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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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hopp!
    Dienstag, 22. Juni um 18:56 Uhr
    Meine Scham lässt nicht zu, dass ich allzu lange auf dem Fleckchen verbrannter Erde stehenbleibe. Ich muss weitergehen. Ich muss Michael in die Kiste »Bitte nicht öffnen« stecken und meine Enttäuschung über Konrad gleich mit auf den Dachboden tragen. Ich durchforste erneut mein Liebesleben, dieses Mal widme ich mich allerdings den eher kleineren Fällen. Die größeren Beziehungsleichen lass ich lieber liegen. Gescheiterte Beziehungen, das habe ich gelernt, sind kleine, dunkle Phantome, die im hauseigenen, emotionalen Keller wohnen. Sie sind scheu und wollen nicht wieder an die Oberfläche gezerrt werden.
    Komme ich zu den anderen. Aus der Kategorie »Ferner liefen«. In dieser Kategorie horte ich zwischenmenschliche Misserfolgsmodelle, die meist eine Dauer zwischen drei Wochen und drei Monaten hatten und als ernstzunehmende Versuche, eine Beziehung einzugehen, begannen. Jedenfalls von meiner Seite aus. Ich startete eine Beziehung, da beendeten die anderen schon die »Geschichte«. Ein klassischer Interessenkonflikt.
    Ich schlage mein emotionales Telefonbuch auf. Letztes Jahr im Sommer, kurz vor meinem grandiosen Einfall, mein Liebes- leben in der Öffentlichkeit breitzutreten, habe ich Jean kennengelernt. Mit Jean, das war eine ganz komische Sache. Jean habe ich über einen Freund kennengelernt, auf einer sagenhaft schlechten Grillparty. Jean war unfreundlich und desinteressiert, sah aber so unglaublich sexy aus, dass ich ihn gleich mal blöde von der Seite anquatschen musste. Nach ein paar Minuten Gefrotzel schüttete ich ihm »versehentlich« mein Bier über die Jeans, und das Eis war gebrochen. Wir dateten uns. Und wir dateten. Und wir dateten. Und wir dateten. Ich weiß immer noch nicht, warum es dann einfach so aufhörte. Na gut, es gab diesen etwas miesen Kussversuch, als ich mir nach dem dreizehnten oder vierzehnten Treffen mal ein Herz nahm und die Lippen spitzte. Jean war so erschrocken, dass er fast rückwärts die Treppe runtersegelte. Danach gab es wieder drei Treffen, dann versandete es.
    Was ist damals passiert? Warum ist nichts passiert? Und hat Jean in der Zwischenzeit den Vorwärtsgang gefunden?
    ex libris
    Samstag, 26. Juni um 15:31 Uhr
    Ich habe Jean einfach mal angerufen. Bringt ja alles nüschd. Er war ehrlich erschrocken und nicht ausschließlich erfreut, mich zu hören, es schwang eher Panik und Unwohlsein in seiner Stimme mit. Offensichtlich befürchtete er das Einklagen von Alimenten, wobei ich WIRKLICH nicht weiß, wieso und wovon ich schwanger geworden sein sollte.
    Eigentlich hatte ich direkt keinen Bock mehr. Also schwenkte ich auch auf missmutig um und schob ein ausgeliehenes Buch als Grund für meinen Anruf vor. Umgehend wurde er freundlicher und versprach nachzugucken, es könne wirklich sein, dass er das noch habe. Kann es nicht, ich sehe es vor mir im Regal stehen, aber gut, mach du mal.
    Offensichtlich durch sein schlechtes Gewissen angetrieben, mein Hab und Gut entwendet zu haben, schlug Jean vor, doch mal Kaffee trinken zu gehen. Noch nicht ganz wieder versöhnt erwiderte ich, dass Kaffee dehydriere. Aber Jean, entgegen seiner sonst fluchtorientierten Art, entgegnete ernsthaft, ich könne ja auch ein Wasser oder einen Tee trinken. Das fand ich jetzt fast wieder herzig und lächelte in meine vierte Tasse Kaffee. Na gut, wir treffen uns also am Sonntag. Mal sehen, ob er mein Buch dabei hat.
    ex-humiert
    Sonntag, 27. Juni um 18:33 Uhr
    Jean hat das Buch dabei. Als er es mir überreicht, lächelt er stolz und glücklich und erzählt mir eine lange Geschichte vom Durchforsten seiner Bleibe und dem überraschenden Wiederfinden des Werkes hinter seinen Sofakissen.
    Ich lasse ihn auflaufen und zeige ihm mein Exemplar: »Du, tut mir total leid, ich habe meins wieder gefunden, lag auch hinter den Sofakissen. Das muss also jemand anderem gehören.«
    So, genug Rache genommen, finde ich. Rache wofür? Für den abgeschmetterten Kuss und die zwei Monate, die ich mit Grübeln verbrachte, weil er sich nie mehr meldete.
    »Ach so«, murmelt Jean enttäuscht. »Aber warum treffen wir uns dann heute?«
    Gut, dass ich meine Rache direkt abgefrühstückt habe.
    »Ich dachte, wo wir nun mal einen Termin gefunden haben, wäre es ganz nett, sich mal wieder zu unterhalten.«
    Jean scheint überrascht, aber nicht nach dem Notausgang zu suchen. »Na gut!«, lautet die erfrischende Antwort.
    Schließlich tauen wir auf und reden über dies und das. Nach dem

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