Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
Hund rauszugehen, hat sich Tiffy das »Alleine-Gassi-Gehen« beigebracht. Das finde ich schon mal klasse. Außerdem kann Tiffy sich laut Zeugenaussagen auch alleine Nahrung beschaffen, wahrscheinlich kann sie auch aus einem Kugelschreiber und einem Wecker eine Atombombe bauen.
Gut, Tiffy ist nicht die Schönste. Und es hapert auch ein wenig an ihren Umgangsformen, aber irgendwo muss ich Abstriche machen. Morgen Abend hole ich Tiffy zu mir. Es läuft!
Matchmaker
Mittwoch, 19. Mai um 21:47 Uhr
Tiffy ist nicht die Schönste. Haha, ich höre mein schadenfrohes Echo im Innenohr. Tiffy ist nicht die Schönste?!
Ich klingele an der Haustür, Thoren, Coras Mitbewohner, macht mir die Tür auf. »Ach hi, da bist du ja – cool, dass du Tiffy mitnimmst.« Dann drückt er mir einen Beutel mit Tiffys Habseligkeiten in die Hand und pfeift kurz. Tiffy kommt, drückt sich an Thoren, der Tür und mir vorbei und trabt in Richtung Straße. Ein »Alleine-Gassi«, nichts wie hinterher.
Ich hole Tiffy ein, nehme sie an die Leine. Das findet sie nicht so cool, aber ich möchte nicht gleich in den ersten fünf Minuten den Hund verlieren. Sie weiß ja auch gar nicht, wo ich wohne und wird deswegen bestimmt an der falschen Tür klingeln, wenn sie von ihrem »Alleine-Gassi« zurückkommt.
Als ich Tiffy an der Leine halte, kann ich sie mir erst mal in Ruhe angucken. Tiffy ist ein mittelgroßer Hund, ihr Fell war wohl mal weiß, jedenfalls zu der Zeit, als sie noch in Griechenland gelebt hat. Tiffy ist nämlich eigentlich Griechin und wurde von Thorens Freundin vor ein paar Jahren bei einem Urlaub gekidnappt. Man riecht, dass sie am Meer gelebt hat. Tiffy liebt Kadaver und stinkt immer leicht nach totem Fisch. Deswegen wird sie auch, wenn Thorens Freundin nicht da ist, Hafenschlampe genannt.
Sie verhält sich übrigens auch wie eine. Davon kann ich mich direkt an der ersten Ecke überzeugen. Wir marschieren los, Tiffy schnurstracks voran. Mit einer Hand jongliere ich meine Handtasche und Tiffys Beutel, mit der anderen versuche ich Tiffy festzuhalten. »Bei Fuß!«, hasple ich optimistisch, aber der Hund würdigt mich keines Blickes. Stattdessen läuft Tiffy ein wenig schneller, die Leine surrt in ihrem Gehäuse. Dann biegt Tiffy ab. Nach rechts, obwohl wir eigentlich links müssen. Ich kann sie nicht mehr sehen, nur noch die Leine, die sich straff an einem Gartenzaun entlang spannt. Dann höre ich jemanden fluchen. Laut.
Ich laufe. Die Leine trullert ins Gehäuse zurück, ich biege um die Straßenecke. Und sehe Tiffy, die einem wildfremden Mann die Nase zwischen die Beine steckt.
»Blödes Vieh! Geh da weg!«, schimpft der Fremde wütend, und seine Stimme kommt mir merkwürdig bekannt vor.
»Tiffy!«, schreie ich und zerre an der Leine. Der Mann blickt auf.
»Du!«, stöhnt Konrad Paulsen und ich sehe die nassen Flecken, die Tiffy auf seiner Hose hinterlassen hat. Mitten im Schritt. Tiffy hat genug gesehen und trottet an meine Seite zurück. Ja. Genau. Dieser Hund gehört zu mir.
»Hallo – Konrad«, knirsche ich zwischen meinen aneinanderklebenden Zähnen hindurch. Bemerkenswert, wie oft ich Konrad in letzter Zeit treffe und dann auch immer so stilsicher!
»Was ist das?«, fragt Konrad entgeistert und zeigt auf Tiffy.
»Tiffy«, lächle ich gezwungen.
»Du hast einen …«, doch Konrad weiß nicht, welcher Tierart er Tiffy zuordnen soll.
»Einen Hund. Ja«, gebe ich zu und schieße direkt hinterher: »Aber nur geliehen.«
»Geliehen?« Konrad schaut mich mit großen Augen an. Das muss in seinen Ohren total bescheuert klingen. Immerhin weiß er nichts von meinem Experiment, er weiß nichts vom Motto, überhaupt, Konrad weiß GAR NICHTS über mich, mein Leben und die unendlichen Peinlichkeiten, die mir ständig passieren, wenn ich ihn treffe!
Ich zögere. Was soll ich Konrad erzählen? Und wäre es nicht viel wichtiger zu erklären, warum ich mich nicht gemeldet habe? Immerhin hat er mir beim letzten, zufälligen Treffen seine Karte gegeben und gesagt, dass ich mal anrufen soll. Ich entscheide mich für den direkten Weg. Und versenke meine zertrampelte Persönlichkeit wieder einmal in einem ozeangroßen Fettnäpfchen.
»Ich habe übrigens nicht angerufen, weil …, also weil …, also weil da noch dieser Typ war, aber das ist jetzt vorbei. Also das mit dem Typen. Also, es hat eigentlich auch nie angefangen.« Ich frage mich, ob Konrad es so genau wissen wollte. Er guckt verständnislos. »Ooookay«, zieht er lang wie
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