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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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war so großzügig. Ich hatte mich auf einen großen Krach gefaßt gemacht, aber John lehnte einfach ab, über Hugh zu sprechen. Als Hugh dann von der Bildfläche verschwunden war, wurde es bei uns wieder genauso; alles blieb ungesagt, und ich kam mir vor wie eine Närrin.
    Ich war auch eine Närrin. Gott, was war ich für eine Närrin, daß ich mir vorstellte, man brauchte nur jemanden zu heiraten, den man liebte, und könnte sich dann zur Ruhe setzen und glücklich sein bis ans Lebensende, Amen.
    Ich war damals auch glücklich, wenigstens glücklicher als jetzt. Als John aber anfing, mir auf die Nerven zu gehen, wurde ich immer reizbarer, und schließlich konnte er mich ebensowenig leiden wie ich ihn. Er zeigte das nie, aber ich fühlte, wie enttäuscht er von mir war. Er hatte mich bestimmt nicht um meiner schönen Augen willen geliebt; ich stelle mir vor — er sprach allerdings nie darüber — , er liebte meine sonnige Natur und die ungekünstelte Jugend, die ich auf allen Fotografien vor meiner Ehe so gut personifizierte. Als es aber mit der sonnigen Natur vorbei war, was blieb da übrig? Er hatte eine Frau ohne jegliche Tiefe geheiratet. Ich nehme wenigstens an, daß ich keine besitze, obwohl ich mir weiß Gott Mühe gegeben habe. Ich weiß auch gar nicht so ganz genau, was man unter Tiefe versteht.
    Das erste Jahr war wirklich nicht so schlimm. Die meiste Zeit war, ehrlich gesagt, sogar sehr reizend, mit all dem Neuen und Aufregenden. John war in Dorset, und ich sauste oft zu ihm, wenn er nicht gerade nach London brauste. Wir waren wirklich glücklich in dieser lächerlich kleinen Wohnung dort, die anfing zu schaukeln, wenn man etwas Schweres hinfallen ließ. Ich weiß noch, wie nachts der Luftschutzwart bei uns anklopfte und uns aufforderte, in den Luftschutzkeller zu gehen, was wir aber nicht taten, bis es so scheußlich krachte, daß die Wohnung in ihren Grundfesten erbebte. Ich erwartete damals David.
    Es heißt, daß Kinder eine Ehe kitten wie Leim oder wie Eier eine Pastete, nicht wahr? Das ist grundfalsch. Ich weiß genau, daß unsere Disharmonie mit der Geburt Davids anfing — oder besser mit der Zeit, in der mich David zu sehr beanspruchte. Ich war stets müde und gereizt und aufbrausend und konnte mich selber nicht leiden und sah schließlich aus wie eine alte Ziege, aber John behandelte mich weiter wie eine Madonna. Ich legte oft meine Beine auf ein Sofa und jammerte John vor, er solle mir dies und das bringen, und dieser dumme Bursche brachte mir auch alles, statt das Sofa umzukippen und mir vorzuhalten, was der Arzt über körperliche Bewegung gesagt hatte. Du siehst, wie gut John ist, viel zu gut für mich, ganz abgesehen davon, daß er viel klüger ist — und die ganze Zeit über kam ich mir nichtswürdig vor. Wo warst du eigentlich, als David geboren wurde? Ja, natürlich, du warst in Schottland, stimmt’s? Ich glaube, ich hab’ dir niemals davon erzählt. Es zeigte sich damals, daß uns die Geburt, die uns näherbringen sollte, nur weiter auseinanderführte. Ich meine nicht die Tatsache, daß David kam, sondern die schweren Stunden, die wir damals durchmachten. Du glaubst doch auch, daß man in schweren Stunden einander näherkommt, nicht wahr?
    Ich weiß nicht, ob du jemals etwas über die Entbindungsstation in Burley House gehört hast. Ich nehme an, Frauen deiner Freunde haben auch dort gelegen. Andachten gab es genug, aber geringe Zuteilungen und, bei Gott, geringe Annehmlichkeiten. Ich werde niemals vergessen, wie ich dort ankam. John brachte mich hin. Er war damals wegen eines Kurses zu Hause. Es fing gegen zwei Uhr morgens an. Er war wirklich rührend, genau so, wie ich es mir geträumt hatte, rannte mit Decken und einem versorgten Gesicht herum und zauberte von irgendwo eine Taxe her — mir war es ganz gleich, woher. Als wir im Krankenhaus, draußen vor London, ankamen, wollte er in mein Zimmer und mich gut versorgt im Bett sehen. Sie lachten ihn natürlich aus, aber ich weiß, schon als ich durch die Halle ging, ich weiß noch genau, wie enttäuscht ich war, daß er so brav gehorchte. Er hatte einen heiligen Respekt vor allen Vorschriften, ganz gleich, von wem sie kamen. Er gehörte zu den Menschen, die immer rechts gehen. Und natürlich, als die Schwester sagte: »Wir erlauben das niemals^ warf er mir über den Kopf der Schwester eine verzweifelte Kußhand zu und verzog sich.
    Ach, Ollie, es war eine schreckliche Zeit. Schon gut, werd nicht ungeduldig. Ich will es ja gar nicht

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