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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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ausgerechnet in dieser Bar, ohne daß ich auch nur etwas dazu getan hätte.
    Dann war alles gut. Ich sagte Stanford, daß ich nicht mit ihm ginge, und ich konnte mich ganz ruhig mit ihm auseinandersetzen; es schien alles so fern und unwichtig. Ich sagte ihm natürlich nicht warum; er hätte gedacht, ich wäre betrunken, genau wie du es wahrscheinlich denkst. Ich sagte ihm, ich könnte die Kinder nicht verlassen und ich hätte nicht den Schwung, meine Sicherheit aufzugeben und den gesellschaftlichen Verruf zu ertragen. Ich wollte seine Gefühle nicht verletzen und ihn nicht auf den Gedanken bringen, daß ich ihn nicht mochte. Natürlich war er doch verletzt — jeder Mann wäre es — , und er fragte mich immer wieder, warum ich so plötzlich meine Meinung geändert hätte. Aber zum Schluß war er doch furchtbar nett und bot mir an, mich nach Hause zu fahren. Mir Dummkopf kam gar nicht der Gedanke, einfach nach Hause zu fahren und die blöden Briefe wieder herauszunehmen; ich hätte bloß unter einem Vorwand in Elisabeths Zimmer zu gehen und sie heimlich aus dem Kittel zu holen brauchen. Aber ich war noch nicht so weit, um schon zurückzukehren. Ich wollte irgendwo ganz allein sein, wo mich kein Mensch erreichen konnte, bis ich alles gründlich durchdacht hatte. Davon sagte ich Stanford natürlich nichts. Ich sagte statt dessen, er könnte unmöglich seine eigene Party verlassen. Das sah er ein, denn er war immer ein guter Gastgeber. Er sah auch ein, daß ich unmöglich dort bleiben konnte. Glücklicherweise ist dem >Gefleckten Hund< ein Autobetrieb angeschlossen, und es gelang mir, einen Wagen zu bekommen. Als mich der Mann fragte, wo ich hinwollte, sagte ich >Kidderminster<. Du kannst mich mit Recht fragen, warum gerade dorthin, aber ich hatte es zufällig, als ich in der Halle wartete, auf einer dieser Karten mit Witzen und drolligen Zeichnungen gesehen. Es war genau der Platz, wo ich sehr wahrscheinlich niemanden treffen würde, den ich kannte.
    Als wir dort ankamen, fragte ich den Fahrer, wo ich Unterkommen könnte. Er brachte mich in jenes Hotel. Er kannte glücklicherweise den Wirt, sonst wäre ich in dieser nächtlichen Stunde nirgendwo untergekommen. Es war für mich ganz gleich, daß es ein so schmutziges Loch war, so eine Art Nachtlogis für Handelsreisende. Es war mir recht, weil ich um so sicherer war, dort niemanden zu treffen. Ich wollte nur ganz allein sein. Ich wollte mich vor euch, Stanford und überhaupt vor allen verbergen. Komischer Platz, um sich in die Einsamkeit zurückzuziehen, nicht wahr, dies >The King’s Head<, Sharpe Street, Kidderminster? Die Tischtücher hatten Flecken von Worcester-Sauce, und es gab nur ein sehr altes, verbrauchtes Zimmermädchen, das Ruby hieß. Wenn ich auf die Klingel in meinem Zimmer drückte, kam sie nie, auch dann nicht, wenn ich sie brauchte. Abendbrot gab es um halb sieben — man konnte es höchstens eine Teemahlzeit nennen, mit einem Tee, der braune Flecken in der Tasse hinterließ, und steinharten Konsum-Keks, und dann konnte man entweder an die Bar im Salon gehen oder das machen, was ich machte, nämlich ins Bett gehen. Und wie ich geschlafen habe, Ollie! Der erste richtige Schlaf, den ich seit Jahr und Tag gehabt hatte. Vielleicht fühle ich mich darum so wohl. Ich kam mir reichlich schlecht vor, wenn ich an Elisabeth dachte, die aus dem Bett heraus mußte, um die Kinder zu beruhigen, wenn sie früh auf wachten, aber ich habe es die ganzen Jahre getan, ich weiß, sie steht ja doch mit den Lerchen auf, um die Heizung zu machen. In dem Mädchen steckt eine Menge Gutes, Ollie; ich weiß nicht, ob du das schon gemerkt hast.
    Da hast du’s, Liebling, das ist meine ganze törichte kleine Geschichte, mein unwirklicher kleiner Tribut an den katholischen Glauben. Jetzt weiß ich, daß alles auf meine Bekanntschaft mit Blanche Arnold im Entbindungsheim zurückgeht. Wenn ich auch bisher nichts daraus machen konnte, so war es doch alles ein Teil des Schattens, den dieses Zusammentreffen geworfen hat. Und weil ich sie kennengelernt habe, und weil es seinen Grund hatte, daß ich sie kennenlernen sollte, darum ist alles so unmißverständlich und bedeutsam.
    Hab keine Angst, daß ich nun eine andere Frau geworden bin oder an religiöser Melancholie leide oder dergleichen. Nur weiß ich jetzt genau, was ich tun werde. Anstatt dauernd zu versuchen, John zu ändern, muß ich erst mich selber ändern, gerade so viel, daß wir uns einander anpassen können und an dem anderen

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