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Zwoelf Schritte

Zwoelf Schritte

Titel: Zwoelf Schritte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilja Sigurdardóttir
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sieben gewesen sein, denn ich bin den Laugavegur hochspaziert und habe unterwegs spontan beschlossen, ein Meeting in der Hverfisgata zu besuchen, und kam ungefähr an, als das Sieben-Uhr-Meeting begann.»
    «Was hast du danach gemacht?»
    «Ich bin heimgefahren und habe mich vor den Fernseher geschmissen und bin dann ins Bett gegangen.»
    «Kann das jemand bestätigen?»
    «Nein, ich wohne allein, wie du weißt, und es kam niemand zu Besuch.»
    «Hast du die ganze Nacht zu Hause geschlafen?»
    «Natürlich! Wo hätte ich denn sonst schlafen sollen?»
    «Dein Bruder Egill hat uns berichtet, dass du ihn mitten in der Nacht zum Donnerstag angerufen und ihn irgendetwas wegen der Mordsache gefragt hast, du wirktest hellwach.» Teufel auch. Das hatte ich vergessen, und jetzt sieht es so aus, als hätte ich etwas zu verbergen.
    «Ja, das war mir völlig entfallen. Ich bin mitten in der Nacht hochgeschreckt von einer Art Vision wegen Aðalsteinn, danach war ich davon überzeugt, und ihr später auch, dass er ermordet worden und nicht den typischen Alkoholikertod gestorben ist. Ich habe Egill angerufen, um mir bestätigen zu lassen, dass ich mich richtig erinnere: nämlich dass Aðalsteinn keinen Whisky trank.»
    «Dir war sehr daran gelegen zu beweisen, dass Aðalsteinn ermordet wurde.» Das ist eine Feststellung, keine Frage.
    «Ja, mich hat die ganze Zeit etwas daran gestört, sowohl dass er direkt vor der eigenen Haustür gestorben sein soll und dann das mit dem Whisky.» Ich überlege, worauf Njörður hinauswill.
    «Könnte man vielleicht sagen, dass das dein ehrgeiziges Projekt bei den Ermittlungen war? Uns zu zeigen, dass Aðalsteinns Tod das Werk ein und desselben Mörders ist?» Jetzt verstehe ich, was los ist, und das macht mich schlagartig wütend.
    «Wenn du damit das ehrgeizige Projekt eines Serienmörders meinst, der für seine Taten anerkannt werden will, dann glaube ich, musst du ziemlich durchgeknallt sein, Njörður!» Ich erhebe mich blitzschnell vom Sofa und marschiere im Zimmer auf und ab. «Es kann doch nicht euer Ernst sein, mich zu verdächtigen!», schreie ich sie an. «Was für eine Zeitverschwendung! Ich kann euch die überflüssige Arbeit ersparen, indem ich euch jetzt ein für alle Mal sage: Ich bin kein Mörder!»
    «Sei so nett und setz dich wieder hin», sagt Njörður ruhig, und plötzlich fühle ich mich wie ein Gefangener in meinen eigenen vier Wänden. Ich setze mich wieder und schaue Megan an.
    «What do you think? Glaubst du auch, dass ich der Mörder bin?» Megan lächelt nur und kaut ein Schokoladenstück. Dann blinzelt sie mir aufmunternd zu. Ob sie wohl gerade den guten Polizisten spielt? Den, dem ich vertrauen soll. Hat sie überhaupt verstanden, was hier vor sich geht?
    «Es gibt einen Zeugen, der dich in der Nacht zum Freitag vor Fríðas Haus gesehen hat», sagt Njörður.
    «Ja», stöhne ich müde, «ich bin nicht stolz darauf, das zu erzählen, aber am Donnerstag bin ich rückfällig geworden und habe bis zum Freitagmorgen getrunken. Dann musste ich meinen Kater bekämpfen und habe Bier getrunken, bis ich euch getroffen habe.»
    «Und die ganze Zeit bist du um Fríðas Haus herumgeschlichen.»
    «Nicht die ganze Zeit. Ich bin auf der Sauftour einige Male bei ihr vorbeigekommen, aber sie reagierte nie auf mein Geklingel, und ich dachte, dass sie nicht daheim ist, denn in der Wohnung war Licht. Als ich mich tags darauf bei ihr entschuldigen wollte, wart ihr da.»
    «Wann hast du das Licht brennen sehen?» Plötzlich scheint Njörður aufzublühen, als ob sein Interesse an dem Gespräch neu erwacht sei.
    «Am Donnerstagabend, als ich zum ersten Mal da war, und dann noch einmal später in der Nacht, als ich wieder zurückkam. Ich glaube, dass ich sie auch angerufen habe, aber sie antwortete nicht.»
    «Ja, es waren sieben unbeantwortete Anrufe von dir auf ihrem Handy und etliche aus den Tagen davor», sagt Njörður abwesend, während er etwas aufschreibt. Ich könnte antworten, dass ich nur einmal versucht habe, sie anzurufen, aber ein Großteil der Nacht liegt im Nebel.
    «Da siehst du’s!», sage ich. «Hältst du es für wahrscheinlich, dass ich versucht hätte, sie anzurufen, wenn ich gewusst hätte, dass sie tot ist?»
    «Das ist kein Alibi», sagt Njörður und schreibt weiter. Warum schreibt er mit, wenn er sowieso alles aufnimmt? Ich konnte ihn noch nie besonders leiden, aber jetzt würde ich ihm am liebsten eine reinhauen. Aber das wäre sicher nicht das Schlaueste und

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