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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juli Rautenberg
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Scheitern unserer Affäre zu fragen traue ich mich noch nicht, Jean schnürt dann sicher gleich wieder die Laufschuhe und begeht Fahnenflucht. Überraschenderweise beginnt er jedoch mit dem persönlichen Teil und fragt mich nach dem Stand meines Liebeslebens. Ich gebe Auskunft, was schnell geht, und frage zurück.
    »Na ja, ich hatte im letzten Juni eine Freundin, aber wir haben uns vor zwei Monaten getrennt.«
    Im letzten Juni? Ich habe mich Ende Mai das letzte Mal mit ihm getroffen.
    »Im letzten Juni?«, frage ich zuckersüß.
    »Ja, kurz nach unserem … Ding.«
    Hier muss ich ein bisschen lachen. Also hat auch Jean Definitionsprobleme. Jean lacht mit, und wir versuchen herauszufinden, was das zur Hölle war. Auch Jean kann es sich nicht erklären, alle Ampeln standen auf grün, aber wir kamen nicht vorwärts. Er erklärt mir freundlicherweise, dass Anne, die Freundin nach mir, ihm weiter keine Wahl gelassen hatte und ihn einfach in eine Beziehung schleppte, was er zunächst auch sehr gemütlich fand, was dann aber doch nicht das war, was er wollte.
    Aha, so ist er also. Nichts machen, sondern machen lassen. Hätte ich ihn damals vor vollendete Tatsachen gestellt, wären wir dann ein Paar geworden? Die Antwort bleibt er mir schuldig, denn ich frage ihn nicht. Ich frage ihn nach einem weiteren Date. Und Jean sagt ja. Dienstagabend Kino. Und vielleicht danach die Antwort.
    Die Wüste lebt
    Mittwoch, 30. Juni um 23:32 Uhr
    Mhm. Wir waren im Kino. Ja. Jahaa. Was habe ich eigentlich erwartet? Will ich die Zeit totschlagen, bis Konrad wiederkommt? Will ich mir was beweisen? Denke ich wirklich, dass das Timing nicht gestimmt hat bei meinen gescheiterten Beziehungen und Affären? Oder habe ich die vage Hoffnung, dass der Lauf der Zeit mich und die Jungs verändert hat und wir nun kompatibler sind?
    Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Jean immer Jean bleiben wird und ich immer ich. Das heißt, dass er offensichtlich wenig Aufregung braucht, ich aber viel.
    Allein der Film! Wir betrachten uns drei Stunden lang die Steppe Afrikas (in 3-D!), was ich circa 45 Minuten lang auch echt spannend finde, dann wird mir allerdings schlecht von den Kameraflügen. Jean starrt gebannt auf die Leinwand und flüstert hin und wieder: »Wahnsinn, oder?« Ja, bestimmt, ich kann ja nichts mehr sehen, da ich die Brille abgezogen habe.
    Nach dem Film gehen wir noch was trinken, aber irgendwie kommen wir nicht in Fahrt. Das passiert ja manchmal. Ich tendiere dann gern dazu, den Pausenclown zu spielen, und so plappere ich munter eine Stunde alleine vor mich hin, während mich Jean verwirrt anschaut. Doch irgendwann möchte auch ich nicht mehr mit mir sprechen und so keuche ich erschöpft: »Jean, du musst mir irgendwas geben! Ich kann das nicht alleine machen!«
    Jean guckt und nickt bedächtig. »Ja, ich weiß. Aber ich bin immer noch ganz gefangen von Afrika. Könntest du dir vorstellen eine Giraffe zu sein?«
    WAT? »Äh …«
    »Im Ernst, stell dir das mal vor, nur du und deine Herde, die Natur und keinerlei Verpflichtungen, nur du und dein Instinkt!«
    »Ja, und die Großwildjäger!«, versuche ich mal, die Ernsthaftigkeit des Ganzen zu brechen. Leider entwickelt sich aus meinem lustig gemeinten Kommentar eine Diskussion über mich und meine Unernsthaftigkeit und Jean und seine Ernsthaftigkeit. Irgendwann ist der Ofen ganz aus, und ich rufe nach der Rechnung. Wir verabschieden uns nett und verabreden uns nicht wieder.
    Aber etwas habe ich dann wohl doch gelernt: Bei Jean zumindest lag es nicht am Timing oder daran, dass ich etwas falsch gemacht habe. Jean setzt einfach andere Prioritäten als ich. Habe ich das damals im beginnenden Gefühlschaos nicht bemerkt? Und was tue ich hier eigentlich? Entwirre ich einfach die Fäden, die ich damals nicht mehr aufgerollt bekam? Versuche ich zu analysieren, woran es lag? Versuche ich auch ernsthaft, daraus zu lernen? Oder will ich mein Ego streicheln und gucken, ob ich die Jungs diesmal kriege? Was zur Hölle mache ich hier eigentlich? Und wo ist Konrad? Wäre er hier, müsste ich mir nicht vorstellen, eine Giraffe zu sein.
    FAZIT: Kein ReflEX
    So, was haben die Exfreunde gebracht? Erst mal: Viele Erinnerungen, viele Momente, in denen ich mir nochmal mit der flachen Hand gegen die Stirn schlagen musste, wenn ich daran denke, was und wen ich so alles mitgemacht habe. Weiterhin die Erkenntnis, dass es nicht am Timing gelegen hat. Wenn zwei Menschen nicht zueinander passen, dann passen sie nicht. Nicht

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