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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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denken, daß er bald gesund nach Hause kommt.«
    Sie machte eine Pause, gerade so lange, daß Oliver einwerfen konnte: »Ich sehe das nicht ein. Er hungert nicht, sondern lebt von den Fettnäpfen Australiens; es geht ihm wahrscheinlich besser als uns.«
    »Nein, ich meine, schon allein die Idee, das...«, sie schnippte mit dem Finger nach einem passenden Wort, »... der Mangel an Takt, verstehst du?« Weil er noch nicht überzeugt war, fuhr sie fort: »Nun, jedenfalls ist es die höchste Zeit, daß er nach Hause kommt. Heather wird immer reizbarer und nervöser, sie kommt völlig herunter. Macht sie so weiter, wird er sich gar nichts mehr aus ihr machen, wenn er sie wiedersieht.«
    »Vielleicht macht sie sich auch nichts mehr aus ihm«, zog Oliver in Betracht.
    »Unsinn, mein lieber Junge, natürlich wird sie ihn mögen. Was sie braucht, ist ein Mann.« Mrs. Ogilvie war immer sehr stolz darauf, alles unumwunden zu sagen. »Was meinst du denn, ist der Grund für diese papistische Verrücktheit? Eine bekannte Tatsache, mein Lieber — guck dir doch mal all die Jungfern an. Viel scheint sie ja trotzdem nicht davon zu haben, oder? So ein übereilter Schritt. Wenn sie schon unbedingt in die Kirche gehen wollte, warum ging sie nicht nach Hinkley? Der arme alte Mr. Norris wäre entzückt gewesen, seine Kirchgänger sind sowieso zu zählen. Warum muß ihm der Papst nun auch noch jemand wegschnappen? Und all diese Gelübde und diese Sachen, an die sie sich halten müssen. Warum dann nicht gleich Nonne werden und mit allem Schluß machen?« Ihre Fragen waren rein rhetorischer Natur, und ihre Unterhaltung plätscherte von allein weiter. Man brauchte sich nur zurückzulehnen und von ihrer Vitalität zermürben zu lassen. Machte man ungefragt eine auch noch so nichtssagende Bemerkung, so stürzte sie sich mit einem solchen eifrigen »Wirklich?« und solcher Begeisterung darüber, daß man sofort bereute, überhaupt etwas gesagt zu haben. Violet kam hereingepoltert und holte sich ihr Feuerzeug. »Oh, hallo«, grunzte sie und war wieder verschwunden. »Das erstemal, daß ich dieses Mädel in einem anständigen Rock erlebe«, sagte Mrs. Ogilvie, »und morgens um diese Zeit zu Hause. Fehlt ihr was?«
    »Ihre Reithosen werden zur Reinigung sein«, sagte Oliver. »Ach, meinst du? Daran liegt’s? Ja, kann sein, nicht wahr?« Sie nickte nachdrücklich. »Oder meinst du, daß sie endlich etwas weiblicher wird? Na, ich glaube das nicht«, gab sie sich selbst die Antwort, »in ihrem Alter nicht mehr. Sie ist zu lange so gewesen. Kannst du dir vorstellen, daß ein Mädchen so wenig aus sich macht? Sag mir nur, wenn ich dich ermüde, nicht wahr, mein lieber Junge?«
    »Ach, Unsinn«, sagte Oliver schwach.
    Hätte Mrs. Ogilvie miterlebt, was Heather am gleichen Abend entdeckte, so hätte sie das noch viel unglaublicher gefunden. Heather stürzte in Olivers Zimmer, ganz ähnlich wie Mrs. Ogilvie am Morgen.
    »Kannst du dir das vorstellen?« schrie sie auf, »kannst du dir das vorstellen? Eben habe ich Violet vor meinem großen Spiegel erwischt — natürlich bei hellem Licht, so daß die Kinder aufwachten — und stell dir vor — sie malte sich die Lippen!«
    »Unsinn«, sagte Oliver.
    »Ich schwöre es. Genau gesagt, wischte sie gleich alles wieder ab, was sie aufgeschmiert hatte — mit einem meiner besten Gesichtstücher — , aber das zeigt doch, daß sie wenigstens einen Versuch machte.«
    »Übrigens«, fragte Oliver, »schickte sie ihre Hosen zur Reinigung?«
    »Sie nicht. Sie mag sie am liebsten völlig verdreckt. Warum?«
    »Sie hatte heute morgen einen Rock an. Mrs. Ogilvie sah das und zerplatzte beinahe. Du weißt ja, wie sie ist.«
    »O Gott, war diese Person heute hier? Ich nehme an, sie hat dir brühwarm von meinem Brief an John erzählt. Ich traf sie im Dorf, als ich den Brief aufgab. Hätte ich ihr nur nichts davon erzählt. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, aber sie war entsetzt und sagte mir, an diesen Dingen gingen Ehen zugrunde.«
    »Du weißt doch, wie sie ist«, sagte Oliver, »weil ihr eigener Mann ihr fortgelaufen ist, oder besser, sich in seinem Rollstuhl fortgerollt hat, kann sie keine glücklichen Ehen vertragen.«
    »Mm — ja«, sagte Heather nachdenklich und runzelte ihre Stirn unter den Ponys, die wie eine frischgeschnittene Hecke aussahen. Dann holte sie tief Atem und sprudelte heraus: »Ollie, ich hab’ ein bißchen Angst vor Johns Rückkehr.«
    »Warum? Meinst du, er hat sich so verändert?«
    »Das ist

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