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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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auf Platz vier und fünf überhaupt ein Kreuzchen zu geben, dann kann ich nur sagen: Danke, Universum, dass du mir zumindest diese Schande erspart hast. Sonst hätte ich nämlich gar keine Übereinstimmung, dann hätte ich 30 Mäuse für lauwarmen Prosecco und sieben feuchte Hände bezahlt.
    Zweimal tief durchatmen. Nochmal. Und nochmal.
    Ich bin müde. Kaputt. Gedemütigt. Weggeschubst. Abgeknickt. Ausgemustert. Nicht gewollt. K.o. in der dritten Runde. Da kann der Ringrichter gerne bis zehn zählen. Traurig.
    Mein Haus in Cornwall
    Sonntag, 06. Dezember um 17:00 Uhr
    Während ich hier mit meinem zimtlastigen Weihnachtstee aus dem Fenster schaue, fühle ich mich ein wenig wie in einem Rosamunde-Pilcher-Roman. Leider habe ich keinen naturweißen Lammwollpullover an, und es fehlt auch die stürmische See, aber wenn ich mir das Grau in Grau da draußen so betrachte, befallen mich doch einige Gedanken über die Liebe. Wer oder was ist das überhaupt? Kenne ich sie? Und: Will sie mich kennenlernen? Warum versteckt sie sich denn so? Ist sie am Ende der Heilige Gral? Und: Kann ich sie übers Speeddaten finden?
    In meiner romantisierten Stimmung, in der ich gewillt bin, mir einen Kaschmirschal umzuwerfen und einsam, aber in mir ruhend, durch rustikale Landschaften zu wandern, finde ich die Worte »Speed« und »Daten« gerade schwer inkompatibel. Liebe braucht Zeit und Geduld und all dies, und dann muss ich in ein paar Minuten erkennen, wer zu mir passt. Ich, die Verfechterin des zweiten Blicks, die Verurteilerin der Oberflächlichkeiten! Ich wirke erst später. Wie guter Wein. Oder Käse. Mir fallen sicher auch Vergleiche ein, die nichts mit Essen zu tun haben … Van Gogh! Wo ist sie hin, die Zeit der Briefe, der Umwerbungen, des langsamen Kennenlernens? Aus Briefen sind E-Mails geworden, die mir mitteilen, ob ich ein Kreuzchen bekommen habe. Die Umwerbungen beginnen mit »ha-« und enden bei »-lo«. Das Kennenlernen beschränkt sich auf die Beurteilung der primären Geschlechtsmerkmale und das Ausschließen schwerwiegender Sprachfehler.
    Nee. Mir ist heute nach Cornwall, nach Tee und einem raubeinigen Tierarzt, der ein weiches Herz hat und meines im Sturm erobert. Mir ist nach einem Sonntag auf der Couch. Mit einem, der die Uhr heimlich zurückstellt, damit der Tag nicht zu schnell vergeht. Und das ist wohl das genaue Gegenteil von Speeddaten.
    Noch ein Scheibchen?
    Freitag, 11. Dezember um 00:49 Uhr
    Mir ist gerade etwas wirklich Erschreckendes aufgefallen: Nicht mal Nummer vier und Nummer fünf meiner Speeddating-Charts haben sich bei mir gemeldet, obwohl sie mir ein Kreuzchen gegeben und damit Interesse bekundet haben. Nicht mal DIE!
    Ich bin beleidigt. Nicht mal die, die ich nicht wollte, wollen mich. Das Schlimme ist, dass ich viel zu oft weiß, was ich nicht will, und viel zu selten weiß, was ich will. In einer Zeit, in der ich noch wusste, was ich wollte, war das alles viel einfacher. Gut, da war ich 15. Da hat man mit jemandem rumgeknutscht und – schwups! – man war zusammen. Und wenn es nicht passte, dann hat man sich halt wieder getrennt. Heute ist das alles viel komplizierter. Man probiert erst mal, testet sich ein paar Wochen, und wenn einer von beiden es wagt, das Wort »Beziehung« in den Mund zu nehmen, wird sofort zum Rückzug geblasen. Interessanterweise hat man dann »Schluss gemacht«, obwohl man ja nie zusammen war. Komisch.
    Ich frage mich, wo sie geblieben sind. Die Männer, die ich will und die mich zurückwollen. Die gab es doch früher auch. Wo sind sie hin, die Männer mit Hirn, Herz und Humor? Die mich zum Lachen bringen, die mich aufreiben und zur Ruhe kommen lassen, die mir Himbeermarmelade-Herzen auf mein Frühstücksbrötchen schmieren, die mir erlauben, in Pfützen und Dummheiten zu springen, die mir heiße Schokolade kochen, die bei mir weinen, sich anlehnen, auflehnen, die meine schärfsten Kritiker und größten Fans sind. Will ich zu viel? Aber ich bin doch auch so. Zu viel? War ich früher weniger? Weniger kompliziert, so wie die Beziehungen eben auch unkomplizierter waren? Darf’s sonst noch was sein? Nein, danke. Ich bin schon bedient.
    Paradigma
    Mittwoch, 16. Dezember um 19:46 Uhr
    Entgegen allen Annahmen, Spannungsbögen und roten Fäden habe ich doch wieder ein Date. Ein speediges. Das Experiment braucht noch ein paar Versuche, sonst sind die Ergebnisse nicht aussagekräftig. Und werden in der Forschung nicht anerkannt. Ein Reinfall genügt nicht, gerade jetzt zur

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