Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
(»Heben Sie gefälligst die Kacke Ihres Hundes auf!«), Pöbler (»Nimm das Drecksvieh an die Leine«), Mütter und Väter mit Kindern (»Kann der Pfötchen?«) und schließlich auch Männer. Ja, genau, Männer.
Ich hatte, zugegeben, nie lang genug Zeit, um zu den Hunden so etwas wie eine Beziehung aufzubauen. Langfristig ist das auch eher mit Männern geplant. Trotzdem war es ein richtig schönes Gefühl, an der frischen Luft zu sein. Und abends auf dem Sofa jemanden neben sich sitzen zu haben. Ich fühlte mich die ganze Zeit, in der ich einen Hund bei mir zu Besuch hatte, weniger allein. Das hat sich auch im Feldversuch gezeigt: Ich hab viel weniger nach Männern Ausschau gehalten als normalerweise. Und gleichzeitig habe ich viel mehr mit wildfremden Menschen gesprochen als jemals zuvor.
Und das, und die Tatsache, dass Menschen anscheinend wahnsinnig gerne über Hunde, ihre Verdauung oder ihr Fressverhalten reden, macht den Hund zu dem bisher brauchbarsten Accessoire der modernen, alleinstehenden Singlefrau.
Ich brauche ein neues Motto. Und mir fällt keins mehr ein! Ich habe keine Lust mehr auf die Inszenierungen der eigenen Persönlichkeit, das Suchen mit Methode, das richtige Rezept, um garantiert auf den Richtigen zu treffen. Langsam schleicht sich bei mir der Verdacht ein, dass Methoden, die aus meiner Wirklichkeit kommen, also eigentlich gar keine Methoden, sondern die Wirklichkeit selbst sind, sich besser eignen, um Männer kennenzulernen, als Singleparty, Online-Dating und Co. Wenn ich in einem normalen, nicht inszenierten Umfeld Männer treffe, fühle ich mich selbst normaler. Das ist durchaus erfreulich und sollte unbedingt weiterverfolgt werden.
Ich suche also ein neues Motto, das mir und meiner Welt naheliegt. Und werde sehr schnell fündig: Vor ein paar Tagen rief mich meine Studienkollegin Mia an und erzählte mir eine ganz und gar haarsträubende Geschichte. Mia war vor ein paar Monaten auf der Hochzeit einer Schulfreundin. Dort hat sie ihren Exfreund Gustav getroffen, mit dem sie irgendwann spätpubertär in der Oberstufe drei Jahre zusammen war. Gustav hatte sich damals von Mia getrennt, als er studieren ging, irgendwo in den Osten oder so, ohne Bahncard, ohne Telefon-Flatrate, es waren halt die 90er. Nun, jedenfalls dachten beide anscheinend immer mal wieder aneinander, ohne jedoch den Kontakt zueinander zu suchen. Bis sie sich auf der Hochzeit wiedertreffen, die alte Liebe entflammt, Gustav ist gerade frisch getrennt, Mia macht mit ihrem Lover auch gleich Schluss, und fertig ist die Liebesgeschichte. Seit acht Monaten läuft’s prima, sie zieht zu ihm nach Leipzig.
Diese Geschichte stimmt mich nachdenklich. Außerdem schwirrt mir immer noch Konrad durch den Kopf. Nicht, dass wir jemals was miteinander hatten. Aber eine gemeinsam erlebte Pubertät verbindet dann schon ein wenig. Ich will mir ein ganz realistisches Motto suchen und stolpere dabei über vergangene Beziehungen und eine beziehungsvolle Vergangenheit. Na, das kann ja heiter werden.
Ein kirschblütenfarbener Albtraum
Dienstag, 01. Juni um 16:58 Uhr
Mit Konrad im Café. Wir sitzen in einer kuscheligen Ecke und trotzen dem bislang ausbleibenden Sommer mit Eistee. Ich gönne mir ein Stückchen Erdbeersahne, allerdings nur das Topping (Sahne) und die Füllung (Erdbeeren), den Rest übernimmt freundlicherweise mein charmanter Begleiter. Konrad lacht sogar über meine schlechten Witze. Zum Beispiel über den: Was ist grün und steht vor der Tür? Klopfsalat. Fand bisher nur ich lustig. Konrad gluckst aber so laut, dass ich ihm keine Heuchelei unterstellen mag. Das finde ich gut, ich freue mich immer über dankbares Publikum. Dann plötzlich lehnt er sich zurück, sieht mich an und sagt: »Ach, ich werd dich vermissen, in Japan.«
Ich halte das für irgendeinen Running Gag und lache ein bisschen. Japan. Jaja, witzig. »Oder in Takka-Tukka-Land«, pruste ich in mein Eistee-Glas.
»Nein, Japan«, sagt Konrad.
Ich stutze. Japan? Ich versteh dauernd Japan.
»Erklär mir mal den Witz mit Japan«, hake ich nach, weil ich es leid bin, der Pointe hinterherzuhecheln.
»Hab ich dir doch erzählt«, betont Konrad.
»Du hast mir WAS erzählt?«, frage ich noch skeptischer.
»Dass ich nach Japan fliege«, sagt Konrad leichthin.
»Oh«, sage ich, weil ich anscheinend ein Aufmerksamkeitsdefizit habe. Hat er das erzählt? »Cool. Wann denn?«
»Na, nächste Woche. Hab ich doch erzählt!«, sagt Konrad etwas entrüstet.
»Hast du nicht
Weitere Kostenlose Bücher