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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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Deutsche Hilfswerk und den Glühwürmchen-Schutzverein. Und jetzt auch noch Konrad Paulsen.
    Ich glaube, ich sehe relativ dämlich aus, wie ich da stehe und ihn anglotze, als er die Treppe zu mir hochkommt. Und scheiße. Na klar, ich sehe scheiße aus. Abgeschminkt, ungekämmt und in Jogginghosen. Vielleicht gewöhnt er sich ja langsam dran.
    »Hallo!«, hechelt Konrad mir entgegen. Dritter Stock, freut mich sehr, dass auch er schwer zu atmen hat.
    »Äh – hallo«, sage ich in Ermangelung eines kreativen Konters. Konrad kommt auf dem obersten Treppenabsatz an, stellt sich vor mich. »Um mal was klarzustellen. Ich HABE mich bei dir gemeldet. Ich habe dir E-Mails geschrieben, sieben Stück, um genau zu sein. Du hast auf keine einzige reagiert. Eine Telefonnummer hatte ich nicht von dir und blöderweise stehst du auch nicht im Telefonbuch. Als deine Mail heute Nachmittag ankam und mir klar wurde, dass du meine Nachrichten nicht erhalten haben kannst – oder«, und dabei zwinkert er leicht spastisch mit dem linken Auge, »ein wenig zu blöde bist, deinen Spamorder ab und an mal durchzusehen oder dich einfach selbst bei mir zu melden, habe ich die halbe Stufe abtelefoniert, um wenigstens an deine Adresse zu kommen.« Okay. Ich schaue betreten zu Boden. Das saß.
    »Und noch was«, setzt er zu einer zweiten Standpauke an, »ich fände es mehr als bescheuert, wenn es dir wirklich egal wäre, ob ich mich melde oder nicht.«
    Oh Mann. Heute kriege ich aber ’ne Abreibung. Ich nuschle eine Erklärung vor mich hin. Ich fühle mich so blöde. Ich kann ihm nicht mal in die Augen sehen, so sehr schäme ich mich. Verfluchte Emotionen! Kann ich mich nicht einmal zurückhalten?
    Konrad schaut mich weiter an. Lächelt. »Andererseits: Gut, dass du die Mail geschrieben hast. So wusste ich immerhin, dass meine Nachrichten nicht bei dir angekommen sind, und vor allem wusste ich, dass es dir überhaupt ganz und gar nicht egal ist, ob ich mich melde oder nicht!«
    Und dann fängt mein Herz plötzlich wieder an zu klopfen. Ganz leise verfällt es in einen gemäßigten Galopp, und ich schaue Konrad an, und er mich, und es ist ein bisschen wie in den amerikanischen Liebesschnulzen, die Zeit bleibt stehen, die Geigen beginnen –
    Nein. Keine Geiger. »Darf ich reinkommen?«, fragt Konrad.
    NEIN!, denke ich, und sage: »Ja.«
    Und dann betritt Konrad zum ersten Mal mein chaotisches, bunt zusammengemixtes und vor allem massiv unaufgeräumtes Reich. Er streunt durch die Wohnung, sieht sich meine Bilder an den Wänden an, bestaunt fachmännisch den alten Apothekerschrank und wechselt mir rasch die Glühbirne in der Abstellkammer, die seit zwei Jahren schon kaputt ist. Auf seiner Erkundungstour streift er auch den Kühlschrank und stellt fest, dass ich seit unserem Treffen im Supermarkt wohl nicht mehr einkaufen war.
    »Schade – ich hab Hunger«, sagt Konrad. »Soll ich schnell was einkaufen gehen, und dann kochen wir was?«
    Ich nicke begeistert. Konrad rast zum Supermarkt, ich unter die Dusche. Er nimmt, als er geht, meinen Wohnungsschlüssel mit, damit er wieder reinkommt, wenn ich noch duschen sollte, und das finde ich hochgradig sympathisch. Ich höre ihn schon in der Küche werkeln, als ich mir gerade die bequeme, nicht die schlank machende, Jeans anziehe.
    Wir haben einen sehr entspannten, sehr lustigen und sehr, sehr schönen Abend. Konrad hat so lecker gekocht, dass mein Sättigungsgefühl sich vollkommen verabschiedet hat, ich futtere wie ein Scheunendrescher und gebe mir keine Mühe, meinen Appetit zu verbergen. Konrad findet das gut, er freut sich wie Bolle, dass mir sein Essen schmeckt. Zum Nachtisch gibt’s Panna cotta mit Himbeeren, die essen wir auf dem Sofa. Um elf fangen wir beide an zu gähnen, und Konrad beschließt zu gehen.
    Als wir an der Tür stehen, halte ich Konrad schon erwartungsvoll meine linke Wange hin. Aber erneut überrascht mich Konrad. Er zieht mich an sich, nimmt mich in den Arm. Drückt mich, fest. Dann sieht er mir in die Augen und gibt mir einen kleinen Kuss auf meine linke Augenbraue. Er lächelt, dreht sich um und stolpert die Treppe runter. Und die kleine Stelle über meiner Augenbraue, die Konrad geküsst hat, kitzelt. Bis jetzt.
    Sieben
    Samstag, 29. Mai um 10:59 Uhr
    Sieben Mails. Ich dachte ja, dass Konrad mich veräppelt. Aber es stimmt. Sieben Mails hat er mir geschrieben, in sechs Tagen.
    Samstag, 22. Mai um 19:23 Uhr
    HALLO JULI UND GUTEN ABEND!
    NA, ÜBERRASCHT, JETZT SCHON VON MIR ZU

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