Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
gestern, nicht heute, nicht übermorgen. Denn wenn sie zueinander passen, finden sie sich. Auch wenn sie sich mal verloren haben. Auch wenn sie kurz vor der Hochzeit stehen, wenn sie gerade auswandern wollen oder sich auf eine partnerlose Zeit freuen. Die Liebe fällt, und wo sie hinfällt, wächst kein Gras mehr.
Es war nicht uninteressant, die Jungs mal wieder zu sehen. Meinen Fehltritt mit Michael habe ich inzwischen auch gut verkraftet. Aber wir sind weiter gegangen und weiter in verschiedene Richtungen. Das war damals schon abzusehen und hätte sich wohl auch nicht geändert, wenn wir zusammengeblieben wären. Man hätte mehr Kompromisse gemacht und es hätte vielleicht eine kleine Weile länger gehalten, aber wirklich glücklich wäre wohl keiner geworden.
Ich behaupte nicht, dass Exfreunde keine Option sind, bestimmt sind sie es, aber es kommt auf die Art der vergangenen Beziehung und auf die Gründe für die Trennung an. Eine schlechte Beziehung wieder aufleben zu lassen macht so viel Sinn, wie Streichhölzer unter die Fingernägel zu schieben. Eine Beziehung aufleben zu lassen, die nie lebte, wird wohl nie mehr Drive bekommen als ein Rollator.
Es lag nicht am Konzept, es lag an den Kombinationen. Was nie wirklich gut war, wird es auch Jahre später nicht sein. Und was nie was war, wird auch beim zweiten Anlauf nichts.
Weiter geht’s im Karussell der Liebe. Was darf’s denn diesmal sein? Kontaktanzeigen stehen noch aus, Single-Urlaub, osteuropäischer Heiratsmarkt – in meinen Ohren klingt das alles nicht besonders vielversprechend!
Weil ich mich nicht entscheiden kann, nehme ich Monas Einladung zum Brunch an. Dort treffe ich zwischen Rührei mit Speck und selbstgemachtem Apfelkuchen eine interessante Frau, eine Arbeitskollegin von Mona. Sina hat wie ich ein Projekt, das sich rund um das Thema Liebe dreht. Nur eben komplett umgekehrt. Sina ist 34, erfolgreich im Beruf, lebt in einer hübschen Eigentumswohnung und küsst grundsätzlich immer die Frösche. Nein, das ist nicht richtig formuliert: küsste grundsätzlich die Frösche, denn seit ein paar Monaten ist alles anders. Sina hat ein männerfreies Jahr. Das muss man sich mal vorstellen. Sina hat sich zwölf Monate lang frei genommen von dem Zirkus, wie sie es nennt. Vergleichbar mit einem Sabbatjahr, das sich manche Beamte nehmen, hat sie in der Vergangenheit wirklich jede Erniedrigung mitgenommen, jede Klatsche kassiert, jede Schlappe mit einem nachsichtigen Lächeln gemeistert, bis sie letztes Jahr an Silvester gesagt hat: »Danke, bis hierhin und nicht weiter. Ich bin dann mal weg.«
Seitdem datet sie nicht mehr. Küsst nicht mehr, vögelt nicht mehr, lässt sich nicht an die Hupen fassen, hofft nicht, trauert nicht. Lebt. Befreit. In Ruhe. Laut eigener Aussage.
»Es ist ja nicht so, dass ich nicht mehr mit Männern rede oder ihnen aus dem Weg gehe. Ich weigere mich nur, mehr zuzulassen. Keine Hoffnungen, keine Enttäuschungen. Nur ich. Du glaubst gar nicht, wie irre das ist.«
Doch. Wie irre das ist, das glaub ich ihr gern. Eine emotionale Fastenkur, das klingt nach einem großen Spaß! Ich komme mir komisch vor, als ich mit ihr rede, weil ich ja quasi der extreme Gegenentwurf zu ihrem Modell bin. Ich schaue ÜBERALL nach Männern, rekrutiere potenzielle Partner nicht nur aus dem Internet, sondern auch aus den eigenen Reihen, kurzum, ich date alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Ich bin getrieben. Ich bin verzweifelt.
»Ich habe losgelassen«, sagt Sina und grinst.
Das will ich auch! Zugegeben, keine zwölf Monate lang. Aber ein Monat würde schon gehen. Besonders schwerfallen kann es ja nicht: Eigentlich muss ich nur das Gegenteil von dem tun, was ich bisher gemacht habe. Also nichts. Das klingt gut. Das gefällt mir. Also los, loslassen!
Erste Schritte
Mittwoch, 07. Juli um 06:50 Uhr
So. Mein neuer Monat. Mein neues Motto. Loslassen. Ja. Ich fang dann mal an. Also mit dem Loslassen. Jetzt, um genau zu sein. Ich lasse JETZT los. Das Universum straft mich mit vollkommener Ignoranz. Ich schließe die Augen und lasse meine Gaumenflügel flattern. Hmmmooooommmmmeeeooo … Lass los! Das Universum hebt müde ein Augenlid. Wer ist die Bekloppte da unten? Ich summe mich weiter in Richtung Schwerelosigkeit. Hinter meinem linken Ohr kitzelt es. Das ist blöd, weil ich gerade loslassen übe, aber ich kann das nicht in aller Ausführlichkeit tun, wenn es hinter meinem linken Ohr kitzelt. Ich muss mich konzentrieren! Meiner Seele müssen
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