Zwoelf Rosen fuer ein Herz
Frage, weil wir kurz vor Weihnachten einen gemeinsamen Ausflug ins Haus der Geschichte nach Bonn unternommen hatten, wir, die 8b und die 9b. Ich fand das in diesem Haus der Geschichte super interessant und hab ständig Fragen gestellt, bis ich plötzlich merkte, dass ich die Einzige war, die Fragen stellte. Und auch wenn ich dann sofort die Klappe gehalten hatte, war ich garantiert auch noch dem Letzten aufgefallen: Annette, die pummelige Streberin aus der 8b â¦
Während ich weiter auf das Schreibpapier voller Namen aus der 9b guckte, sah ich vor meinem inneren Auge Dominik aufsteigen ⦠seufz ⦠den goldblonden, freundlichen, umgänglichen, supersüÃen Do⦠»Also theoretisch kommen die 9b-ler in Frage«, platzte Pia arglos in meinen Tagtraum. »Aber praktisch haben die doch auch alle nur Nina angeglotzt.«
Dem konnte ich wenigstens teilweise widersprechen: »Alle auÃer Ole. Der hat dich angeglotzt.«
Pia lieà das diesmal unkommentiert und fügte stattdessen hinzu: »Und auÃer Jonas, Felix und Tom.« Damit hatte sie
recht. Denn Jonas, Felix und Tom sind die totalen Blödsinnund Quatschmacher aus der 9b, die kommen vor lauter Blödsinn- und Quatschmachen gar nicht dazu, irgendwelche anderen Menschen anzugucken, geschweige denn Mädchen. Und wer nicht mal Nina anguckt, der guckt doch eine wie mich erst recht nicht an! Aber Pia bestand darauf, die drei Namen aufzuschreiben. Wahrscheinlich damit wenigstens irgendwas auf dem Papier stand, nicht weil die ernsthaft in Frage gekommen wären.
Dann konnte ich nicht länger an mich halten. »Rein theoretisch könnte es auch einer aus der 9a gewesen sein â¦Â«, sagte ich so beiläufig wie möglich.
Pia sah mich lange an und grinste. »Na los, schreib schon auf!«
»Wen denn?«, fragte ich. Ein schlapper Versuch, gleichgültig zu erscheinen.
»Na, den Do, den Mi und den Nik!«
In einer geradezu heiligen Handlung schrieb ich »Dominik« auf die Liste.
»WeiÃt du überhaupt, wie man den schreibt?«, fragte Pia. »Mit c, mit k oder mit ck?«
Ich verdrehte die Augen. »Klar weià ich das! Mit k! Ich weià das seit zwei Jahren! Ich hab dafür doch mal heimlich in deren Klassenbuch geguckt!« Mir wurde ganz warm ums Herz, als ich daran dachte, denn das war eine sehr aufregende Sache gewesen.
»Du hast was? «, fragte Pia mich mit groÃen Augen.
»Na, ich hab dem Klassenlehrer das Klassenbuch aus der Aktentasche gemopst, als er auf dem Gang in ein Gespräch mit the Schnepfe vertieft war.«
Wieder sah Pia mich so seltsam an. Irgendwie besorgt. »Du hast wirklich ein Problem«, konstatierte sie.
»Wieso Problem?« Ich wurde grätzig. »Wieso ist das ein Problem, wenn ich seit zwei Jahren Dominik gut finde? Und wenn ich dafür mal kurz in ein fremdes Klassenbuch schaue?«
Pia sagte eine Weile gar nichts mehr. Und dann: »Komm, Nette, lass unsâne Pause machen vom Rosenmysterium und uns ein paar Poesiealbum-Sprüche reinziehen!«
Das war mir nur recht. Irgendwie funktionierte das Thema Dominik nie so richtig zwischen Pia und mir. AuÃerdem kam ich so um die unangenehme Aufgabe herum, irgendwelche Jungsnamen aus unserer Parallelklasse, der 8a, aufzuschreiben. Denn die Jungs aus der 8a, die sind alle so was von Schwachmaten, da bleibt man lieber sein Leben lang Single.
Also, ich zeigte Pia, wie man Poesie-Roulette spielt: Augen zu und Finger auf irgendeine Seite. Das kam dabei raus:
Sei deiner Eltern Freude, beglücke sie durch FleiÃ,
so erntest du im Leben dafür den schönsten Preis .
In dem Augenblick hörte ich, wie meine Mutter nach Hause kam, und ich rief, noch bevor sie meine Zimmertür geöffnet hatte: »Ich hab mit der Anwaltskanzlei gesprochen und jetzt hab ich einen Vorstellungstermin fürs Schülerpraktikum!«
Eine Millisekunde später schaute meine Mutter ins Zimmer und war völlig begeistert. »Toll, mein Mädchen! Dann lass uns doch heute zur Feier mal Pfannkuchen machen! Pia, du kannst natürlich mitessen!«
Kaum war sie wieder weg, starrte ich Pia an. »Pfannkuchen? Meine Mutter will mir Pfannkuchen machen?«
»Vielleicht war das gar nicht deine Mutter, sondern nur ihre von AuÃerirdischen gesteuerte Hülle«, überlegte Pia, die meine Mutter gut kannte und deshalb genauso baff war.
»Auf jeden Fall ist dieses Roulette eine Art Orakel«,
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