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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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wünschte, er hätte alles mit anhören können, was zwischen John und Heather vorgegangen war. Es war ganz und gar nicht seine Sache, aber er hatte sich in letzter Zeit in so viele Angelegenheiten gemischt, daß er sein Zartgefühl gänzlich verloren hatte. Es war eine ungeheure Genugtuung, zu wissen, daß er recht gehabt hatte. War dies wirklich der Anfang eines neuen Verstehens und kamen sie sich allmählich wieder näher, wie würde er dann glühen vor Stolz, seine Hand dabei im Spiel gehabt zu haben. Er lag da und glühte bereits, seine Gedanken gaukelten ihm ein rosiges Zukunftsbild vor, und als Elisabeth ins Zimmer trat, das die Sonne durch die geschlossenen Vorhänge des Seitenfensters mit Goldstaub füllte, wandte er sich ihr mit einem strahlenden Lächeln zu.
    »Morgen, Liz!« rief er. »>Morgenstund’ hat...<. Sehen Sie nur die Sonne auf dem Tau. Schön ist die Welt heute morgen.« Sie trat zu ihm heran und setzte die Tasse nieder, ehe sie sprach. »Ich fürchte, die Welt ist ziemlich schlecht heute morgen«, sagte sie ernst.
    »Ach, das ist nur die Galle. Nehmen Sie eine...«
    »Hören Sie, Oliver«, sagte sie, und etwas in ihrem Gesicht erinnerte ihn plötzlich an das Gesicht des Chefarztes mit den rosigen Backen und dem kleinen schwarzen Schnurrbart, der ihm gesagt hatte, daß er sein Bein verlieren würde. Es war das Schlechte-Nachrichten-Gesicht von jemandem, der wünschte, er müßte diese Nachricht nicht überbringen. »Hören Sie zu«, wiederholte Elisabeth. »Heather ist nicht nach Hause gekommen. Was sollen wir tun? Meinen Sie, ich sollte es jemandem sagen?«
    »Sie und John waren wahrscheinlich so lange auf der Party, daß sie sich entschlossen haben/irgendwo zu übernachten«, sagte Oliver sorglos. Ein gutes Zeichen war das.
    »Aber John war gar nicht auf der Party.«
    »Natürlich war er. Ma erzählte mir doch, er hat den Wagen genommen.«
    »Er ist aber nicht zur Party gefahren. Er sagte mir, er ginge ins Wirtshaus. Er sah ziemlich sonderbar aus; ich wollte ihn gar nicht gehen lassen.«
    »Mein Gott«, sagte Oliver langsam. Sein Glühen war zu einer eisigen Befürchtung erstarrt.
    »Und als ich mich heute morgen anzog«, fuhr Elisabeth fort, »fand ich diesen Zettel in der Tasche meines Kittels. Bestimmt hat Heather ihn da hineingesteckt, weil sie wußte, daß ich ihn vor dem nächsten Morgen nicht entdecken würde. Es steht drauf: >Seien Sie ein netter Kerl und kümmern Sie sich ein bißchen um die Kinder. Geben Sie John das Beiliegendem« Sie zeigte Oliver einen zusammengefalteten Bogen Papier.
    »Typische Dramatisierung von Heather«, sagte er und versuchte einen leichten Ton anzuschlagen. »Haben Sie den Zettel gelesen?«
    »Den Zettel für John? Natürlich nicht.« Elisabeth sah beleidigt aus.
    »Nein, ich habe es auch gar nicht angenommen. Ich möchte nur zu gern wissen, was drin steht.« Er hielt ihn gegen das Licht und schielte hindurch. »Was für eine Versuchung für einen Ehrenmann. Liz, Sie glauben doch nicht... nein, sie kann das nicht getan haben. Sie will John nur einen Schrecken einjagen, nehme ich an. Alberner, dramatischer, kleiner Kindskopf, führt sich auf wie im Film und setzt seelenruhig bei Ihnen die Kinder ab. Warten Sie, ich werde ihr die Leviten lesen.«
    Aber Heather kam nicht wieder. John kam schweren Schrittes mit leerem Blick herunter und ließ sich auf jede Stufe fallen wie ein sehr alter Mann. Er kam gleich in Olivers Zimmer; er bewegte sich wie ein Schlafwandler. »Oller«, sagte er und mußte sich räuspern, so heiser war seine Stimme, »Heather ist mit Stanford Black durchgegangen.« Oliver machte sich Vorwürfe, bestritt es und lehnte ab, es zu glauben, noch lange nachdem sein Verstand bereits wußte, daß es wahr war. Während der ganzen Zeit hämmerte es im Hintergrund seiner Gedanken: Es ist deine Schuld. Es war ein furchtbarer Gedanke, der alle anderen Gedanken verdrängte, selbst den Zorn über Heather und das Mitleid mit John. Er wußte nun, wie Heather bei der Geschichte mit Muffet zumute gewesen war. Kein Wunder, daß sie ständig darauf herumgeritten war. Er konnte sich nun vorstellen, wie ein solcher Gedanke einen in wachen Stunden verfolgte und seine Schatten in die Träume warf. Es kostete ihn einige Anstrengung, wieder zu John zurückzufinden.
    John stand da im Morgenrock, mit einem Buckel wie ein Bär; er starrte über Oliver hinweg auf den langen Schatten der Baumgruppe, der sich schräg auf dem funkelnden Hügel abzeichnete. Der Brief

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