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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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neidisch.

    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich es konsequent vermieden, zu meinem Platz zu gucken. Man soll ja versuchen, die Menge an Frust zu dosieren, die das Universum für einen bereithält, und ich erholte mich zurzeit noch von der Anwaltsroben-Blamage. Dazu kamen dann die anderen blöden Erlebnisse und Erinnerungen dieses immer noch frühen Morgens: der nicht geglückte Fahrradschuppen-Antrag, die blöden Sprüche von Nina und ihren Kumpaninnen, der ständige Zoff mit meiner Mutter zum Thema Hausschlüssel, zum Thema Dicksein, zum Thema Zurechtmachen. Und am meisten nagte natürlich die Tatsache an mir, dass der Mann meiner Träume für mich unerreichbar ist …
    Technisch war es kein Problem, nicht zu meinem Platz zu gucken, denn die Lehrer setzen mich und Pia in unserem Klassenzimmer immer konsequent und weit auseinander. Wegen Totquatschgefahr, wie sie sagen. Es schellte zum Ende der Fünfminutenpause und unsere Englischlehrerin Frau Satzke betrat den Raum. Aufgrund ihres seltsamen Gangs, der langen Nase, ihrer unfreundlichen Art und ihres Fachs wurde sie von uns immer »the Schnepfe« genannt. The Schnepfe schnepfte also aufs Lehrerpult zu und sah mich dabei streng an, weil ich noch nicht saß. Also musste ich mich gezwungenermaßen meinem Platz zuwenden.
    Und da lagen sie. Mitten auf meinem Stuhl. Die schönsten Rosen, die ich je gesehen hatte, im dicksten Strauß, den ich je gesehen hatte. Ohne ernüchterndes Einwickelpapier, ganz nackt und bloß, in ihrer ganzen fetten Schönheit. Aber auch ohne jeden Hinweis auf den Spender. Keine Karte. Nichts. In meinem Unterbewusstsein wurde ein Bild angeknipst, völlig automatisch, ganz ohne mein Zutun. Das Bild eines Golden Retrievers. Doch bevor sich das Bild des hübschen Hundes in das noch hübschere Bild von Dominik morphen konnte,
schritt mein Verstand ein und zensierte die Vorstellung. Zapp, aus! Im Ernst, ich, der Klassenmoppel, krieg doch keinen Strauß Rosen von Dominik! Oder … doch?? Mir wurde flau.
    Ich muss bei alldem wohl so kariert aus der Wäsche geguckt haben, dass Frau Satzke mehr besorgt als schnepfig fragte: »Annette, aren’t you feeling well?«
    Ich hab dann so was Halbintelligentes geantwortet wie »Öhh«, kann mich aber nicht genau erinnern. Ich kann mich an nichts aus dieser Stunde erinnern, obwohl ich Englisch sonst ganz gern mag, trotz der schnepfigen Lehrerin. Ich weiß nur noch, dass ich die Rosen in die Hand genommen und sie vorsichtig in meinen Schulrucksack gesteckt habe. Der Strauß war richtig schwer! Danach habe ich nur noch ins Leere gestarrt. Wer schenkt ausgerechnet mir einen solchen Strauß zum Valentinstag???
    Später dann zu Hause hockte ich an meinem Schreibtisch, starrte die Blumen an und war in dieser Frage keinen Schritt weiter. Die Rosen waren der Wahnsinn. Samtig dunkelrot, groß und halb geöffnet. Zwölf an der Zahl. Freilandrosen, wie meine im Blumenkriegen natürlich sehr erfahrene Mutter ganz aufgeregt bemerkte. Das erkennt man offenbar an den kräftigen Stängeln, den vielen Dornen und am intensiven Duft, und es ist wohl ein Qualitätsmerkmal. Freilandrosen … Wieder seufz … Irgendwie gefiel mir der Gedanke. Keine Treibhauspflänzchen, sondern robuste Outdoorgeschöpfe. So wie ich. Oder sollte das etwa ein Hinweis sein auf meine kräftigen Stängel und meine vielen Dornen?? »Annette, jetzt spinn mal nicht rum«, ermahnte ich mich selbst, »keiner kauft dir so einen Riesenstrauß Rosen, um dich auf die Eigenarten deines Körperbaus oder deines Charakters hinzuweisen! Nicht mal eine Tussenhexe wie Nina würde für so was Geld investieren!« Oder doch? Ich versuchte zum hundertsten Mal, Pia auf
dem Handy zu erreichen. Aber das war aus. Warum? Warum nur?? Ich brauchte Pia! Sie sollte jetzt mit mir hier sitzen und das Rätsel der Rosen besprechen! Aber Pia hatte sich seit Beginn der Englischstunde seltsam abwesend benommen. Ich nehme mal an, da ist echt was am Backen mit diesem Ole aus der 9b, denn auch in den Pausen war sie sofort weg, und nun schaltete sich ihr Handy immer gleich auf Mailbox. Mit wem sollte ich denn jetzt über die Rosen spekulieren?
    Nein, nicht mit meiner Mutter! Auch wenn die in ihrer Kaffeepause vorhin zu Hause gewesen war und super interessiert in mein Zimmer geguckt hatte. Irgendwie tat sie mir ja fast leid, denn sie platzte fast vor Neugier. Und sie freute

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