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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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sich wirklich für mich. Aber das geht zu weit! Nie würde ich mit meiner Mutter über meine geheimsten Hoffnungen sprechen! Über Golden Retriever oder Mittelstufensprecher … Nur über meine stämmige Leiche! So hatte meine Mutter nach meinem schroffen Grunzen schnell wieder die Tür geschlossen. Manchmal hat es echt Vorteile, wenn man so dornig ist wie ein Strauß Freilandrosen. Aber eine gigantische Frage blieb: Von wem sind sie, diese Rosen??

4. Kapitel
    I ch dachte noch eine endlose Stunde lang geradezu zwanghaft im Kreis: Wer schenkt mir solche Blumen? Ein Blinder? Ein Psychopath? Oder ein ganz normaler Junge? Am Ende sogar … Dominik? Warum sollte er das tun? Er ist doch kein Blinder, kein Psychopath und auch kein normaler Junge, denn dafür ist er viel zu toll. Also sind die Blumen nicht von ihm … Aber von wem dann? Wer schenkt mir solche Blumen? Ein Blinder? Ein Psychopath …
    Um dieses bekloppte Im-Kreis-Denken endlich zu unterbrechen, nahm ich mir vor, etwas Sinnvolles zu tun, was außerdem verdammt dringend war: Ich musste bei einer Anwaltskanzlei anrufen und fragen, ob ich mich dort für ein Schülerpraktikum bewerben konnte. Die Telefonnummer hatte ich schon vor Wochen - o. k., vor Monaten - von meiner Mutter bekommen. Eine ihrer Schönheitssalonkundinnen arbeitete dort als Rechtsanwältin. Und weil ich ja mal überlegt hatte, später Jura zu studieren, lag es nahe, das Schülerpraktikum nächstes Jahr in einer Anwaltskanzlei zu machen. So weit, so einfach.
    Nur hatte ich mich bisher nicht getraut da anzurufen. Ich bin jetzt nicht wirklich schüchtern, hoffe ich jedenfalls, aber solche offiziellen Anrufe hasse ich. Manchmal ist es eben einfach nur zum Kotzen, eine Dreizehnjährige zu sein, die null Erfahrung hat mit so was. Beim Versuch, mir den Anruf vorher
genau zurechtzulegen, war ich bisher immer schon nach dem ersten Satz gescheitert: »Guten Tag, hier ist Annette Borgmann.«
    Ja, so weit kam ich noch. Aber dann? Sag ich dann: »Ich möchte mich bei Ihnen um ein Schülerpraktikum bewerben«? Oder heißt es » für ein Schülerpraktikum«?? Oder frage ich erst: »Kann man bei Ihnen ein Schülerpraktikum machen?« Oder besser: »Ist Frau Gessler zu sprechen?« - Das ist die Kundin meiner Mutter. Und wenn die Person, die da antwortet, dann sagt: »Guten Tag, Anwaltskanzlei Kranz und Gessler, Sie sprechen mit Gundula Empfangstante, was kann ich für Sie tun?«, dann bekomme ich garantiert kein Wort mehr raus. Denn so einen Satz bekam ich mal in der Hotline der Öffentlichen Verkehrsbetriebe zu hören, als ich da eine neue Schülermonatskarte beantragen wollte. Beziehungsweise beantragen musste , denn ich hatte meine Busfahrkarte verlegt. Meine Mutter sagte natürlich »verschlampt« und sie hatte mich dann gezwungen, selbst da anzurufen. Aus »erzieherischen Gründen«. Früher hieß so was ehrlicherweise »zur Strafe«, aber heute wird ja aus jedem Mist eine Sternstunde der Pädagogik. Wie auch immer, ich musste da durch.
    Ich hatte mir ganz genau zurechtgelegt - und sogar aufgeschrieben -, was ich sagen würde, nämlich: »Guten Tag, hier ist Annette Borgmann, ich habe meine Schülermonatskarte verlegt und möchte eine neue beantragen.« Ich erwartete, dass da jemand zuerst sagen würde: »Öffentliche Verkehrsbetriebe, Guten Tag.« Was kam, war: »Öffentliche Verkehrsbetriebe, Sie sprechen mit Gabriela Kundendiensttante, was kann ich für Sie tun?« Und da war ich so verwirrt, dass ich eben direkt mit dem angefangen hab, was sie für mich tun konnte: Ȁh, Sie können mir eine neue Busfahrkarte geben, äh, machen, äh, ausstellen, eine Schülermonatskarte, meine
ich …« - »Wer spricht denn da bitte?« - »Äh, ach so, ja klar, Annette hier, Annette Borgmann …« Und dann kam der Satz, den ich nie wieder hören will, auch wenn er ganz verständnisvoll und lieb rüberkam: »Vielleicht gibst du mir einfach mal deine Mutti.«
    Im Ernst, wer mit dreizehn so was am Telefon hört, der will sich doch einfach nur noch erschießen. Jedenfalls hab ich seitdem so richtig Muffe vor offiziellen Anrufen. Und damals war ich nach diesem Satz so fertig mit den Nerven, dass ich einfach aufgelegt und nie wieder eine Schülermonatskarte beantragt habe. Meiner Mutter hab ich erzählt, ich würde jetzt lieber mit

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