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Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Titel: Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Seinsche
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Hund an, ganz in der Nähe...
    Die »Verstoßenen« stutzten, dann rief Willem: »Hurra, da ist ein Hund, und da ist auch ein Haus! Los, Leute, wir sind fein heraus! Drauf zu! Wir sind gerettet .« Die Jungen umarmten sich fast vor Freude. Wie ihnen zum Gefallen senkte sich nun der Weg zu Tal, ein paar Minuten später schon gingen sie unten am rauschenden Bach vorbei, und dann schlug der Hund zum zweiten Male an. »He, gleich sind wir da !« jubelte der kleine Theo. Und über ein Weilchen sahen sie tatsächlich im Finstern ein großes Gebäude mit Scheunen und Ställen am Wege stehen. Es war wohl eine Mühle, denn das Wasser rauschte nun mächtig laut, die Jungen hörten es über ein Wehr fallen. Jetzt bellten beide Hunde wie besessen, eine Tür kreischte, Licht fiel auf den Weg, und eine Frau trat vor das Haus.
    »Wer ist da ? « fragte sie. Die Jungen traten vor die Türe und Willem sagte, wer sie seien und bat um ein Strohlager in der Scheune für die Nacht. »Wir sind sehr müde, und bis zum nächsten Dorf ist sicher noch weit !« fügte er hinzu.
    »Sehr weit«, sagte die Frau. Dann schwieg sie eine Weile. Endlich sagte sie: »Na, dann kommt herein !«
    Ach, wie froh waren die »Verstoßenen«!
    Aber eine halbe Stunde später tappten sie im Lichte einer Stalllaterne wieder durch die schauerliche Finsternis des großen Waldes. Neben ihnen schritt die Frau, die bereit gewesen war, sie für die Nacht in ihre Scheune aufzunehmen, um ihnen den Weg zu zeigen.
    Kaum zehn Minuten hatten die müden Wallfahrer bei ihr in der Küche gesessen. Eben hatte Philipp für sie alle Brot geschnitten zu einem tüchtigen Nachtbutterbrot, und die Müllerin war gerade dabei, Willem klarzumachen, wie tüchtig sie sich verlaufen hätten und wie es möglich sei, wieder auf den Weg nach Heiligkreuz zu kommen, da war die Stubentür aufgesprungen. Im Türrahmen stand jener seltsame alte Mann, der sie in der Abenddämmerung oben am Waldhang so furchtbar erschreckt hatte mit seinem entsetzlichen Gesicht, seinem schauerlichen »Lauft, lauft !« und seiner eigenen Todesangst. Der stand jetzt da, stierte die Jungen aus blutunterlaufenen Augen mit wachsendem Erschrecken an, warf plötzlich wieder die Hände vor das Gesicht, als er das Wallfahrtskreuz sah, das an der Stubenwand lehnte, und schrie aus vollem Halse: »O Gott, hab doch Erbarmen!« Dann schlug die Stubentür wieder zu mit hartem Knall, und draußen rannten wilde Schritte in die Nacht. Die Jungen, die in der niederen Bauernstube auf der Ofenbank gesessen, waren aufgesprungen. Ratlos schauten sie die Müllerin an. Sie wußten nicht, was das bedeuten konnte. Ohne ein Wort zu sagen, stand nun auch die Müllerin auf und verließ die Stube. Schweigend blieben die Buben zurück. Und da sie nun so ganz allein in der fremden Stube standen, in deren unheimliche Stille nur das harte Ticken einer alten Wanduhr klang, legte sich ein banges Gefühl auf ihre Herzen, und Mäxchen Voß sagte leise: »Hier wären wir besser nicht hingekommen!«
    »Ja, es ist komisch hier !« antwortete Willem, »aber jetzt müssen wir bleiben!« Und dann kam es doch anders.
    Nach einer Weile kam die Frau zurück. Karo knurrte leise, als die Stubentür sich wieder öffnete. »Ja, Jungens«, begann die Müllerin ohne Umschweife, »ihr seid ja arme Kerle, aber hier könnt ihr nicht bleiben! Seht, der alte Mann da, das ist mein Vater. Er ist seit langer Zeit nicht mehr richtig im Kopf. Ihr sollt auch wissen, weshalb. Er hat gewildert und dabei einen erschossen. Lange Jahre hat er dafür büßen müssen im Gefängnis, aber immer noch meint er, der Teufel sei hinter ihm her. Seht, das ist das böse Gewissen! Und nun hat er euch oben gesehen, und vor jedem fremden Menschen hat er Angst. Nun will er nicht herein, solange ihr in der Mühle seid. Ich kann ihn doch nicht die ganze Nacht draußen lassen, erst recht nicht, wo ihr ihn so erschreckt habt mit eurem großen Kreuz. Er meint, ihr kämt ihn holen zum letzten Gericht. Gelt, das seht ihr doch ein, daß ihr nicht gut hierbleiben könnt !« Ja, die »Verstoßenen«sahen es ein. Sie schauten die Frau an. Die Frau sah die müden Buben an, und denen wurde es feucht in den Augenwinkeln. Es war doch schön gewesen, für die Nacht ein Dach über dem Kopf zu wissen. Aber da war ja nichts zu machen. Ohne ein Wort zu sagen, nahmen die Buben ihre Sachen. Willem packte die halbfertigen Butterbrote, Ludwig nahm den armen Karo wieder beim Halsband, und nur der kleine Theo fragte

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