Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
Vom Netzwerk:
sprechen. Da waren wir nun, in unserer kleinen Schlafkabine, rauschten durch die Nacht und aßen Schnittchen und Haferplätzchen. Man hätte sich nahekommen können, aber jedesmal, wenn ich mich aussprechen wollte, wich er aus, tätschelte meine Hand und meinte, ich wäre müde. Ich hielt ihn damals für begriffsstutzig, aber jetzt weiß ich, daß er sich sehr nach diesen Ferien mit mir allein gesehnt hatte und nun nicht zugeben wollte, auch vor sich selbst nicht, daß es kein sehr großer Erfolg gewesen war.
    Nun, und dann ging er fort, und, bei Gott, ich hab’ ihn vermißt. Ich grübelte über mich selbst und daß ich an allem schuld war und war gerade reif für eine Begegnung mit Blanche Aubry, die solch eine innere Gelassenheit zu besitzen schien.
    Sie war in der Entbindungsanstalt, in der ich Susan zur Welt brachte — nicht Burley House. Sie durfte schon aufstehen und kam oft in mein Zimmer und redete und redete, und sie selbst war eine so reizende Person, daß ich dachte, vielleicht wird man so, wenn man katholisch ist. Nun, den Rest kennst du. Ich glaubte, ich würde auf alles eine Antwort finden. Wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast, habe ich nichts gefunden, und das macht die Sache noch schlimmer. Aus Johns Briefen entnehme ich, daß er von diesem Einfall nicht sehr begeistert ist. Die einzige Entschuldigung wäre die, daß ich nun besser mit dem Leben fertig werde, aber er wird merken, daß das gar nicht der Fall ist. Ich hatte nicht genug Zeit. Ich habe jetzt noch nicht alles ganz verstanden oder richtig aufgenommen; dafür müßte ich allein sein. Ich bin noch nicht so weit, daß John nach Hause kommen kann. Ich bin eine jämmerliche Kreatur, Ollie. Ich tue alles, was man von mir verlangt, und ich bete und ringe und ringe um das, was Blanche gefunden hat — aber nichts geschieht.«
    »Vielleicht forcierst du es auch zu sehr«, sagte Oliver. Heather bereute plötzlich ihre Geständnisse, wurde rot und erhob sich. »Du verstehst das eben nicht. Was weißt du schließlich auch davon? Keiner sieht gern, daß ich katholisch wurde. Ihr seid alle bigott — alle wie ihr da seid. Es tut mir leid, daß ich dich so damit gelangweilt habe — , ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich das alles erzählt habe. Du und Elisabeth habt ja nun etwas, worüber ihr lachen könnt.«
    Elisabeth kam gerade herein, als Heather die Tür hinter sich zuknallte, und fragte:
    »Worüber können wir lachen?«
    »Über nichts. Wenn Sie wollen, können wir auch heulen. Mir jedenfalls ist mehr danach zumute.«
    »Sparen Sie es sich für morgen auf. Dann ist mein freies Wochenende, und ich bin weg.«
    »So ist es. O Gott, zwei Tage mit Mary Brewer in ihrem schrecklichen kleinen Hut.«
    Elisabeth setzte ein etwas hochmütiges Gesicht auf, wie immer, wenn von Mary die Rede war. »Sie brauchte wirklich nicht mehr zweimal am Tag zu kommen«, sagte sie, »jetzt, wo Ihr Bein so viel besser geworden ist.«
    »Armes Mädchen«, sagte Oliver, »nehmen Sie ihr nicht ihr einziges Vergnügen.«
    »Sie kann Sie nicht für den Rest Ihres Lebens pflegen«, sagte Elisabeth säuerlich, »genau wie ich auch nicht. Vergessen Sie nicht zu fragen, wo sie den Wundspiritus hingetan hat; ich kann ihn nirgendwo finden. Wenn sie ihn mitgenommen hat, muß sie ihn ersetzen. Es war noch genau eine halbe Flasche. Und sagen Sie ihr, daß sie nicht den Verband wechseln soll. Ich möchte nicht, daß meine ganze Arbeit umsonst ist.«
    »Sie haben wirklich gute Arbeit bei meinem Bein geleistet«, sagte Oliver. »Wenn Hugo mich aufstehen ließe, wäre ich bald so weit, ein Korkbein zu tragen. Ich muß sagen, es wäre sehr hübsch, wenn ich im Frühling aus diesem Zimmer heraus könnte.«
    »Nach dem, was er bei seinem letzten Besuch sagte«, meinte Elisabeth, »würde ich nicht so bestimmt damit rechnen. Ich wünschte, ich hätte ein Stethoskop wie er«, überlegte sie. »Ich könnte allerlei winzige Dinge an Ihrem Herzen hören, wenn er mich einmal horchen ließe.« Sie ging zum Kamin, um ihre Hände zu wärmen, denn es war kalt am Bett bei den offenen Fenstern. Oliver hatte einen Pullover an und ein hellkariertes Lumberjacket, das ihm seine Mutter vor langen Jahren von einem Besuch aus Amerika mitgebracht hatte. Er hatte es beim Wintersport getragen und dann vergessen, bis Mrs. North es triumphierend aus der Truhe gefischt hatte, nachdem er es abgelehnt hatte, einen Schal, den sie ihm gebracht hatte, im Bett umzunehmen. »Ah«, sagte er galant, »kein Wunder,

Weitere Kostenlose Bücher