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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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hinter dem Pincenez und warum ihre dicken Backen völlig zwecklos wie eine Maske mit so vielen Puderschichten bedeckt waren. Sie fragte nicht, warum John Toast mit Anchovispaste ablehnte, mit hängenden Armen und ins Leere starrend dasaß und, sobald man ihn ansprach, zusammenzuckte und aufs Geratewohl antwortete; auch nicht, warum Oliver so schlechter Laune war, daß er nicht einmal auf den Titel des Buches schaute, ehe er es auf seinen Nachttisch legte, aber ihre flinken Augen sagten alles.
    Als Elisabeth David zum Baden holte, kam er zwar bereitwillig, mußte aber sagen: »Wann kommt Mammi wieder?«
    »Bald, mein Lämmchen«, sagte seine Großmutter.
    »Nein, aber wann? Ich sagte wann? « David zerrte an Elisabeths Hand. »Morgen? Übermorgen? Über-, über-, übermorgen?« John sah aus wie der Junge aus Sparta, der einen Fuchs unter seinem Rock verbirgt.
    »Sie kommt bald wieder«, sagte Elisabeth und beugte sich herunter. »Du möchtest doch gern, daß sie schöne lange Ferien macht und Freude hat, nicht wahr?«
    »Sie hat mir überhaupt nicht auf Wiedersehen gesagt«, protestierte David in einem weinerlichen Ton, den er sich neuerdings angewöhnt hatte, weil er gemerkt hatte, daß er Heather damit reizte und sie ihm dann alles gab, was er wollte.
    »Komm, Liebling«, sagte Elisabeth freundlich. »Horch! Ich kann dein Badewasser laufen hören.« Als sie ihn fortzog, schüttelte Mrs. Ogilvie mit einem kleinen, kurzen Ruck ihren Kopf, was schlicht besagte: »Irgend etwas Merkwürdiges geht hier vor.« Tatsächlich hätte auch ein weniger scharfsinniger Mensch als sie die drückende Atmosphäre des Hauses empfinden müssen.
    Sie hatte gerade noch Zeit, ihren Verdacht in der Nachbarschaft die Runde machen zu lassen, als Heather, so als ob sie sie Lügen strafen wollte, nach Hause kam. Es war schon spät am Abend, als sie den gemieteten Wagen an der Auffahrt halten ließ, sie glitt sehr rasch ins Haus und schlich m Olivers dunkles Zimmer mit einem schnellen: »Erschrick dich nicht, Ollie, ich bin’s. Ich möchte aber vorläufig niemanden anders sehen.« Oliver freute sich ungeheuer, daß sie gleich zu ihm gekommen war. Obgleich sie nichts von seiner Verantwortlichkeit für diese Affäre wissen konnte, schien es doch, als ob ihm vergeben sei, nun, da sie zu ihm kam und sagte: »Ich wollte zuerst mit dir sprechen.«
    »Nun«, meinte er und wußte nicht, was er sagen sollte. »Nun, bist du im guten zurückgekommen, oder willst du nur deine Zahnbürste holen?«
    »Im guten«, sagte sie mit kleiner Stimme. »Nein, dreh nicht das Licht an. Kann ich mich auf dein Bett setzen; es tut dir doch jetzt nicht mehr weh, nicht wahr?« Sie schwang sich auf das Ende seines hohen Bettes, und er konnte ihren Schattenriß undeutlich gegen den Nachthimmel sehen. Ihr Kopf mit der wuscheligen Masse ihres weichen Haares wurde von dem offenen Flügel des Erkerfensters eingerahmt. Sie drehte sich um und steckte ihren Kopf hinaus, legte ihre Hände auf das Fensterbrett und zog tief die Luft ein.
    »Mm«, sagte sie und wandte sich wieder zurück, »es tut gut, den Garten zu riechen. Ich habe das Gefühl, als ob ich Jahre fortgewesen wäre. Ich habe in einem solch furchtbaren Hotel gewohnt, Ollie, in Kidderminster, dem schrecklichsten Hotel, das es gibt. Es hört sich an wie ein Lustspiel in der Music-Hall, nicht wahr? An einem Fenster hingen zerlumpte, schmutzige Spitzengardinen, und man sah auf einen Hof, wo Katzen zwischen den Müllkästen in Liebe machten. Der Schrank blieb nur zu, wenn man einen Stuhl davor stellte, und eine Spinne kam aus dem Abfluß des Waschtisches herauf.«
    Oliver war mit einer Frage so bis zum Bersten gefüllt, daß er glaubte, sie müsse gehört haben, wie seine Gedanken beschäftigt waren.
    Sie lachte ein kleines Lachen. »Ich weiß, was du fragen willst. Nein, er war nicht da. Eigentlich waren wir überhaupt nicht zusammen, abgesehen von der Party, und dort bin ich nicht lange geblieben. Ich wollte überhaupt nicht hingehen, aber wir mußten doch, weil er der Gastgeber war. Kein Mensch wird mir glauben, ich weiß, aber ich war während der drei Tage ganz allein. Wie geht es meinen Kindern?«
    »Glänzend. Haben dich gar nicht vermißt.«
    »Ich nehme an, ich müßte jetzt sagen, daß mich der Gedanke an die armen, mutterlosen kleinen Kinder zurückgetrieben hat, aber das war es gar nicht besonders. Ich kam eben zurück, weil ich wollte. Ollie...« Sie machte eine Pause, sah herunter und zupfte an seiner

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