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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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Jedenfalls äußerlich. Wer kommt schon auf die Idee, weiße Leinenhosen beim Gassigehen anzuziehen? Immerhin hatte er keine Sandalen an, als er in den Fladen trampelte.
    So. Und nun meldet er sich nicht. Schämt er sich noch? Oder hat er es sich anders überlegt? Seit Samstag sind drei Tage vergangen! Ich könnte heute schon für die ganze Woche verplant sein, wenn ich nicht vorsorglich alle Abendtermine abgesagt hätte. Ich könnte am Mittwoch mit Cora ins Kino, mich am Donnerstag mit Mona betrinken und am Freitag zum Hundegassi gehen. Auch ohne Hund. Und tagsüber fände ich auch noch Termine und seien sie mit meinem Versicherungsmakler.
    Oh, wie ich das hasse. Dieses Warten, dieses nicht wissen, was ist, ob überhaupt irgendwas ist. Und selbst wenn da nichts ist, durch das Warten wird es zu etwas. Ich denke an Konrad und an seine entzückend korrekte Art, Tiffys Hundehaufen aufzuheben, und in meinem Bauch wird es ein wenig wärmer.
    Krank. Ich bin krank. Ehrlich.
    Todesanzeigen
    Donnerstag, 27. Mai um 09:43 Uhr
    Nichts Neues von Konrad. Na klar.
    »Ich würde dich gerne zum Essen einladen«-Blabla. Mann! Ich bin sauer. Ich habe doch ausnahmsweise einmal nichts falsch gemacht, mich nicht mit Soße bekleckert, keine Dosenpyramiden umgefahren, mich in kein Kaugummi gesetzt und keine allzu peinlichen Witze erzählt. Es war ein ganz normales, zugegeben: ganz unnormal sehr entspanntes und schönes!, erstes, richtiges Date mit Konrad Paulsen, dem Stufenfreak a. D., heute recht ansehnlicher und äußerst kurzweiliger Schwiegermutterliebling. Was habe ich DIESMAL falsch gemacht?
    Vielleicht ja nichts. Vielleicht habe ich ausnahmsweise alles richtig gemacht, und das macht ihn nervös. Oder er ist krank. Oder tot. Eine kleine, während des Spaziergangs zugezogene Erkältung entwickelte sich zu einer 1-a-Lungenentzündung, Krankenhausaufenthalt, künstliches Koma, multiples Organversagen, Herzstillstand, Tod. Wann ist die Beerdigung? Ich brauche eine Zeitung.
    Ach. So ein Schmu. Wahrscheinlich ist etwas viel Schlimmeres passiert. Er hat mich vergessen.
    Ungezügelt
    Freitag, 28. Mai um 13:55 Uhr
    Vor sechs Tagen habe ich mich mit Konrad Paulsen getroffen, er wollte mich diese Woche anrufen und mit mir essen gehen, das hat er nicht gemacht, und jetzt gibt’s HAUE. So nicht, mein Lieber! SO NICHT! Nicht so. Das macht man nicht, jedenfalls nicht mit mir. Ich bin auf 180 und genau mit diesen Stundenkilometern schreibe ich ihm eine saftige Mail.
    HERR PAULSEN,
    MIT GROSSER WAHRSCHEINLICHKEIT WIRST DU MIR JETZT SAGEN, DASS DEINE OMA IM STERBEN LIEGT, DEIN FINANZBERATER DICH SPONTAN AUF EINE AFFENJAGD IN DEN KONGOLESISCHEN DSCHUNGEL EINGELADEN HAT, DIE WELTWIRTSCHAFT ZUSAMMENBRICHT, DU ALS ÖLBOHRSPEZIALIST IM GOLF VON MEXIKO ANGEHEUERT WURDEST ODER AM DIENSTAG DAS ACHTE WELTWUNDER AUSGEGRABEN HAST UND GERADE DEINE DANKESREDE FÜR DEN NOBELPREIS VORBEREITEST – IRGENDETWAS SEHR, SEHR WICHTIGES WIRD ES WOHL GEBEN, WAS DICH DAVON ABGEHALTEN HAT, DICH BEI MIR ZU MELDEN UND MICH ZUM ESSEN EINZULADEN. ABER WEISST DU WAS? ES IST MIR EGAL! SO! HA! SEHR BELEIDIGT: JULI.
    Ich schicke die Mail ab, bevor ich sie noch einmal durchlese. Das »So! Ha!« hätte ich mir eindeutig sparen können. Auch das »Es ist mir egal!« Verdammt, diese ungezügelte Leidenschaft! Ich hab mich einfach nicht unter Kontrolle, das ist zum Kotzen.
    Ein Emo allein zuhaus’
    Freitag, 28. Mai um 23:54 Uhr
    Letzter Stand der Dinge: Ich -> grantige und hochgradig aufbrausende Mail an Konrad. Keine Reaktion. Ich hake die Sache – soweit emotional überhaupt möglich – ab und bereite mich auf einen herrlich deprimierenden Single-Freitagabend auf dem Sofa vor. Zum Gassi-Treff will ich jetzt auch nicht mehr gehen. Kasimirs Abgang letzten Freitag fand ich weniger prickelnd, und einen Hund hab ich auch nicht mehr. Ich zieh schon mal die Jogginghose an und schmink mich ab, ich geh heute nicht mehr vor die Tür. Menno.
    Da klingelt es an der Tür. Ich hab doch gar keine Pizza bestellt, denke ich, und drücke auf, weil ich hoffe, dass mir der Pizzadienst trotzdem eine bringt. Meine Gegensprechanlage ist seit Arnes Belagerung kaputt, ich höre nicht mehr, was der unten auf der Straße sagt, aber der unten auf der Straße hört mich, und das hat zuweilen schon zu so blöden Missverständnissen geführt, dass ich seit neustem einfach öffne, ohne zu fragen. Mit der Vorgehensweise habe ich mir schon die Zeugen Jehovas eingefangen, außerdem den Malteser Rettungsdienst, das

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