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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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Lebensgeschichte erfuhr.
     
    Am Samstag, der auf unsere Unterredung am Bayou folgte, ging Bass heim nach Marksville. Am Sonntag schrieb er in seinem Zimmer die Briefe. Einen adressierte er an den obersten Zollinspektor in New York, einen an Richter Marvin und einen weiteren gemeinsam an die Herren Parker und Perry. Dieser führte schlussendlich zu meiner Befreiung. Er unterschrieb mit meinem echten Namen, bemerkte aber im Postskriptum, dass ich nicht der Verfasser des Briefs war. Im Brief selbst wies er darauf hin, dass dies ein gefährliches Unterfangen sei, das "ihn das Leben kosten könne, sollte er entdeckt werden." Ich habe diesen Brief nicht gesehen, bevor Bass ihn abgeschickt hat, aber mittlerweile eine Kopie davon erhalten. Hier ist der Wortlaut:
     
    "Bayou Boeuf, den 15. August 1852.
     
    "Mister William Perry oder Mister Cephas Parker:
     
    "Meine Herren – es ist eine lange Zeit vergangen, seit ich Sie das letzte Mal gesehen oder von Ihnen gehört habe. Ich schreibe Ihnen mit einiger Unsicherheit, da ich nicht weiß, ob Sie noch leben. Aber die Wichtigkeit der Sache möge dies rechtfertigen.
     
    "Als freier Mann am anderen Ufer des Flusses geboren bin ich sicher, dass Sie mich kennen. Ich bin nunmehr hier ein Sklave. Mein Wunsch ist, dass Sie mir Dokumente über meine Freiheit besorgen und diese zu mir nach Marksville, Louisiana, Pfarrei von Avoyelles, senden. Ich verbleibe,
     
    "Ihr ergebener Solomon Northup.
     
    "Ich wurde versklavt als ich in Washington City krank wurde und dann in eine Ohnmacht fiel. Als ich aufwachte, hatte man mich meiner Dokumente beraubt und in Ketten in diesen Staat verschleppt. Dort habe ich bis heute niemanden gefunden, der für mich schreiben kann; und er, der jetzt gerade schreibt, riskiert sein Leben, wenn er entdeckt wird."
     
    Der Hinweis auf mich in dem kürzlich veröffentlichen Werk "Ein Führer zu Onkel Toms Hütte" enthält den ersten Teil dieses Briefs, lässt aber das Postskriptum aus. Auch werden die Namen der Gentlemen, die Empfänger der Briefe waren, nicht korrekt wiedergegeben, vielleicht durch Druckfehler. Wie man gleich sehen wird ist eher das Postskriptum als der Inhalt des Briefs für meine Befreiung verantwortlich.
     
    Als Bass aus Marksville zurückkehrte informierte er mich über das, was er getan hatte. Wir berieten uns weiterhin zur Mitternacht und sprachen tagsüber nur das, was für die Arbeit wichtig war. So gut er das abschätzen konnte glaubte er, dass der Brief frühestens in zwei Wochen Saratoga erreichen würde und die gleiche Zeitspanne für eine Antwort verstreichen würde. Falls überhaupt eine Antwort kommt, würde dies also innerhalb von sechs Wochen passieren. Es wurden nun viele Vermutungen angestellt und es folgten viele Unterhaltungen darüber, wie man am sichersten und saubersten vorgehen solle, wenn die Dokumente da waren. Sie hätten Bass schaden können, falls man uns dabei überrascht hätte, wie wir gemeinsam das Land verlassen wollten. Es hätte mit Sicherheit individuelle Feindseligkeiten gegeben, aber es war kein Rechtsbruch, einem freien Mann zur Wiedererlangung seiner Freiheit zu verhelfen.
     
    Nach Ablauf von vier Wochen war Bass erneut in Marksville, aber es war noch keine Antwort eingetroffen. Ich war zutiefst enttäuscht, tröstete mich aber mit der Betrachtung, dass noch nicht genug Zeit vergangen war, dass es vielleicht Verzögerungen gegeben hatte und dass ich keinen Grund hatte, schon so früh eine Antwort zu erwarten. Sechs, sieben, acht, zehn Wochen gingen ins Land, aber es kam keine Antwort. Jedes Mal, wenn Bass sich nach Marksville aufmachte, hielt ich es vor Spannung kaum aus und konnte kaum schlafen, bis er zurück war. In der Nacht vor seiner Abreise war ich der Verzweiflung hilflos ausgesetzt. Ich hatte mich an ihn geklammert, wie ein Ertrinkender sich an ein Stück Treibgut klammert – in der Gewissheit, dass er unter den Wellen den Tod finden würde, sollte er das Treibgut verlieren. Die glorreichen Aussichten, die ich so sehr gehegt hatte, zerfielen wie Staub in meiner Hand. Ich fühlte mich, als ob ich hinunter und immer weiter hinunter sinken würde in die bitteren Fluten der Sklaverei - in unergründliche Tiefen, von denen es keine Wiederkehr gab.
     
    Mein Leid mit anzusehen berührte das großzügige Herz meines Freundes und Wohltäters sehr. Er versuchte ständig, mich aufzumuntern und versprach am Tag vor Weihnachten wiederzukehren. Sollten wir bis dahin keine Nachricht erhalten haben,

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