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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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bestimmt Menschen, die lieber alleine als zu zweit sein wollen. Die lieber alleine glücklich als zu zweit unglücklich oder gar zufrieden sind. Trotzdem denke ich, dass der Mensch ein natürliches Bedürfnis nach Zwei- bzw. Mehrsamkeit hat. Freunde sind dafür ein guter Ersatz. Sie sind wie eine gute Beziehung ohne Anspruch auf Monogamie und ohne Fremdgeherei, ohne blöde Kompromisse und Streit über offengelassene Zahnpastatuben. Freunde sind wie eine selbstgewählte Familie. Mein Schreibprogramm wollte das Wort »Familie« gerade zu »Familienpizza« erweitern. Okay, Freunde sind wie Familienpizza. Sie sind für dich da, wenn du sie brauchst, und manchmal wird dir schlecht, wenn du zu viel von ihnen bekommen hast, aber du hast unheimlich Lust drauf, wenn du schon lange keine mehr hattest. Und das Wichtigste: Sie kommen, wenn du anrufst. Und das tun die Mädels. Ich schleppe meine Hühner auf Konzerte, ins Kino, lasse mich einladen, lade sie ein – und es gibt sie, die kleinen Momente, in denen ein Lied im Radio läuft, das wir zwei Tage vorher noch mehrstimmig und sehr atonal mitgesungen haben, aber dann, in diesen Momenten, bin ich meistens allein, und niemand ist da, der meinen Blick auffängt und die Erinnerung teilt. Was mir fehlt, gerade in der letzten Zeit, das ist ein Erinnerungspoesiealbum, das ich ab und an gemeinsam mit jemand anderem durchblättern kann. Denn meistens bin ich alleine, wenn eine Erinnerung hochblubbert, angeregt durch ein Bild oder ein Lied. Und dann kommt dazu, dass alle meine Hühner ja auch jemand anderen haben, mit dem sie ihr Poesiealbum durchblättern, und praktischerweise ist das auch derjenige, der ihnen die Winterreifen wechselt und dem sie die Arme um den Hals legen, wenn sie geküsst werden wollen.
    Mir fehlt die Person, mit der ich teilen kann. Ich liebe meine Hühner, und ich liebe die großen Momente mit ihnen, aber ich werde ganz klein und grün vor Neid, wenn ich die Blicke sehe, die sie ihren Liebsten zuwerfen. Diese kleinen Selbstverständlichkeiten: Wenn Cora die Oliven von Kais Pizza pickt oder Bastian sein Handy in Tines Tasche fallen lässt, die sie ihm bereits wortlos entgegenhält. Kleiner Kram eben, der das einsame Herz manchmal ganz knittrig macht.
    Ich glaube, dass man vorsichtig sein muss mit dem Glücklichsein allein. Ich kenne genug Menschen, die mit viel Mühe, viel aufgebuddeltem Sand, mit Tränen und Schweiß dieses Singleleben meistern. Die mit so viel Kraft an jedem Abend der Woche eine andere Verabredung, ein anderes Hobby, eine andere Veranstaltung haben und die so lange geübt haben, alleine glücklich zu sein, dass sie es schließlich geworden sind. Doch genau diese Menschen sind irgendwann vollkommen unfähig, mit jemand anderem zusammenzusein. Es war so mühsam, das alles aufzubauen, das wird nicht mehr hergegeben. Nicht mal ein bisschen. Nicht mal für dich. Da muss vor lauter Liebe schon die Hütte wackeln, damit man den Lebensplan noch mal umwirft.
    Und das finde ich schlimm. Single sein ist okay, aber das Glücklich-Single-sein-Müssen ist eine Krankheit, die nicht nur wahnsinnig anstrengend und belastend ist, sondern auch ganz schön vernageln kann. Sicher, es hat keinen Sinn, sich jeden Tag vor die Klagemauer zu schleppen und sein Schicksal zu beweinen. Es hat vielmehr Sinn, der Situation etwas Gutes abzugewinnen. Man sollte aber nicht vergessen, worum es eigentlich geht, die Sache mit dem Fortpflanzungsauftrag zum Beispiel oder die mit den Winterreifen, oder die Sache mit dem Erinnerungspoesiealbum. Irgendetwas, was das Leben als Herdentier eben ein klein wenig kuschliger macht.
    Die Entdeckung der Langsamkeit
    Freitag, 04. Dezember um 23:10
    Zurück vom Freak-Daten. Seit einigen Stunden sitze ich leicht katatonisch in meiner Wohnung und starre Löcher in die Wände. Was war das?! Es war … seltsam. Ich kann keine wirkliche Meinung darüber verkünden, außer vielleicht, dass ich heute Abend überproportional viele Thomasse und Ingenieure kennengelernt habe und dass – zumindest in meiner Wahrnehmung – eine Reihe sehr attraktiver Frauen auf eine Reihe gar nicht so unglaublich attraktiver Typen getroffen ist.
    Richtig demütigend war es direkt am Anfang. Ich stiefele in ein Lokal mit dem zweideutigen Ambiente einer spanischen Hazienda. Laut Informationsmail soll ich dort meinen »Dating-Engel« treffen. Ich sehe aber niemanden, keinen mit Flügeln, keinen ohne, weit und breit, wohin ich auch blicke. Ich schleiche zur Bar und frage den

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