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Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Titel: Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Seinsche
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Karre denn ?« fragte Ludwig.
    »Och, oben in einem Hohlweg hing sie bis an die Achsen im Dreck. Emil hat mächtig schwitzen müssen, bis wir sie raus hatten. Nicht, Emil?«
    Emil gab keine Antwort. Er war offensichtlich nicht gut gelaunt. Hintertuxers Florian hatte unterdessen zu Buff und Bemsel wieder » Ajuih !« gesagt und seinen nach »Eigenbau« duftenden Nasenwärmer wieder in Brand gesetzt. Nach wenigen Minuten schaukelte der Biesternicher Ochsenwagen ins freie Land hinaus. Der große Wald mit seinen dunklen Geheimnissen lag hinter den »Verstoßenen«. Sie fuhren jetzt durch ein breites Wiesental am Ufer eines schnell dahinfließenden Baches her. Hätte es nicht so furchtbar geregnet, die »Verstoßenen« hätten die Gegend bestimmt ganz nett gefunden. Als sie nach einer Weile noch einmal zurückschauten, war der große Wald mit seinen dunkeln Höhenzügen hinter einer breiten Hügelkuppe verschwunden. Nun ging’s hinab nach Oderbach. » Ajuih !« sagte Florian und schnalzte mit der Zunge.
    Die Ochsen Buff und Bemsel schienen zu wissen, daß sie bald am Ziele sein würden. Sie legten sich mächtig ins Geschirr.

Unter Regenschirmen

    Als die Uhr halb sechs zeigte, waren die »Verstoßenen« am Bahnhof in Oderbach. Freilich, der letzte Zug in Richtung Heiligkreuz war längst davon, das war der Leiterwagen schuld. So blieb den »Verstoßenen« nichts anderes übrig, als Rektor Bimseroths Schirme einstweilen zu behalten. Denn es sah nicht aus, als ob der Regen bald nachlassen würde. Hintertuxers Florian erhielt ein freundliches »Dankeschön !« zum Abschied, und die Wallfahrt nach Heiligkreuz formierte sich wieder mit Vortragskreuz, Karo und Leiterwagen zu einer erbaulichen Gruppe zusammen.
    Die Bewohner von Oderbach sahen freilich nicht viel mehr als drei mächtige, grau-rot-grüne Regenschirme herankommen, unter denen eine große Anzahl Bubenbeine daherstrampelten. Die Wallfahrt zog auf Oderbachs Kirche los, weniger diesmal, um dort zu beten, als weil man richtig vermutete, daß in ihrer Nähe der Herr Pastor wohnen mußte. Man hatte bisher mit den Pastoren so gute Erfahrungen unterwegs gemacht, daß auch hier das Aufsuchen des Oderbacher Pfarrherrn den meisten Erfolg für Unterkunft in der kommenden Nacht versprach. Selbstverständlich gingen die »Verstoßenen« erst in die Kirche. Sie hatten zwar das Pfarrhaus bald heraus, aber es war doch möglich, daß der Herr Pastor vielleicht hinter der Gardine stand. Da mußte man doch gut Wetter machen. Also erst in die Kirche! Fünf Minuten später ging die Klingel an dem Pastorat. Willem hatte mit Mäxchen und Ludwig schnell überlegt, wie man sich dem Pastor am besten vorstellen würde und was wohl alles zu sagen sei, um für die Nacht eine Scheune zu bekommen. »Der Anfang ist das schlimmste !« sagte Willem. »Wenn ich mal gut in Schuß bin, dann kann ich schon vernünftig reden. Aber ich muß ‘nen Anfang haben !«
    Armer Willem, diesmal brauchst du keinen Anfang. Den machte der Herr Pastor selbst. Er öffnete höchst persönlich. Und was sagte er J »Aha, da seid ihr ja, ihr Ausreißer! Wo kommt ihr her: Hm, ich sehe es: Ihr kommt von Biesternich , wo mein Mitbruder Bimseroth euch seine gesamten Regenschirme ausgeliefert hat! Da habt ihr euch ja schön verlaufen, was? So, nun kommt mal erst herein! Den Köter und die Karre da laßt mal draußen !« Wie eine verschüchterte Herde wurden die elf »Verstoßenen« in das Sprechzimmer des Herrn Pastors geschoben. Und jetzt ging es richtig los: »Ihr Bengels, ihr Strandräuber, oh, was hab ich da Schlingels vor mir! Laufen zu Hause dem Vater und der Mutter davon, vagabundieren wie Räuber und Zigeuner durch die Welt und lassen ein hochanständiges Dorf in tausend Ängsten um seine ungeratenen Söhne zurück !«
    Die »Verstoßenen« wußten nicht, wie ihnen war. Willem dachte bloß: »Woher weiß der denn das alles »«Aber die Antwort folgte auf dem Fuße: » Jaja , da ziehen die armen Obermauelsbacher mit all ihren Sorgen und Anhegen den weiten Weg nach Heiligkreuz, da müssen sie denn unterwegs vom Pastor in Dickendorf hören, daß ihr Lauselümmels hinterherkraucht . Da meldet der Pastor aus Hinterkessenich , ihr kämt am Abend in Dickendorf an, ja, braucht nicht so zu staunen, der Pastor von Hinterkessenich hat euch verraten! Eure Papas standen mit Knüppeln parat, euch das Fell zu vergerben, ja, und da seid ihr ausgeblieben! War euer Glück! Aber eure armen Eltern, die haben mächtig Sorge gehabt um euch.

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