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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
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wegen gegen seine eigenen Überzeugungen und seinen Glauben argumentierend.
     
    Bass blieb den Sommer über bei Epps und besuchte nur alle zwei Wochen Marksville. Je mehr ich ihn kennenlernte, desto mehr gewann ich die Überzeugung, dass er ein Mann war, dem ich vertrauen konnte. Nichtsdestotrotz hatte mich mein vorangegangenes Missgeschick gelehrt, sehr vorsichtig zu sein. Es stand mir nicht zu, mit einem Weißen zu reden - mit der Ausnahme, dass er mich ansprach. Aber ich ließ keine Gelegenheit aus, ihm zu begegnen und seine Aufmerksamkeit auf jede nur erdenkliche Weise auf mich zu ziehen. Früh im August waren wir beide allein am Haus beschäftigt. Die anderen Handwerker waren gegangen und Epps bei den Feldern. Jetzt oder nie war die Zeit, das Thema anzusprechen, das mir am Herzen lag – und ich war bereit dafür, ganz egal welche Konsequenzen dies nach sich ziehen würde. Am Nachmittag waren wir fleißig an der Arbeit als ich innehielt und fragte:
     
    "Master Bass, ich möchte Sie fragen aus welchem Teil des Landes Sie stammen?"
     
    "Mein Gott Platt, wie kommst du denn darauf?", antwortete er. "Wenn ich es dir sage, hättest du doch keine Ahnung davon." Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu – "Ich bin in Kanada geboren; rate mal, wo das ist."
     
    "Oh, ich weiß, wo Kanada ist, da bin ich schon gewesen."
     
    "Oh ja, ich glaube du kennst dich in diesem Land sehr gut aus", bemerkte er und lachte ungläubig.
     
    "So sicher wie ich hier stehe, Master Bass", erwiderte ich. "Ich war dort. Ich war in Montreal und Kingston, in Queenstown und vielen anderen Städten. Und ich war auch im Staat New York – in Buffalo, Rochester, Albany – und kann Ihnen die Namen vieler Orte am Erie Kanal oder Champlain Kanal nennen."
     
    Bass drehte sich um und schaute mich eine Zeit lang an, ohne eine Silbe zu sagen.
     
    "Wie bist du dorthin gekommen?", wollte er nach einiger Zeit wissen.
     
    "Master Bass", erwiderte ich, "ich wäre nicht hier, wenn es nach dem Recht ginge."
     
    "Wie geht das an?", fragte er. "Wer bist du? Du bist ganz sicher in Kanada gewesen, ich kenne all die Orte, die du genannt hast. Wie bist du dorthin gelangt? Komm, erzähl mir davon."
     
    "Ich habe keine Freunde hier, denen ich vertrauen kann", war meine Antwort. "Ich habe Angst, Ihnen die Wahrheit zu sagen, obwohl ich glaube, dass Sie Master Epps nichts verraten werden."
     
    Er versicherte mir mit Nachdruck, dass er jedes ihm anvertraute Wort als absolutes Geheimnis behandeln würde. Seine Neugier war offensichtlich geweckt. Ich erklärte ihm, dass dies eine lange Geschichte wäre und einige Zeit in Anspruch nähme. Master Epps wäre schon bald zurück, aber wenn wir uns heute Nacht, wenn alle schliefen, sehen würden, könnte ich sie ihm erzählen. Er schlug sofort in diese Abmachung ein und wies mich an, in das Haus, in dem wir gerade arbeiteten, zu kommen. Dort würde ich ihn finden. Um Mitternacht, als alles ruhig und friedlich war, schlich ich vorsichtig aus meiner Hütte und ging leise in das unfertige Haus, wo er tatsächlich auf mich wartete.
     
    Nach einigen weiteren Versicherungen, dass er mich nicht verraten würde, begann ich die Geschichte meines Lebens und meines Unglück zu erzählen. Er war zutiefst interessiert und stellte viele Fragen bezüglich Orten und Geschehnissen. Nachdem ich meine Geschichte beendet hatte flehte ich ihn an, einigen meiner Freunde im Norden zu schreiben, ihnen meine Lage zu beschreiben und sie zu bitten, mir Freiheitsdokumente zu schicken oder andere Schritte zu unternehmen, die meine Freilassung zur Folge hätten. Er versprach, dies zu tun und wies auf die damit verbundene Gefahr hin, sollte man entdeckt werden. Dieses Mal prägte er mir die absolute Notwendigkeit der Verschwiegenheit und Geheimhaltung ein. Bevor wir auseinandergingen planten wir noch unsere nächsten Schritte.
     
    Wir verabredeten uns in der nächsten Nacht in einiger Entfernung vom Haus meines Herrn an einem bestimmten Platz in den hohen Gräsern auf der Böschung des Bayous. Dort wollte er die Namen und Adressen einiger Freunde im Norden zu Papier bringen und diesen bei seinem nächsten Besuch in Marksville Briefe schreiben. Wir hielten es nicht für ratsam, uns im Neubau zu treffen, denn das Licht, das er zum Schreiben benötigte, hätte entdeckt werden können. Im Lauf des Tages gelang es mir, während Tante Phebe kurz abwesend war, unbeobachtet einige Streichhölzer und ein Stück Kerze aus der Küche zu entwenden. Bass hatte

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