Zwölf um ein Bett
lächerliches Gesicht auf, wenn er mit ihm sprach, und vergeudete seine Energie mit Spielen, für die das jämmerliche Würmchen viel zu klein war. Darum war ich auch so ärgerlich, als Fred Susan an der Uhr horchen lassen wollte — ich weiß nicht, ob du das überhaupt gemerkt hast weil John dasselbe immer mit David machte, als er erst ungefähr einen Monat alt war.
Ja, so war es mit uns. John saß im Kriegsministerium, entrüstet, daß er keinen Fronteinsatz bekam, andererseits entschlossen, seine Pflicht dort zu erfüllen, wo er nun einmal hingestellt war. Jeden Abend war er zu Hause bei einer wenig begeisterten Ehefrau und einer Reihe nasser Windeln vor dem Wohnzimmerkamin. Unser Leben war grau in grau. Darum entschlossen wir uns auch, als er schließlich vor der Einberufung stand, seinen Urlaub in Doraig zu verleben. Obgleich keiner es dem anderen sagte, so glaubten wir doch beide, daß wir vielleicht etwas von dem alten Glück wiederfinden könnten, wenn wir zusammen verreisten.
Zweite Flitterwochen — und alle fanden es wunderbar! >Du wirst es jedenfalls immer als Erinnerung behalten<, sagte Ma. Sie hatte recht. Ich glaube, ich werde sie nie vergessen. Zuerst einmal: Es regnete die ganze Zeit. Das war eigentlich kein Schaden. Wir hätten glückselig in dem Regen sein können. Lächerlicherweise war das erste Ärgernis, an das ich mich erinnern kann, die besondere Form der Regenkapuze an Johns Regenmantel. Du siehst, wie krankhaft empfindlich ich war. Es war wahrscheinlich eine ganz gewöhnliche Soldatenkapuze, aber sie ärgerte mich ebenso wie die kleinen wolligen Kapuzen, die man in Golfklubs trägt. Wunderbar praktisch, aber etwas altjüngferlich. Wir gingen oft im Regen spazieren — man konnte auch kaum etwas anderes machen, wenn man nicht angeln wollte. Ich fühlte mich immer noch abgespannt, aber ich gab mir auch keine Mühe, es nicht zu sein. Anstatt die Sache von der leichten Seite zu nehmen und mich zu immer längeren Spaziergängen aufzuraffen, wühlte ich mich in ein selbstquälerisches Vergnügen hinein, John zu grollen, weil er mich all die Meilen mitschleppte, obgleich er die halbe Zeit damit zubrachte, mich zur Rückkehr zu überreden. An den Abenden — es waren lange, endlose Abende — meinte er, er müßte mir vorlesen, während ich strickte. Es war sehr gut gemeint, aber er suchte Sachen aus, die über meinen Verstand gingen, und war dann enttäuscht, wenn ich sie nicht zu würdigen verstand. Ich versuchte so zu tun als ob, aber er merkte es, denn ich wußte nie, wo er stehengeblieben war, und unterbrach ihn immer an anscheinend aufschlußreichen Stellen, um mir von oben Wolle zu holen.
Das gehört auch dazu — er ist zu höflich. Ich meine, ich bin seine Frau, und wir waren über ein Jahr verheiratet, aber er sprang immer noch auf wie eine versengte Katze, sobald ich mich erhob, und stürzte hinaus, um irgend etwas zu holen, was ich selber viel leichter gefunden hätte. Es war bestimmt gut gemeint, aber bei einem Engländer ist es eigentlich nicht normal, und ich kann dir nur sagen, eine Frau fühlt sich ungemütlich dabei.
Ich machte mir natürlich Sorgen um David. John machte sich auch Sorgen, aber ich hielt es für ausgemacht, daß nur ich so fühlte.
Natürlich, es gab auch glückliche Augenblicke in Doraig. Ich liebte ihn immer noch — auch jetzt tue ich es noch, aber irgendwie hat es keine Wirkung mehr. Ich liebte ihn, weil er so nett mit den Schotten war. Der alte Knabe, der das Hotel leitete, war ein richtiger Hochländer. Du weißt ja — zimtfarbene, zolldicke Wollstoffe und Fotos von Klan-Treffen überall an den Wänden und alles sehr freundlich. John wußte, wie man mit ihm reden mußte. Sie standen stundenlang im Sprühregen draußen vor dem Hotel und diskutierten mit Leuten, die ihr Vieh vorbeitrieben, über das Leben. Ich war stolz auf sein Aussehen und dachte, wir müßten doch ein hübsches Paar im Speiseraum abgeben. Ach ja, da war noch etwas, etwas wirklich Lächerliches. Das Essen war sehr gut; aber sie machten immer nur geröstete Kartoffeln. Bei der ersten Mahlzeit sagten wir beide: >Was für feine Kartoffeln<; bei der zweiten sagten wir: >Ah gut, wieder diese feinen Kartoffeln<; bei der dritten und vierten sagte ich gar nichts mehr, und nach der fünften Mahlzeit rührte ich keine mehr an, aber John sagte weiter ganz tapfer: >Ah, geröstete Kartoffeln!<, der Kellnerin zu Gefallen, die noch dazu taub war.
Auf der Heimfahrt versuchte ich mit Johnny zu
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