Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
Flügel wachsen! Ich muss mich in die Glückseligkeit ommen, sonst verwandele ich mich am Ende noch in ein Didgeridoo. Es kitzelt, verdammt!! Das Universum kichert und lässt die kleine Feder in seiner Hand noch ein paar Mal an meinem Ohrläppchen vorbeistreifen. Ich packe daran und versuche mit intensivem Kratzen, Reiben und Kopfschütteln das Kitzeln loszuwerden. Das Universum gluckst zufrieden. Ich bin einfach und vollkommen grundlegend ungeeignet für diesen metaphysischen Dreck. Erst Tag sieben des neuen Monatsmottos. Und der Erkenntnis keinen Schritt näher gerückt. Mist.
Zweite Schritte
Montag, 12. Juli um 10:43 Uhr
Loslassen klappt leider nicht sofort … Das weiß jeder, der nach anstrengenden Arbeitswochen Urlaub hat und den großen Plan verfolgt »nur abzuhängen«. Geht gar nicht. Sobald man sich auf der Couch platziert hat, stellt man fest, dass man noch saugen muss. Drei Stunden später steht man dann neben dem abgetauten Kühlschrank und verkocht das Obst der letzten Saison zu Marmelade. Man kommt nicht so schnell runter wie man möchte. Mir geht’s ähnlich.
Das Experiment hat mich über die letzten Monate so in Atem gehalten, dass es mir schwerfällt, nicht bei jedem Mann, dem ich auf der Straße begegne, das übliche Raster durchlaufen zu lassen: Aussehen (seins und meins)? Wirkung (seine meine)? Schuhe, Klamotten, Haarschnitt? Guckt er? Nein? Gut!
Gut! Denn seit ich loslasse, werde ich strahlender angelächelt denn je. Das kennen wir ja. Willst du keinen, wollen dich alle.
Egal. Zum Loslassen gehört natürlich Konrad. Fällt momentan nicht so schwer, da loszulassen, denn er meldet sich nicht. Mir egal, ich habe mich, meine leeren Hände und mein leeres Herz. Ich lasse los, lasse passieren, ich bin vollauf beschäftigt, meine Mitte zu finden. Dann werd ich mal putzen.
Q-Tips
Montag, 12. Juli um 19:44 Uhr
Wahnsinn! Ich habe eben die Tastatur meines PC mit einem Q-Tip gesäubert! Eine ekelhafte und gleichzeitig hoch befriedigende Tätigkeit. Meine Tastatur erfüllt mich mit Stolz. Werde nun noch die Fugen im Bad reinigen (böser Schimmelpilzbelag/schwarz).
Schimmel-Ex
Dienstag, 13. Juli um 08:45 Uhr
Muss bei dem Titel an Michael denken. Nein, pfui, lasse ja los. Muss aber unbedingt in den Baumarkt, brauche stärkeres Zeug gegen den Fugendreck, normaler Essigreiniger versagt auf ganzer Linie!
Alles neu
Donnerstag, 15. Juli um 23:57 Uhr
Von wegen, Essigreiniger. Im Baumarkt erklärte mir eine nette Dame in Mundart, dass der Schimmelpilz, dem ich mit umweltfreundlichen Präparaten zu Leibe rücken wollte, so wohl nicht zu entfernen sei. Sie lässt mich Farbe, Streuung und Konsistenz des Pilzes beschreiben, nickt bedächtig und nicht unbesorgt mit dem Kopf und empfiehlt eine Mischung aus harten Chemikalien und »Fugen-Gold«, einer Spritze, mit der ich meine Fugen neu verfugen könne. Notfalls müsse der Fliesenspiegel aber ganz weg. Das trifft mich hart, und ich schrubbe mehrere Stunden lang mit einer Wurzelbürste die Wand ab. Im Anschluss bearbeite ich den Fliesenspiegel mit Fugen-Gold, allerdings nur vier Fliesen. Das muss reichen, ich habe beschlossen, wenn ich das Loslassen endlich hinter mir habe, frage ich Konrad, ob er den Rest macht. Emanzipation ist nur schön, wenn Männer weiter die Drecksarbeit machen.
Weiterhin habe ich meine Versicherungsunterlagen sortiert, meine Bankgeschäfte erledigt und alle Rechnungen (auch GEZ) bezahlt, mein »Mädchen«-Abo gekündigt, da ich seit zehn Jahren das Heft nicht mehr lese, gesaugt (auch unterm Bett), gewischt, alle Kleider vom Wäscheständer in den Schrank gehängt, wirklich den Kühlschrank abgetaut (mit Eisfach), Leergut weggebracht, Fenster geputzt, meine Handtaschen aus- und weggeräumt, die riesige Anzahl von Tampons (aus den Handtaschen) in ein dekoratives Gefäß im Bad gefüllt, das Bad umgestaltet, mein Wohnzimmer zum Schlafzimmer umgeräumt, es eine Stunde lang gut gefunden und dann wieder rückgängig gemacht, Ikea konsultiert, Regale aufgebaut, einen Entsafter gekauft, Kontoauszüge sortiert, meine Steuer gemacht und selbst einen Zimmerbrunnen gebastelt.
Jetzt bin ich fix und fertig und hänge auf der Couch. Aber es geht mir richtig gut! Die Wohnung ist der Spiegel der Seele, sagt man, und wenn ich mir das so ansehe, dann ordnen sich hier gerade nicht nur meine Unterlagen und getragenen Schlüpfer, dann ordnet sich hier auch mein Kopf. Ich habe mein Umfeld sortiert, nun soll die innere Ruhe folgen.
Und tatsächlich. Ich
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