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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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Sonntagslunch...! Schließlich kann man diese einmal eingerissene Sitte nicht wieder abstoppen, nicht wahr?« Sie sahen sich einen Augenblick an wie Bundesgenossen, völlig einig, daß eine Familie eben mit zarter Rücksicht behandelt werden müßte. »Wissen Sie«, sagte er plötzlich, »ich glaube bestimmt, wenn ich mit Ihnen ganz allein irgendwo hinfahren könnte, ich wäre sehr bald wieder gesund. Und das soll kein Kompliment sein, sondern nur ein Tribut an Ihre beruflichen Qualitäten.«
    »Danke«, sagte sie und nahm ihr Tablett auf.
    »Aber ich nehme an, ich würde mich entsetzlich dabei langweilen«, sagte er. »Gehen Sie jetzt? Ich möchte schlafen.« Nach dem Abendessen kam Anne in höchst angeregter Stimmung zurück und sprudelte über von Entschuldigungen und Berichten, was sie gemacht und wen sie alles getroffen hatten. »Liebling, wenn du nur dabeigewesen wärst«, sagte sie, sank in den Stuhl neben seinem Bett und steckte sich eine Zigarette an. »Wir hatten solchen Spaß. Aber es ist nicht nett, daß ich das sage. Morgen machen wir uns einen netten Tag, wir beide, ja? Was sollen wir dann machen? Irgend etwas spielen — Puffspiel oder so, oder was möchtest du? Womit unterhält man nur einen Mann im Bett?«
    »Das solltest du eigentlich wissen«, sagte Oliver.
    Mrs. North kam mit der heißen Milch herein, und als sie sah, wie Annes durchdringendes Gelächter ihn anstrengte, hielt sie ihr vor, wie sie Oliver zur Schlafenszeit noch so aufregen könne. Er mußte daran denken, wie sie beinahe die gleichen Worte einem Onkel gegenüber gebraucht hatte, dessen Liebhaberei es war, ihn als kleinen Jungen bis an die Decke zu schleudern.
    »Wir sprachen gerade über das Puffspiel«, erzählte er. »Aber doch nicht jetzt, Liebling«, sagte sie, »dafür ist morgen auch noch Zeit.«
    Am nächsten Tag suchte Anne pflichtschuldigst das Puffspiel heraus und hatte gerade den Würfel gefunden, als sie ans Telefon gerufen wurde.
    Sie kam mit einem ziemlich dummen Ausdruck im Gesicht zurück. »Das war Toby. Er will sich in Bridgenorth Jagdpferde ansehen, und ich soll mitkommen.«
    »Und du gehst natürlich mit, stimmt’s? Es wird dir Spaß machen. Vielleicht kannst du reiten. Borg dir von Vi ein Paar Reithosen.« Er besah ihre Figur von der Taille ab. »Nein, vielleicht besser nicht.«
    »Ich gehe auf keinen Fall, Liebling. Ich werde schon nicht daran sterben. Ich sagte ihm, daß ich heute morgen bei dir bleiben wollte.«
    »Sei kein Frosch. Ruf ihn an und sag ihm, ich wollte, daß du gehst.«
    »Er ist sogar noch am Telefon.«
     
     
     
    Nach und nach sah er Anne immer weniger. Sie blieb auf Hinkley und benutzte es als Sprungbrett für ihre Ausflüge mit Toby. Mittwoch morgen fragte sie Oliver: »Würdest du mir’s schrecklich übelnehmen, Liebling, wenn ich statt morgen schon heute wieder in die Stadt zurückfahre? Toby fährt heute nachmittag hin, und es wäre doch wirklich albern, mit diesem gräßlichen Zug zu fahren, wenn ich ebensogut mit einem Wagen hinkommen kann.«
    Sie trennten sich zärtlich, jeder froh, den anderen auf so befriedigende Weise losgeworden zu sein.

SECHSTES KAPITEL
     
     
    K annst du das begreifen?« fragte Mrs. Ogilvie eindringlich. »Kannst du das begreifen?« Oliver wartete geduldig, womit seine Leichtgläubigkeit nun wieder erprobt werden sollte. Mrs. Ogilvie sah ab und zu herein, um ihn über den Ortsklatsch auf dem laufenden zu halten. Sie hatte bereits die gleiche Frage gestellt wegen der Kürzung der Pfefferzuteilung, des Streiks der Bus-Schaffnerinnen, der Verlobung der beiden blödesten Leute von Shropshire und der Farbe von Francis’ neuen Badezimmervorhängen.
    »Natürlich sollst du nicht denken, ich will deine Schwester kritisieren, aber wirklich, Oliver, Heather ist doch irgendwie komisch. Sie ist überhaupt nicht mehr so, wie sie war. Ja, ich weiß, sie ist über anstrengt und all das — was sie machen würde, wenn sie sechs Kinder hätte wie ich, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Aber kannst du das begreifen, daß sie an diesen armen John geschrieben hat, er möchte doch Butter und Schokolade und Wärmflaschen aus Gummi aus Australien mitbringen?« Sie rannte in einem blauen Gabardine-Regenmantel und einer Tropenmütze ihres Sohnes auf und ab und füllte das Zimmer völlig aus.
    »Ich meine, wenn der arme Mann seit einem halben Jahr buchstäblich am Hungertuche nagt, scheint es mir doch etwas herzlos, nur an solche Scherze zu denken; sie sollte lieber daran

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