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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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dem Fahrrad zur Schule fahren, weil’s gesünder sei und gut für die Umwelt und so weiter, blabla. Im Hinblick auf die Kalorien, die Radfahren verbrennt, fand meine Mutter das sofort gut und hat nie wieder nach der Busfahrkarte gefragt. Nur muss ich seither morgens wirklich immer bei Wind und Wetter aufs Fahrrad. Am Anfang war das verdammt hart. Und alles nur wegen eines schiefgelaufenen Anrufs! Immerhin, jetzt liebe ich ja meine morgendliche Radtour …
    Aber damit ist wohl klar, warum ich nicht einfach mal so in der Anwaltskanzlei anrufen kann. Ich nicht. Pia dagegen, die könnte das, die ist einfach begnadet in solchen Sachen: nimmt den Hörer, wählt, hört sich an, wie sich da einer meldet und quasselt drauflos. Natürlich hab ich sie schon hundert Mal gefragt, ob sie nicht einfach für mich anrufen könnte, aber sie will das nicht: »Das tut dir ganz gut, wenn du das selbst machst.« Manchmal kann die beste Freundin glatt Sprüche loslassen wie die eigene Mutter.
    Lustlos kritzelte ich weiter ein paar Eingangsformulierungen auf ein Blatt, von denen eine so blöd wie die andere war. Dazwischen versuchte ich immer wieder, Pia auf dem Handy zu erreichen, aber der von mir sehr gewünschte Teilnehmer
war weiterhin »vorübergehend nicht erreichbar«. Grrrrrrrrrrr! Ich warf Stift, Papier und Telefon hin und nahm das Poesiealbum von Pias Großmutter, das ich mir von Pia ausgeliehen hatte. Vielleicht inspirierten mich die Weisheiten da drin zu irgendwelchen Lösungen, ob in der Frage der Rosen oder des Anwaltanrufs …
    Ich spielte also Poesiealbum-Roulette: Mit geschlossenen Augen klappte ich das Buch auf, blätterte und hielt meinen Finger auf irgendeine Seite. Dann öffnete ich die Augen - ziemlich gespannt, wie ich zugeben muss - und las:
    Ernst bei der Arbeit, heiter beim Spiel,
immer frisch vorwärts, so kommt man ans Ziel.
    Na danke. Genau das, was man braucht, wenn man so fertig und ausgebremst war wie ich in diesem Moment: beste Freundin nicht erreichbar, Rosenstrauß unbekannter Herkunft auf dem Tisch und selbst zu schisserig, um am Telefon nach einem Schülerpraktikumsplatz zu fragen. Blödes Buch! Ich feuerte das Poesiealbum in die Ecke und kritzelte wütend einen Gegenspruch aufs Papier:
    Keinen Mut bei der Arbeit, keine Freundin zum Spiel,
von wem sind die Rosen, ich krieg noch zu viel!
    Ich sah auf die Uhr. Bald würde meine Mutter von der Arbeit kommen und die böse Frage stellen: »Naaa, hast du bei Frau Gessler in der Anwaltskanzlei angerufen?« Oder gleich die noch bösere Frage: »Naaaaa, weißt du schon, von wem die Rosen sind?« Da half nur eins: rechtzeitig abhauen.

5. Kapitel
    I ch zerrte also mein Fahrrad aus dem wie immer hoffnungslos vollgestopften Fahrradschuppen bei uns im Hof. Wieso sind Fahrradschuppen immer so vollgestopft? Weil die Leute aus Faulheit ihre alten Räder nicht ordentlich wegschmeißen, sondern einfach im Schuppen vergammeln lassen. Echt, da sind Fahrräder drin, die sind so alt wie das Poesiealbum von Pias Großmutter. Und auch genauso lange nicht in Gebrauch. Das gleiche Problem besteht auch an unserer Schule. Mindestens ein Drittel der Räder wurde von ihren Besitzern dort einfach »vergessen« und jetzt warten die Dinger darauf, dass sie verrotten. Laut unserem Chemielehrer kann das allerdings leicht 1000 Jahre dauern, allein für die Kunststoffteile, vom Metall ganz zu schweigen. Kurz: Die Dinger verstopfen den Platz und ich haue mir jeden Morgen und jeden Nachmittag die Waden grün und blau, wenn ich mein Fahrrad da vorbeizwänge.
    Diese Gedanken machten mich so wütend, dass ich mein Rad noch etwas heftiger als sonst aus dem Metallgewirr der anderen Räder zerrte und, klar, dabei haute ich mir die Pedale gegen das Schienbein. Au verdammt! Der nächste blaue Fleck! Was für ein Glück, dass ich nie Röcke trage!
    Dann strampelte ich, immer noch wütend, am Flussufer entlang in das Stadtviertel, in dem mein Vater wohnt. Das ist
ziemlich weit weg und immer ist Gegenwind, aber ich muss radeln, denn ich habe ja keine Schülermonatskarte. Immerhin tat mir das kräftige Radeln gut und ließ meine Wut so weit verrauchen, dass ich mir eingestehen konnte, weswegen ich wirklich wütend war. Nicht wegen des blauen Flecks am Bein oder wegen des vollen Fahrradschuppens oder weil ich nicht wusste, von wem die Rosen sind. Wegen Letzterem war ich vor allem

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