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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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würden weitere Schritte anstehen. Er ermahnte mich, tapfer zu bleiben und mich auf seine anhaltenden Bemühungen zu verlassen. Er versicherte mir ernst und mit Nachdruck, dass seine Gedanken sich von nun an ausschließlich um meine Befreiung drehen würden.
     
    In seiner Abwesenheit verging die Zeit nur sehr langsam. Ich erwartete Weihnachten mit größter Ungeduld und Sorge. Ich hatte die Hoffnung auf eine Antwort auf meine Briefe fast aufgegeben. Sie könnten verloren gegangen, oder ganz woanders gelandet sein. Vielleicht waren die Empfänger in Saratoga doch schon tot; vielleicht waren sie so mit ihrem eigenen Leben beschäftigt, dass das Schicksal eines unbedeutenden, unglücklichen schwarzen Manns für sie viel zu unbedeutend war. Meine ganze Hoffnung ruhte auf Bass. Mein Vertrauen in ihn war ein steter Quell des Trosts und befähigte mich, der Enttäuschung, die mich übermannt hatte, die Stirn zu bieten.
     
    Ich war so mit Nachdenken über meine Lage und meine Aussichten beschäftigt dass die Helfer, mit denen ich auf dem Feld war, dies oft mitbekamen. Patsey fragte, ob ich krank sei und Onkel Abram, Bob und Wiley wollten neugierig wissen, über was ich ständig so intensiv nachdachte. Aber ich entfloh ihren Erkundigungen immer mit einer nichtssagenden Erklärung und behielt meine Gedanken in meinem Herzen unter Verschluss.
     
Kapitel 20
 
    Bass hielt sein Wort und kam einen Tag vor Weihnachten, gerade als die Sonne unterging, in den Hof geritten.
     
    "Wie geht's?", fragte Epps und schüttelte seine Hand, "schön, Sie zu sehen."
     
    Es wäre nicht ganz so schön gewesen wenn er den Grund für sein Kommen erahnt hätte.
     
    "Geht ganz gut, ganz gut", antwortete Bass. "Musste was am Bayou erledigen und entschloss mich, vorbeizuschauen, Sie zu besuchen und über Nacht zu bleiben."
     
    Epps befahl einem der Sklaven, sich um das Pferd zu kümmern und unter viel Gerede und Gelächter gingen die beiden ins Haus; zuvor warf mir Bass allerdings einen bedeutungsvollen Blick zu als wolle er sagen, "Geheimsache, wir verstehen uns." Gegen zehn Uhr nachts war die Arbeit des Tages erledigt und ich ging in meine Hütte. Zu dieser Zeit wohnten Onkel Abram und Bob bei mir. Ich legte mich auf mein Brett und tat, als ob ich schlafen würde. Als meine Gefährten in einen tiefen Schlaf gefallen waren stahl ich mich aus der Tür, beobachtete und wartete auf ein Zeichen oder einen Ton von Bass. Ich stand dort bis lange nach Mitternacht, aber nichts passierte. Ich vermutete, dass er sich nicht traute das Haus zu verlassen aus Angst, dass ihn jemand aus der Familie beobachten könnte. Ich schätzte – und damit lag ich richtig – dass er früher als sonst aufstehen würde und mich so sehen könnte, bevor Epps wach war. Also weckte ich Onkel Abram eine Stunde früher als sonst und schickte ihn ins Haus um Feuer zu machen, was zu dieser Jahreszeit zu seinen Aufgaben gehörte.
     
    Bob schüttelte ich kräftig und fragte ihn, ob er bis Mittag schlafen wolle und sagte ihm, der Herr sei bestimmt schon wach, bevor die Maultiere gefüttert waren. Er wusste nur zu gut, welche Konsequenzen ihm in diesem Fall blühen würden, sprang auf die Füße und war im nächsten Augenblick an der Viehweide.
     
    Kurz nachdem beide weg waren schlüpfte Bass in die Hütte.
     
    "Noch kein Brief, Platt", sagte er. Diese Aussage legte sich auf mein Herz wie Blei.
     
    "Oh, bitte schreiben Sie noch mal, Master Bass", heulte ich. "Ich kann Ihnen noch viele Leute nennen, die ich kenne. Sicher sind noch einige am Leben und jemand wird Mitleid mit mir haben."
     
     "Kein Zweck", erwiderte Bass, "kein Zweck. Ich habe darüber nachgedacht. Ich habe Angst, dass der Postbeamte in Marksville misstrauisch werden könnte. Ich habe so oft dort nachgefragt. Zu unsicher – zu gefährlich."
     
    "Dann ist alles aus", stieß ich hervor. "Oh mein Gott, sollen meine Tage hier enden?"
     
    "Du wirst dein Leben nicht hier beenden", sagte er, "falls du nicht sehr bald sterben wirst. Ich habe immer wieder über das Problem nachgedacht und bin zu einem Entschluss gekommen. Es gibt mehr als einen Weg, unser Ziel zu erreichen, und ganz sicher einen besseren und sichereren Weg als Briefe zu schreiben. Ich habe noch einen oder zwei Jobs in Aussicht, welche ich bis März oder April fertiggestellt haben werde. Dann habe ich eine beträchtliche Summe Geld verdient und dann Platt, dann gehe ich selbst nach Saratoga."
     
    Ich konnte kaum meinen Ohren trauen als diese Worte von

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