Zwoelf Rosen fuer ein Herz
Nummer nicht sichtbar ist für den Angerufenen, und dann wählte er und lehnte sich locker zurück. Mir war nicht klar, ob ich das jetzt gut finden sollte. Wenn Big Daddy da anruft, dann wirkt das doch, als ob ich zu blöd dazu wäre! Aber zu spät.
»Wessmeier mein Name, Bundesagentur für Arbeit, Abteilung Praktika, Guten Tag«, sagte mein Vater.
Hä?? Er hieà mitnichten Wessmeier, sondern Borgmann wie ich. Es gab eine Pause, in der offenbar jemand etwas antwortete. Ich starrte meinen Vater mit Riesenaugen an und hatte echt keine Ahnung, was er da vorhatte.
»Wir informieren uns zurzeit über die generelle Verfügbarkeit von Schülerpraktikumsplätzen. Wie sieht das denn bei Ihnen aus?«
Pause.
»Ah ja, ich notiere, das hört sich ja wirklich gut an, sehr vorbildlich â¦Â«
Inzwischen glotzte ich wie ein triefäugiger Basset. Was soll das werden?? Das bringt mich doch keinen Schritt weiter! Auch wenn es offenbar Plätze gibt, muss ich doch noch selbst da anrufen, das ist doch total beknackt! Ich verdrehte die Augen und hörte kaum noch hin, als mein Vater schon bei den Abschiedsfloskeln war: »Ja, danke, keine Ursache, dann einen schönen Tag noch, gleichfalls, ja â¦Â«
Da hielt er plötzlich überrascht inne. »Ja bitte?«, fragte er laut in meine Richtung. Ich glotzte noch blöder und guckte mich sogar um, denn es schien, als meinte er jemand, der hinter mir grad den Laden betreten hatte. »Du suchst Infos zu Schülerpraktika?«, fragte er mich viel zu laut.
Ich war so platt, dass ich einfach »Ãh, ja« sagte.
»Da bist du hier richtig! Komm nur rein, ich hab hier grad eine Anwaltskanzlei am Apparat, die bietet regelmäÃig einen Platz an. Interesse?«
Jetzt kapierte ich! Und spielte mit: »Oh prima! Gerade so was interessiert mich«, sagte ich laut. Ich hatte gar keine Zeit, nervös zu werden. Mein Vater zwinkerte mir zu und sprach wieder ins Telefon.
»Ich habe hier gerade eine junge Dame, die ein Schülerpraktikum sucht. Ich geb sie Ihnen mal â¦Â« Und er drückte mir das Telefon in die Hand.
Das Gespräch lief total easy, eine freundliche Dame fragte mich nach Namen, Geburtsdatum, meiner Schule und wann ich das Praktikum machen wollte. Ich sprach völlig normal und ohne zu stottern. Und nun das Beste: Ich wurde die ganze Zeit gesiezt, ohne dass mir das komisch vorkam! Zum Schluss bekam ich noch einen Termin in zwei Wochen und die Adresse, um mich persönlich vorzustellen. Ich schrieb
alles auf und erst nach dem Auflegen, als ich den Zettel mit Termin und Adresse einsteckte, begannen meine Hände vor Aufregung zu zittern.
Ich hatte es geschafft! Ich war meinem Schülerpraktikum einen Riesenschritt näher gekommen! Mein Vater sah auf meine Flatterhände und grinste. »So istâs recht: Muffensausen erst nachher kriegen!«
Ich machte einen auf lässig: »Das kommt vom Kaffee.«
Dann lachten wir und prosteten uns mit den Kaffeetassen zu. Manchmal ist so ein Papa einfach nur genial!
6. Kapitel
K aum hatte ich mich eine Weile später von meinem Vater verabschiedet und war um die erste Ecke geradelt, hielt ich an, frickelte mein Handy aus der Tasche und wählte Pias Nummer. Ich musste ihr das mit dem Praktikumsplatz erzählen und natürlich auch endlich über die Rosen reden! Mit angehaltenem Atem wartete ich auf den Verbindungsaufbau. Bitte, bitte nicht wieder »Der gewünschte Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar«. Nein! Es gab ein Freizeichen!! Geh ran, Pia, geh ran!!! Tuut ⦠Tuut ⦠Tuut ⦠Tuut ⦠Mit jedem »Tuut« sank mein Herz tiefer in die Verzweiflung. Und dann kam nur noch tut, tut, tut ⦠Pia hörte ihr Handy nicht oder konnte nicht rangehen oder wollte nicht rangehen. Was war da los??
Extrem gefrustet radelte ich weiter. Die Freude über den Vorstellungstermin fürs Schülerpraktikum war total überlagert vom Frust über Pia. Wie lange kann man denn mit einem Kerl säuseln, verdammt noch mal? Wut kochte hoch. Echt, wenn ich die erwische, dann werd ich ihr klipp und klar sagen, wie scheiÃe das ist, die beste Freundin so hängen zu lassen! Die nächsten drei Kilometer malte ich mir aus, was ich Pia alles an den Kopf werfen würde, wenn sie endlich an ihr doofes Telefon ging. In Abständen von wenigen Minuten versuchte ich, sie zu erreichen. Aber sie ging nicht ran. Mann, war
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