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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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gleich raus, denn ich schäme mich so und weiß überhaupt nicht, was mit mir los ist: Ich habe mit Michael rumgemacht! Abgesehen von meinem grauenhaften Ekel hatte die Aktion aber auch was Gutes: Ich konnte Michael Sex-and-the-City-mäßig abbürsten und das ganz ungeplant.
    Aber von vorne. Wir trafen uns im Pub, und ich war erschrocken, wie fett er geworden war. Das passte gut, ich ja auch. Wir unterhielten uns zunächst über die Dinge, die wir seit unserer Trennung erlebt hatten und kamen schließlich auf den Punkt: Michaels Wurf in den Staub vor mir. Fast zwei Stunden entschuldigte er sich, bewunderte mich, feierte mich, machte sich selbst klein und mich zur Göttin. Und da, genau da, hätte ich gehen sollen, hätte ich mir nehmen sollen, was ich immer gewollt hatte: Genugtuung. Ich nahm aber: noch einen Pint Guinness. Und ihn mit nach Hause. Denn trotz aller Einsicht saß er nun mal da. Und hatte noch einen winzigen Rest von dem, was ich damals mochte. Sein Lächeln, seine schönen Hände und die Fähigkeit, den Knopf bei mir zu drücken, der alles Logische aussetzt.
    Wir landeten bei mir auf dem Sofa und küssten uns lange. Küssen mit ihm war schon immer wunderschön gewesen. Dann ging es weiter, und mir fiel wieder etwas anderes ein: Der Sex mit ihm war schon immer schlecht gewesen. Hatte mich aber weiter nicht gestört. Ihn auch nicht, er hatte ja aushäusig die Möglichkeit, auf seine Kosten zu kommen.
    Wir dokterten eine gute Weile aneinander herum, als Michael plötzlich handgreiflich wurde. Er packte meine Bluse an der Knopfleiste und riss sie in einem Rutsch von oben bis unten auf. Die Knöpfe sprangen lustig nach allen Seiten weg, und ich zog in Windeseile den Bauch ein. Was unter normalen Umständen als leidenschaftlicher Akt wilder Begierde ausgelegt werden könnte, rief bei mir nur einen einzigen Gedanken hervor: Mist, die muss ich morgen alle wieder annähen. Okay. Das war’s. Was tat ich hier eigentlich? Mit einem gut vernehmbaren Seufzer wandte ich mich von Michael ab. »Lass gut sein. Ich möchte lieber schlafen.« Ich warf ihn höflich raus: »Muss früh aufstehen.«
    »Bist du nicht selbstständig?«
    »Ja, eben. Mein Chef ist ein Arschloch.« Und ich überließ ihn mit dummem Gesicht dem dunklen Flur.
    Heute Morgen kamen dann Kater und schlechtes Gewissen. Ich hoffe, beides vergeht. So bin ich nicht. Konrad, hörst du mich? Das ist Michael. Der macht mich zu jemandem, der ich nicht sein will. Und genau deshalb bin ich auch froh, dass jemand wie er nicht mehr zu meinem Leben gehört und auch nicht mehr reingelassen wird.
    Pfui
    Mittwoch, 16. Juni um 19:44 Uhr
    Je mehr ich über meinen Ausrutscher mit Michael nachdenke, desto mehr vermisse ich Konrad. Konrad, der eigentlich, wenn man das alles mal unfair betrachten will, an allem schuld ist. Wäre Konrad nicht in Japan, hätte Konrad auf mich aufpassen können. Ich hätte mir ein anderes Motto gesucht und nicht diesen bescheuerten Exfreund rausgeholt.
    Ich schäme mich. Wenn auch nicht vor Konrad, denn ein langes und aufrichtiges Gespräch mit Mona hat mir gezeigt, dass es vollkommener Quatsch ist, sich selbst zu zerfleischen, weil man mit dem falschen Mann rumgeknutscht hat, wenn der richtige Mann, mit dem man im Übrigen noch nicht einmal zusammen ist, drei Monate lang mit seiner Ex durch Asien tourt und den Kontakt nun vollends eingestellt hat.
    Ich schäme mich auch nicht vor Michael, der in der letzten Woche öfter angerufen hat, als in den drei Jahren unserer erbärmlichen Beziehung. Früher, als ich mir für Michael noch ein Bein ausgerissen hätte, hat er mich permanent gedemütigt und zurückgestoßen. Nein, ich habe mich demütigen und zurückstoßen LASSEN, aber hej, wir waren alle mal jung und brauchten das Geld. Heute könnte ich Michael mit einem Fingerschnipsen haben, aber heute will ich ihn nicht, rufe ihn noch nicht einmal mehr zurück, und genau deswegen will er mich haben. Und obwohl ich ihn nicht zurückrufe, vor Michael schäme ich mich auch nicht. Mein geschundenes und zertrampeltes Herz hat sich nicht umsonst jahrelang Racheszenarien ausgemalt. Ein bisschen Spaß muss sein.
    Ich schäme mich vor mir. Noch nie kam mir etwas so falsch vor wie mein jämmerliches Geknutsche mit Michael. Pfui. Da denke ich den lieben langen Tag nur an Konrad, wettere gegen Nadine, verfluche mein Schicksal, und was mache ich dann? Ich mache mit dem Schlimmsten von allen rum.
    Ich muss weitergehen. Hier kann ich definitiv nicht stehenbleiben.

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