei und wurde entsprechend belohnt.
Es passiert nicht selten, dass ein Ausreißer sein Leben während der Flucht verliert. Auf einer Seite grenzte Epps' Besitz an das Gelände von Carey, der eine große Zuckerplantage hatte. Er bewirtschaftete mindestens 1500 Morgen Zuckerrohr und sein Ertrag belief sich fast immer auf über eine halbe Million Liter Zucker. Daneben baut er auf 500 oder 600 Morgen Land Mais und Baumwolle an. Letztes Jahr besaß er knapp über hundertfünfzig Erntehelfer, neben fast genau so vielen Kindern, und heuert jedes Jahr weitere Sklaven von diesseits des Mississippi an.
Einer seiner Treiber war ein netter und kluger Negerjunge namens Augustus. Während der Feiertage, und manchmal auch wenn wir auf gegenüberliegenden Feldern arbeiten mussten, nutzte ich die Gelegenheit, um mich mit ihm bekannt zu machen. Daraus entstand eine warmherzige und gegenseitige Bindung. Im vorletzten Sommer zog er sich unglücklicherweise den Zorn des Aufsehers zu, der ein brutaler und herzloser Rohling war und ihn aufs Grausamste auspeitschte. Augustus rannte weg. Als er eine Zuckerrohrscheune auf Hawkins' Plantage erreichte, versteckte er sich auf dem Boden. Carey setzte seine gesamte Hundemeute auf die Fährte des Jungen und diese führte ihn auch sogleich zu seinem Versteck. Sie umrundeten bellend und kratzend die Scheune, konnten den Entflohenen aber nicht erreichen. Dann hatte das Toben der Hunde auch die Verfolger hergeführt und einer der Aufseher erklomm die Scheune. Er zog Augustus heraus und warf ihn zu Boden, wo die gesamte Meute sofort über ihn herfiel. Bevor man die Hunde wegziehen konnte hatten sie seinen Körper in der abscheulichsten Art und Weise zerbissen und entstellt. An unendlich vielen Stellen waren die Zähne bis zum Knochen vorgedrungen. Er wurde hochgezogen, auf ein Maultier gelegt und nach Hause getragen. Es waren seine letzten Schmerzen auf dieser Erde. Er konnte sich noch bis zum nächsten Tag am Leben halten, dann besuchte der Tod den armen Jungen und erlöste ihn gnädig von seinen Leiden.
Auch unter Sklavinnen war es nicht unüblich, die Flucht zu wagen. Nelly, eines von Eldrets Mädchen, mit der ich einige Zeit in der Big Cane Brake Holz geschlagen hatte, lag drei Tage lang in Epps' Maisscheune verborgen. Nachts, wenn alles schlief, stahl sie sich in die Hütten, besorgte sich Nahrung und kehrte dann zur Scheune zurück. Als wir beschlossen, dass wir selbst nicht mehr sicher wären, wenn sie noch länger bei uns bliebe, ging sie wieder in ihre eigene Hütte zurück.
Das eindrucksvollste Beispiel, wie man sich erfolgreich Hunden und Jägern entziehen kann, war folgendes: Unter Careys Mädchen gab es eines mit Namen Celeste. Sie war neunzehn oder zwanzig und von weißerer Hautfarbe als ihr Besitzer oder dessen Familie. Es bedurfte schon einer sehr genauen Inspektion um in ihr die kleinste Spur afrikanischen Bluts zu finden. Ein Fremder hätte nie erraten, dass sie ein Abkomme von Sklaven war. Eines Abends saß ich in meiner Hütte und spielte eine traurige Melodie auf meiner Geige, als sich plötzlich vorsichtig die Tür öffnete und Celeste vor mir stand. Sie war bleich und eingefallen.
Ich wäre nicht mehr erschrocken, hätte sich vor
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