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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Daunendecke. »Ich habe ein ganz unglaubliches Erlebnis gehabt.«
    »Was denn?« fragte er und wartete, daß sie die richtigen Worte finden würde.
    »Es geschah auf der Party, dem unpassendsten Ort dafür. Es war in der Bar dieses abscheulichen Landhauses — du weißt ja — , dem »Gefleckten Hund<. All die kleinen dreieckigen Glastische und verchromten Stühle und kleinen Schilder sagten: >Iß, trink und sei fröhlich, denn morgen kommt der Katzenjammer<.« Die ganze Zeit, während sie redete, zupfte sie eifrig Federn aus der Daunendecke, als ob es eine ungemein wichtige Beschäftigung wäre.
    »Wie soll ich dir das erzählen«, fragte sie, warf ihren Kopf zurück und suchte an der Decke nach einer Erleuchtung. »Soll ich mit dem Anfang anfangen? Ich weiß nicht, wieviel John dir erzählt hat. Du weißt, worüber wir uns gezankt haben? Doch ja, ich nehme an, er hat es dir schon gesagt, lange ehe er sich dazu aufraffte, es mir zu erzählen.
    Ich war wie tot. Du weißt doch, wie das seit Jahren mit uns ist — auch nach seiner Rückkehr. Ich habe mir Mühe gegeben, wahrhaftig, ich habe mir solche Mühe gegeben, Wenn ich auch weiß, daß du’s mir nicht glaubst; ich fühlte mich die ganze Zeit so — so miserabel — nervös und zappelig, ich kochte innerlich, und wenn mich jemand ansprach, so wäre ich ihm am liebsten an den Hals gesprungen — besonders, wenn John der Unglückliche war. Und ich habe mir doch wirklich Mühe gegeben, Ollie. Ich bin dauernd in die Kirche gerannt und habe gebetet und gebetet und war dann doch nicht glücklicher, als wenn ich es bleiben ließ. Ich habe mir vorgestellt, wenn ich katholisch werde, so könnte mir das etwas helfen, genau wie es Blanche Arnold geholfen hatte; aber als ich schließlich merkte, daß es überhaupt nichts half und kein Mensch mehr auf meiner Seite stand, wußte ich erst recht nicht mehr, was ich tun sollte. Diese Kirchenrennerei gab mir überhaupt nichts. Ich hatte nicht erwartet, daß mir etwa die Jungfrau Maria erschiene, wie sie mit Rosen bekränzt in den Himmel entschwebt oder so etwas; ich wollte ja nur Hilfe — wollte geleitet werden, wollte Frieden, Frieden vor mir selbst, ganz gleich, wie du es nennen willst — und nichts von all dem konnte ich erringen.
    Die Sache mit Muffet gab mir endgültig den Rest. — Du hast es ja miterlebt. Mir war grauenhaft danach. Und weil ich mich die ganze Zeit selber anklagte, wollte ich die Demütigung auf die anderen abschieben und prangerte sie nun an, daß sie mich beschuldigten, wenn ich auch genau wußte, daß das gar nicht der Fall war. Ich ging und beichtete alles genau und vorschriftsmäßig, aber auch danach war mir nicht wohler. Im Gegenteil, es wurde alles noch viel schlimmer, wenn ich mir überlegte, daß all das, was man mich gelehrt hatte, nur leere Riten waren. Ich war am Ende meiner Kräfte, als John mir mit dieser rührenden kleinen Geschichte ins Gesicht sprang. Armer Schatz, er hat es so schlecht erzählt. Ich glaube sicher, daß es sehr romantisch war, aber seiner Erzählung nach klang es alles andere als das.
    Dieser Schlag hatte gerade noch gefehlt. Ich hatte schon früher daran gedacht, mich aus dem Staube zu machen, weißt du, weil ich das Gefühl hatte, ich könnte es in diesem Haus einfach nicht länger aushalten. Stanford hatte mir mehr als einmal den sündhaften Vorschlag gemacht, mit ihm durchzugehen. Als mir nun klar wurde, daß es nur ein kleiner Rest einer alten Anhänglichkeit war, der mich hier die ganze Zeit durch festhielt, während John sich mit einer anderen Frau getröstet hatte, machte mich das einfach verrückt. Hättest du das ausgehalten, Ollie, unter diesen Umständen?
    Ich hatte gar keine bestimmten Pläne — Trennung — Scheidung —, so weit dachte ich überhaupt nicht. Mein einziger Gedanke war: Mach dich mit Stanford aus dem Staube und entscheide dann, was weiter werden soll. Ich hatte keinesfalls die Absicht, zurückzukommen. Ich weiß, keiner von euch mag Stanny, aber ich mochte ihn sehr gern. Wir kamen sehr gut miteinander aus, und er war wirklich reizend zu mir. Es war so erfrischend, einmal ausgesprochene und anregende Bewunderung zu genießen, an Stelle dieser schwermütigen Unterwürfigkeit. Ich nehme an, jede Heldin eines Kitschromans würde genauso gehandelt haben. Eigentlich deprimierend, nicht wahr, wenn man bedenkt, daß alle Frauen völlig phantasielos immer die gleichen Reaktionen zeigen? Ich dachte, es wäre so einfach, sich von allem frei zu machen und

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