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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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wir setzen uns. Dominik rückt noch ein bisschen näher, legt seinen Arm ganz sanft um meine Schulter, wir sehen uns ganz tief in die Au…
    Â»Aufstehen, Nettchen!« Reflexartig haute ich wieder auf den Wecker. Aber der war’s gar nicht. Diesmal war es meine Mutter. So früh am Morgen ließ auch ihre Stimme mein Trommelfell schrumpfen. Nur haben Mütter leider keine Snooze-Funktion.
    Statt einer Antwort brachte ich nur ein Grunzen zustande. Das ist manchmal eh die beste Art, mit meiner Mutter zu kommunizieren, vor allem wenn sie gar keine Antwort erwartet,
sondern lieber selber reden will. Heute Morgen hörte sich das so an: »Aufstehen, Kind! Los! Du hast 39 Minuten und du musst duschen, dich anziehen und dich zurechtmachen!«
    Ich mache mich nie zurecht , und das weiß sie auch genau, aber meine Mutter ist eine von der hartnäckigen Sorte. Sie gibt nicht so leicht auf und hofft seit 13 Jahren, dass ich irgendwann doch noch ein »richtiges« Mädchen werde. Eins, das sich zurechtmacht.
    Falls jetzt jemandem aufgefallen ist, dass meine Mutter gerade »duschen, anziehen, zurechtmachen«, aber nicht »und frühstücken« gesagt hat, der hat einen Kernpunkt unserer Mutter-Tochter-Konfliktsammlung getroffen. Meine Mutter findet mich nämlich zu dick. Das würde sie mir natürlich nie so direkt ins Gesicht sagen, sie will mich ja nicht fertigmachen, aber ich bekomme doch regelmäßig Dinge zu hören wie: »Fruchtsorbet ist doch viel leckerer als Vanilleeis!« - Ja, Mama, und die Erde ist eine Scheibe. - »Wenn man die Butter vom Brot weglässt, dann merkt man das gar nicht!« - Nö, die Stulle schmeckt dann nur nicht. - »Soll ich dich mal beim Wasserball anmelden?« - Sie hat in einem Zeitungsartikel gelesen, dass Wasserball besonders viele Kalorien verbrennt.
    Das Schlimmste an der Dick-Debatte ist: Sie hat recht. Ich bin nicht dünn. Ich bin stämmig. Schon als kleines Mädchen war ich eher der stabile Typ. Und dabei hatte meine schönheitsbewusste Mutter sich so sehr eine zarte, niedliche Tochter gewünscht, eine, die sie in rüschig-plüschige rosa Klamotten stecken kann und die ins Kinderballett geht. Aber ich habe Rosa immer gehasst und im Kinderballett habe ich mich als Vierjährige so energisch am Türbalken festgekrallt, dass mich niemand in den Saal gekriegt hat. Die Lehrerin war beeindruckt von meiner Kraft und schlug vor, mich beim asiatischen Kampfsport anzumelden. Meine Mutter dagegen war
fertig. So sehr, dass sie sich eine Träne wegwischen musste, als sie den rosa Ballettanzug ins Geschäft zurückbrachte. Dabei hat sie netterweise versucht, sich nichts anmerken zu lassen, aber ich habe die Träne trotzdem bemerkt. Mann, hatte ich da ein schlechtes Gewissen!
    Dasselbe schlechte Gewissen hatte ich auch an diesem Morgen, als ich in meinem schlabbrig-gemütlichen Schlaf-T-Shirt, mit meinen störrischen, haferbreiblonden Haaren und eben gar nicht wie ein Ballettmädchen an ihr vorbei Richtung Bad tappte. Sie wusste, dass ich mich auch diesmal nicht »zurechtmache«. Und dass ich erst mal gemütlich frühstücken würde. Sie ging stattdessen eine Runde Joggen, das ist ihre neueste Maßnahme zum Ewig-jung-und-schön-Bleiben. Man merkt es schon: Meine Mutter hat einen Schönheitsfimmel.
    Nicht mal acht Minuten später saß ich gewaschen und angezogen, aber kein bisschen zurechtgemacht am Frühstückstisch. Ich kaute ein leckeres Käsebrot und dachte über den Schönheitsfimmel meiner Mutter nach. Ihr ganzes Leben dreht sich um Schönheit. Kein Wunder, denn ihr gutes Aussehen hat meine Mutter aus einem extrem schnarchigen Kaff in die Großstadt katapultiert. Erst wurde sie Schönheitskönigin in ebendiesem Kaff, dann im Landkreis und zum Schluss war sie sogar Miss Nordrhein-Westfalen. Das ist natürlich alles lange her, war vor meiner Geburt, aber es gab den Startschuss für ihre Karriere. Jetzt betreibt sie einen Schönheitssalon und dank der vielen guten Kontakte aus ihrer Zeit als Miss Nordrhein-Westfalen läuft der Laden wie eine Fahnenfabrik zur Fußball-WM. Von dem, was meine Mutter dort verdient, leben wir beide, und das sogar ganz gut. Mein Vater, der schon lange woanders wohnt, trägt nicht wirklich zu meinem Lebensunterhalt bei und zu dem meiner Mutter schon mal gar nicht. Eher umgekehrt. Mein Vater ist einer, den blöde Leute einen Loser

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