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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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baumelte zwischen seinen Fingerspitzen. »Ich mache ihr gar keine Vorwürfe«, wiederholte er immer wieder. »Was konnte ich anderes erwarten, nach allem, was ich ihr erzählt habe? Selbstsüchtiger Idiot, der ich war; mache mir wie ein Kind vor, es wäre fairer, sie wüßte es, bloß weil ich es die ganze Zeit von der Seele wälzen wollte.«
    »Aber was ist denn eigentlich geschehen? Was sagte sie denn, nachdem du es ihr erzählt hast?«
    »Sie wird bestimmt zurückkommen«, versicherte John sich selber und nickte. Er fuhr fort mit seinen Selbstgesprächen, während Oliver weiter fragte.
    »Aber was hat sie denn gesagt?«
    John blickte müde auf ihn herunter. »Sie war außer sich«, sagte er einfach. »Anfangs wollte sie gar nicht richtig zuhören, weil sie sich zum Ausgehen anzog, aber als sie begriff, was ich ihr zu sagen versuchte, fuhr sie auf ihrem Stuhl herum, mit der Bürste in der Luft, und starrte mich an, als ob sie dächte, ich wäre verrückt. Vielleicht bin ich es auch. Sie ließ mich zu Ende reden — natürlich habe ich alles völlig durcheinander erzählt und habe die Hälfte von dem, was ich sagen wollte, ausgelassen — , und dann drehte sie mir den Rücken zu. Ich konnte ihr Gesicht im Spiegel sehen. Du hast doch schon von leichenblassen Gesichtern gehört. So war ihres — weiß, mit grauen Augen.«
    »Aber was hat sie denn gesagt?« Oliver schrie fast.
    »Sie sagte«, sagte John mit schwacher Stimme auf, »sie sagte, zu denken, daß sie mir all die Jahre treu geblieben ist und ein solch ödes Leben geführt hat, während ich mich in Ausschweifungen erging — du kennst doch das. Sie sagte, ich wäre ein Scheinheiliger, sie nannte Stella ein >Früchtchen<. Ich versuchte ihr zu erklären, daß zwischen ihr und mir sich nichts geändert habe. Ich erinnerte sie daran, daß Stella tot sei. Das machte es nur noch schlimmer.«
    »Wieso?« Oliver versuchte John aus dem nachdenklichen Schweigen zu reißen, in das er versunken war. »Wieso schlimmer?«
    »Sie sagte, es wäre ekelhaft, daß ich mich mit einer sentimentalen Geschichte zu entschuldigen versuche. Sie sagte, warum ich nicht einfach zugäbe, daß ich eine Geliebte in Australien hätte, und damit basta. Sie sagte, ich würde ihr wohl noch erzählen, ich hätte es nur aus Güte getan. Danach wollte sie nichts mehr sagen und mir auch nicht mehr antworten. Sie machte ihr Haar fertig — ich sah, wie ihre Hände dabei zitterten — , nahm Mantel und Tasche und ging hinunter, wohl um den Zettel zu schreiben. Ich ging ins Kinderzimmer; Davids Betten lagen alle auf dem Boden. Als ich noch dabei war, sie wieder aufzuheben, hörte ich sie in unser Zimmer zurückgehen und herumkramen. Ich dachte, sie hätte etwas vergessen, aber sie muß einen Koffer gepackt haben. Ich wagte es nicht, wieder zu ihr hineinzugehen; jetzt wünschte ich, ich hätte es getan. Vielleicht hätte ich sie zurückhalten können. Dieser Schweinehund Black — er muß sie schon lange darum gebeten haben, weißt du. Dann hörte ich seinen Wagen die Auffahrt heraufkommen — dieser widerwärtige Wagen mit dem außen angebrachten Auspuff — , und sie sauste zu ihm hinaus, ehe er Zeit hatte, ins Haus zu kommen. Willst du ihre Nachricht lesen?«
    »Ja, ganz gern.« Oliver nahm den Brief. Darin stand: »Bin dahin gegangen, wo man mich mehr zu schätzen weiß. Werde Dir schreiben. E. wird sich um die Kinder kümmern, bis ich etwas zur Ruhe gekommen bin und mich entschieden habe, wo ich sie hinbringen werde.«
    »Das kann sie doch nicht machen.« Oliver blickte auf. »Sie kann die Kinder nicht nehmen.«
    »Was soll ich mit ihnen anfangen?« John breitete hilflos seine Hände aus.
    Früher oder später mußten sie es Mrs. North sagen. Sie nahm diese Katastrophe gefaßter auf als andere kleine Geschehnisse. Später fühlte sie sich plötzlich so müde, daß Elisabeth sie zu Bett bringen mußte.
    Elisabeth war wie ein Fels. Sie machte keine Bemerkungen über Heather. Dazu war sie viel zu beschäftigt; sie versorgte die Kinder, Oliver und Mrs. North, half Mrs. Cowlin in der Küche, stellte etwas für John zurück, in der Hoffnung, daß er doch essen würde, brauste mit dem Wagen los und machte die Einkäufe, nahm die Telefongespräche entgegen, sagte für Mrs. North den Bridgetag bei Mrs. Ogilvie ab und hielt Mrs. Ogilvie davon ab, statt dessen »herumzukommen«. John tat nichts als reden. Oliver wurde es leid, immer wieder dasselbe zu hören, so daß er Elisabeth veranlaßte, ihn aus dem

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