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Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Titel: Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Seinsche
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Weg bog und wandte sich durch das enge Tal immer noch in halber Höhe. Das wilde Trappeln der hastigen Schritte und das Poltern des Leiterwagens dröhnte dumpf in die Stille des großen Waldes. Die »Verstoßenen« gaben das letzte her an Kraft, rot flimmerte es ihnen vor den Augen... weiter, weiter! Sie stolperten über Baumwurzeln, der Wagen polterte über Steine. Fast gefühllos, willenlos hasteten die schmerzenden Füße... Da keuchte der kleine Theo: »Ich kann nicht mehr !«
    Willem mußte den zitternden Jungen halten, sonst wäre er hingefallen. Völlig erschöpft und außer Atem machten die »Verstoßenen« halt und spähten doch schon wieder voHer Angst zurück, bereit, gleich weiter zu hasten, wenn auch nur ein verdächtiger Laut sie schrecken sollte. Das Herz raste und trommelte ihnen bis in den Hals. Kein »Ach« noch »Och« brachten die trockenen Kehlen hervor. Den »Verstoßenen« lief der Schweiß in Strömen über die brennenden Gesichter aus dem verwirrten Haar. Die Kleider klebten ihnen am Leibe. Lange standen sie so und rangen nach Luft. Das erste, was Jupp sagen konnte, war: »Die Wagenspur ist auch wieder weg !« Keiner achtete darauf.
    Erst nach einer guten Weile sagte Philipp: »Das war furchtbar !«
    »Glaubst du, daß wir hier weit genug sind ‘« fragte der kleine Theo seinen »Hauptmann«. »Sicher«, sagte der mit fester Stimme.
    Langsam, langsam kamen die »Verstoßenen« wieder zu Atem, und jetzt merkten sie erst, daß es völlig dunkel war und daß es mit einem Male empfindlich kühl wurde.
    »Wir müssen sehen, daß wir weiterkommen«, sagte Willem, »hoffentlich finden wir in der Dunkelheit noch ein Dorf .«
    »Die Karrenspur ist ja weg«, antwortete der dicke Emil. »Wie sollen wir da ein Dorf finden !« Das Heulen war ihm nahe. Er war wieder einmal recht schweigsam und bescheiden geworden, der dicke Emil. Dann gingen die »Verstoßenen« weiter, langsam und mit furchtsamem Herzen. Noch eine ganze Stunde schleppten sie sich dahin und hofften, bald ein Dorf zu finden. Aber es kam keines. Dafür rauschte aber nun der Wind mächtig in den hohen Eichen des großen Waldes. Die Nacht war völlig hereingebrochen, nur schwach erkannten die Jungen noch ihren Weg. Als die Stunde um war, sagte Willem: »Tja, so leid es mir tut, wir müssen diese Nacht wohl draußen schlafen, ich glaube nicht, daß wir heute noch ein Dorf finden .«
    Die »Verstoßenen« schwiegen, aber durch die Dunkelheit fühlte Willem, wie ihre traurigen und furchtsamen Blicke auf ihn gerichtet waren.
    »Wo sollen wir uns denn hier hinlegen «, jammerte der dicke Emil, »wo es so kalt ist und wir gar nichts sehen können !«
    »Am besten kriechen wir irgendwo ins Gebüsch hinein«, schlug Willem vor. »Wenn wir uns dicht zusammenlegen, spüren wir auch die Kälte nicht so sehr !«
    »Und wenn wieder so ein schrecklicher Kerl kommt, wie eben ?« fragte der kleine Theo, »was machen wir dann !«
    »Es wird schon keiner kommen, kleiner Theo«, sagte der Hauptmann. »Wir sind ja auch auf der Wallfahrt, da wird der liebe Gott uns schon beschützen .«
    »Ja«, sagte Theo und schluckte dabei, »das ist wahr. Aber wir hätten auch mehr auf dich hören sollen, dann wäre das alles nicht passiert. Du hast immer gesagt, wir wären falsch, und jetzt merken wir, daß du recht hast .«
    »Der dicke Emil ist das schuld«, sagte der rote Philipp, »der hat den ganzen Krakehl gegen dich angefangen !«
    »Gar nichts bin ich schuld«, polterte der jetzt los, »ich soll es immer gewesen sein !«
    »Schluß jetzt«, platzte Willem dazwischen. »Das wäre noch schöner, wenn wir jetzt anfingen, uns zu zanken. Das gibt es nicht !« Die »Verstoßenen« ließen die Köpfe hängen und schämten sich. Dann hörten sie aus der Dunkelheit feierlich und ernst Willems Stimme: »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen! Los! Wir beten jetzt das Abendgebet .«
    Das Abendgebet kam nicht zu Ende. Kaum hatte Willem es nämlich begonnen, da klang ganz in der Nähe ein seltsames Geräusch. Keiner wußte, was es war, aber alle erschraken. Willem brach mit Beten ab. Und dann jaulte und bellte es um die Füße der »Verstoßenen«, irgend etwas Schwarzes sprang mit wildem Ungestüm an Ludwig hoch. Dieser schluchzte vor seliger Freude: »Karo, lieber Karo! Ach, das ist aber fein, daß du gekommen bist !« Und Karo bellte zur Antwort hoch und hell in die Nacht hinein, daß es nur so hallte, und im gleichen Augenblick schlug ein zweiter

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