Zwoelf Rosen fuer ein Herz
grundsätzliches Glücksgefühl hielt auch noch am nächsten Morgen an, und so beschloss ich, entgegen Pias Rat, in der groÃen Pause doch mal nach Dominik Ausschau zu halten. Das war ein so aufregender, aber schöner Plan, dass ich mindestens mit doppelt so viel Elan wie sonst durch den Park zur Schule radelte. Wieder war ein sonniger Vorfrühlingsmorgen. Und wieder war Malte mit dem struppigen Hund unterwegs. In meiner warmen Wolke von Glück verspürte ich einen Tick schlechtes Gewissen, dass ich die beiden gestern so angefaucht hatte, also hielt ich an und quatschte ein bisschen mit Malte über den Hund, der wie immer völlig begeistert an mir hochsprang.
»Der ist schon süë, sagte ich wohlwollend und Malte freute sich sichtlich.
»Und der kann auch Stöckchen holen, sogar aus dem Wasser!« Malte warf Stöckchen, der muntere Mops-Terrier flitzte. Doch dann kam der Golden Retriever. Und wie immer konnte ich meine Augen nicht von dem schönen Hund wenden, wie der Stöckchen holte und herumlief und sprang und auf ein Wort seines Frauchens »Sitz!« machte. Ich wandte mich ganz arglos an Malte: »Guck doch nur!« Doch Malte war weg. Zusammen mit seinem struppigen Nachbarshund. Was sollte das jetzt?
In der Schule reckte ich die ganze Zeit den Hals: im Fahrradschuppen, auf dem Hof, im Treppenhaus, ob ich Dominik
irgendwo sehen könnte. Mein Herz klopfte wie wild. Aber ich war fest entschlossen, ihn heute anzusprechen. Ich würde einfach zu ihm gehen und »Danke« sagen. Er würde dann schon wissen, was ich meinte. Und dann konnte er reagieren, wenn er mochte, oder er konnte weiter schüchtern sein. Was auch total süà wäre. Dominik durfte ja auf keinen Fall denken, ich wäre nicht interessiert! Aber wie so oft war Dominik nirgendwo zu sehen. Als Mittelstufensprecher hatte er vor und nach dem Unterricht und in den Pausen oft zu tun, Besprechungen mit Lehrern, mit den anderen aus der Schülervertretung, alles Mögliche ⦠Es würde nicht einfach sein, ihm zu begegnen.
Oh. Es würde sogar unmöglich sein, ihm zu begegnen, jedenfalls die nächsten Tage. Ich stand mit Pia am Vertretungsplan, um zu gucken, ob wir heute nun Bio hatten oder nicht, als ich Dominiks Namen sah. Er sprang mir geradezu entgegen aus einer Liste mit Teilnehmern an einem Schachturnier in Recklinghausen.
»Pia, guck mal da!« Pia las und bei mir überschlugen sich unterdessen genau gleichzeitig drei Gefühle:
1. Ich war wahnsinnig enttäuscht, weil ich Dominik nun erst am kommenden Montag würde sehen können.
2. Ich war total erleichtert, dass ich noch etwas Aufschub bekam bei dieser aufregenden Sache.
3. Ich war unglaublich stolz, dass mein Dominik so cool war und an einem überregionalen Schachturnier teilnahm.
»Ich glaub, ich sollte auch mit Schachspielen anfangen«, meinte ich zu Pia, auch wenn das bisher absolut nicht mein Ding gewesen war. »Meinst du, bis Montag hab ich das drauf und kann mit Dominik drüber quatschen? Wäre sicher ein gutes Thema, so zum Anfang.«
Aber Pia meinte nur: »Am Montag kannst du Dominik auch nicht sprechen, da ist Schülervertretungskonferenz. Sondersitzung wegen der Neugestaltung des Schulhofs. So was geht immer den ganzen Tag.« Pia legte tröstend den Arm um mich. »Aber mach dir nichts draus. Wir haben so viel zu tun für das Rosenköniginnenkostüm, da wirdâs uns auf keinen Fall langweilig. Nicht am Wochenende und nicht am Montag, denn wir müssen ⦠- Ãh, hast du irgendwas?«
Pia sah mich komisch an. Kein Wunder, denn ich muss sie mit Riesenaugen angestarrt haben. Ich konnte nicht sprechen, nur keuchen: »Schülervertretungskonferenz! - Neugestaltung des Schulhofs! - Das ist die Idee! Da muss ich hin! Ich kann Dominik treffen und irgendwann ganz locker ansprechen, inâner Kaffeepause oder so! Ich hab doch diesen Antrag gestellt, von wegen gröÃerem Fahrradschuppen, ich darf dahin! Ich muss dahin! Danke, danke, danke!«
Ich küsste Pia und lieà sie dann stehen, denn ich hatte so einen Freuden- und Energieflash, dass ich zwei Runden um den Schulhof rennen musste. Der hatte eine Neugestaltung auch bitter nötig, denn ich hätte mich in den vielen tiefen Schlaglöchern im alten Asphalt ein paar Mal fast auf die Nase gelegt. Irgendwo am Rande kriegte ich unser Tussentrio um Nina mit, das sich über mich amüsierte. Aber
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