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Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Titel: Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Seinsche
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weiterhin vom Himmel aus seine segnende Hand über das stille Dorf hielt. Auch Karo, der lange vor dem Pastorat im Regen hatte sitzen müssen, bekam eine trockene Hütte.
    Der nächste Morgen kam. Um es gleich zu sagen: es regnete, und der Himmel stand über dem Dorfe Oderbach grau in grau. Aber die »Verstoßenen« waren herrlich ausgeschlafen. Sie alle kamen mit heiterem Gemüt und frischen Gesichtern in die Kirche zur heiligen Messe. Die Oderbacher waren direkt erbaut, wie laut die Obermauelsbacher Jungen singen und beten konnten. Nur einer von ihnen machte ein Gesicht, das zu dem Regenwetter paßte. Keiner wußte weshalb. Und wenn jemand den dicken Emil fragte, weshalb er denn so brummig sei, dann wurde der Emil nur noch giftiger. »Weiß der Kuckuck, was ihm fehlt«, sagte Willem, »ob er sich den Magen verdorben hat an dem „prima Abendessen“ von gestern abend! Er hat ja ‘n bißchen arg dreingehauen .«
    Keiner wußte was, nur Mäxchen Voß grinste sehr verdächtig. Als man nach der heiligen Messe beim guten Pastor von Oderbach rund um den Frühstückstisch saß und Emils Gesicht noch immer nicht heller wurde trotz der leckeren Brötchen und trotz des so herrlich duftenden Kakaos, da sagte schließlich der rote Philipp: »Stänker ‘n bißchen, Emil, dann wird dir wieder besser!« Nun wurde es aber zappendüster !
    Der dicke Emil sprang auf, und wenn sich Ludwig und Willem nicht dazwischengeworfen hätten, dann hätte es in dieser schönen Morgenstunde bereits eine tüchtige Keilerei gegeben. »Was ist denn nun eigentlich los?» fragte Willem, und da hielt Mäxchen Voß seinen Augenblick für gekommen. »Oh«, sagte er ganz unschuldig und wie so nebenbei. »Emil ist die Nacht ein bißchen bange gewesen, er hat es jetzt immer noch was auf den Nerven !«
    »Was war denn los und woher weißt du, daß Emil bang war ?«
    »Oh«, sagte Mäxchen wieder, »wir haben doch im gleichen Haus geschlafen. Emil unten und ich eins drüber!« Da kriegte Emil schon den zweiten Anfall: »Du warst es, du Ekel, du Hungerleider, du Drecksack, der mich bang gemacht hat !« und jetzt wollte der Dicke über Mäxchen her. Wieder mußten Willem und Ludwig dazwischen und Mäxchen wurde nun heftig bestürmt, er müsse erzählen. »Wie kann ich denn was erzählen, wo Emil so aufgeregt ist! Der haut mich durch !«
    »Nichts da !« schrie der rote Philipp, »wir halten ihn fest, und wenn er frech wird, muß er raus in den Regen, da kann er sich dann abkühlen.« Also bekam Mäxchen Mut und begann seinen Bericht.
    »Als ich mich auszog, da wollte ich das nun ganz fein machen. Weil ein Kleiderschrank in dem Zimmer stand, wollte ich meine Brocken da hineinhängen. Und da war in dem Schrank ein, so’n , ich weiß nicht, wie ich sagen soll, aber wenn man das anzog, da sah man aus wie ein Teufel. Da dachte ich: nun ziehst du das mal an! Und wie ich es anhatte, da bin ich runter zu Emil, hab das Licht angeknipst und rabuh , rabuh ! gemacht, und da ging der Emil hoch im Bett! Da habe ich gesagt :,, Wenn du nicht aufhörst, deine lieben und guten Kameraden zu bestänkern, dann mußt du mit mir hinab in die Hölle, da kriege ich dich beim Schlafittchen!“ Da hat Emil gesagt: „Ich will immer ganz brav sein und nicht mehr stänkern!“ Hab’ ich gefragt: „Ist das auch wahr?“ Hat er gesagt: „Ganz bestimmt... lieber Herr Teufel!“ Na, da bin ich denn wieder abgehauen und hab mich schief gelacht !«
    »Ist ja alles Schwindel und Köhlerei !« schrie Emil. »Alles gestunken und gelogen !« Aber er kam nicht durch und die »Verstoßenen« trampelten vor Vergnügen. Da aber kam der Herr Pastor herein. »So«, sagte er, »ihr seid ja recht vergnügt. Was macht euch denn schon solchen Spaß ?« — Nun, das verrieten die »Verstoßenen« natürlich nicht, das war Ehrensache unter guten Kameraden. Der kleine Theo rettete die Lage einmal wieder: »Wir sind immer so vergnügt !«
    »Na, dann laßt es euch gut schmecken !«
    Nach einer kleinen Viertelstunde waren Brötchen und Kakao verschwunden, es konnte wieder weitergehen. Der Herr Pastor meinte: die Jungen sollten fahren, aber das wollten sie nicht. So ein bißchen Regen, das mache ihnen nichts aus, erklärten sie, und wenn sie auch einen Tag später nach Heiligkreuz kämen, das wäre weiter nicht schlimm. Sie kämen immer noch früh genug. »Aha«, lachte der Herr Pastor, »jetzt habt ihr Angst, daß man euch ordentlich verkloppt, wenn ihr glücklich bei den andern seid !« Und so unrecht

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