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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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Türgriff. Schön zu sehen, dass auch Pia nicht immer cool war.
    Â»He, ganz locker, die kommen gar nicht.« Pia starrte mich an. »Ich hab das nur gesagt, damit du endlich die Tür aufmachst!« Pia gab mir einen freundschaftlichen Schubs, der aber auch eine kleine Idee ruppig war. Und während wir da noch herumrangelten, ging die Tür plötzlich von innen auf und eine elegante Dame von unbestimmbarem hohem Alter schaute heraus.
    Â»Annette und Pia?« Wir nickten wie scheue Kaninchen vor einer eleganten Schlange. »Dann mal herein mit euch«, sagte die Dame lächelnd. Und so betraten wir ein Geschäft für Braut- und Abendmoden. Auweiaweiaweia!

    Und es war wirklich alles sehr krass da drin. Ein großer ovaler Raum mit goldenem Stuck an der Decke, ein samtiger dunkelroter Teppich, die Wände fast alle verspiegelt, dazu ein langer, hoher Kleiderständer auf Rollen, an dem unglaublich voluminöse, weiße Gebilde aus Rüschen, Spitzen, Schleiern und Schleppen hingen. Aschenputtels Traum aus Stoff. Oder eher ein Albtraum? Mein Blick erhaschte ein Preisschild: 2999 Euro. Umkipp!
    Frau Köhler lächelte uns nett an. »Wir haben offiziell schon geschlossen, darum war die Tür zu. Möchtet ihr einen Kaffee?« Sie sagte schick: »Kaff ee «, Betonung auf »ee«.
    Pia und ich sahen uns an. Klar, wenn das dazu gehört! Ȁh, ja, gerne … Äh, danke …«, stammelten wir reichlich angespannt.
    Frau Köhler blieb ganz locker. »Legt eure Jacken und Taschen ab und dann wollen wir mal sehen!« Beim Hinausgehen schob sie den riesigen Kleiderständer auf lautlosen Rollen mit sich hinweg. So standen also Pia und ich in dieser schlossartigen Schnörkelumgebung und guckten in den Spiegel. Darin wirkten wir reichlich mickrig, blass und unscheinbar. Vor allem ich, denn ich bin ja die mit den haferbreifarbenen Haaren und nicht mit den dunkel glänzenden wie Pia …
    Doch bevor ich darüber seufzen konnte, kam Frau Köhler zurück und stellte ein Tablett mit Kaff ee auf ein goldenes Tischchen. Wir nippten. Heiß und stark. Zum Glück krieg ich von Kaffee kein Herzklopfen! Das hatte ich nämlich schon so genug. Dann rollte Frau Köhler einen anderen Kleiderständer herein. Daran hingen Kleider in allen Farben des Regenbogens. Wir müssen echt große Augen gemacht haben, denn Frau Köhler lachte. »Jetzt mal keine Angst! Die Sachen beißen nicht. Und wenn etwas nicht gleich passt, wir können alles ändern lassen.«

    Â»Aber die kosten nicht 3000 Euro, oder?«, platzte ich heraus.
    Â»Nein«, meinte Frau Köhler, »die kosten nur eine Leihgebühr und da hab ich mich mit deiner Mutter schon geeinigt. Macht euch mal keine Sorgen.«
    Â»Wahnsinn«, entfuhr es Pia, die nun wagte, eines der Kleider zu berühren. Es raschelte leise, aber vielversprechend.
    Ab da wurde es dann richtig unreal. Frau Köhler legte Pia und mir je ein Kleid in die Arme, wir trugen es, wie der Bräutigam seine Braut über die Schwelle, in einen Nebenraum. Dort führte Frau Köhler uns in je eine Umkleidekabine. Aber kein Vergleich zu dem Kabuff in der schwedischen Klamottenkette! Die »Kabine« war hier so groß wie ein Zimmer, ebenfalls mit weichem rotem Teppich ausgelegt, und das Licht war angenehm und schmeichelhaft. Ich wühlte mich aus Jeans und T-Shirt, vermied den Anblick meines bleichen Körpers im Spiegel und dann … dann stieg ich vorsichtig in das erste Kleid. Ups. Falsch. Ich musste es über den Kopf ziehen. Oder? Auf halber Strecke brach Panik aus und so war es gut, dass Frau Köhler mir zu Hilfe kam, denn ich steckte wirklich fest in einer Masse aus Futterstoff, Haken und Reißverschlüssen. Ratsch, mit professionellem Griff schloss Frau Köhler das Kleid, steckte mir Schuhe mit Absätzen an meine Füße und zog mich aus der Kabine vor den großen Spiegel im ovalen Raum. Dort stand schon eine junge Frau, die ich nicht kannte. Sie trug ein cremeweißes Kleid, starrte sich verblüfft an und sagte: »Ja leck mich mal, das sieht ja gut aus!«
    Aha, das war Pia!
    Â»Oh, sorry …« Sie sah nun entschuldigend zu Frau Köhler, die aber nur mild lächelte. Und dann guckte auch ich in den Spiegel.
    Die junge Dame, die mich daraus ansah, guckte wie ein erschrockenes
Huhn mit dicker Brille. Aber ansonsten sah sie toll aus. Die Farbe des Kleides, ein sattes

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