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Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Titel: Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Seinsche
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mochte der Herr Pastor damit nicht haben.
    Also rüsteten die »Verstoßenen« zum Aufbruch. Karo wurde aus seiner Hütte geholt, der Leiterwagen rollte wieder heran, vor den sich heute Hermann und Fritz spannen mußten, denn Karo humpelte immer noch ein bißchen. Pitt bekam das Wallfahrtskreuz, er durfte es aber über der Schulter tragen, weil es immer noch regnete. Nachdem nun auch Rektor Bimseroths prächtige Regenschirme zur Stelle waren, drückten alle »Verstoßenen« dem guten Pastor von Oderbach die Hand, bedankten sich schön für alles Gute, das er und seine Bauern ihnen erwiesen, und dann wurden die Regendächer aufgespannt, und ab ging’s in Richtung Hildenfeld . Der Pastor rief den »Lausbuben« noch nach: »Nun sorgt dafür, daß ihr auch bis Hildenfeld kommt, denn ihr seid da schon angemeldet und kriegt wieder feine Betten zum Schlafen !« Sie würden schon dafür sorgen, sagten die »Verstoßenen«. Selten begegnete bei dem nassen Wetter den elf Jungen ein Mensch. Wenn ihnen aber einer entgegenkam, dann mochte der sich wohl gewundert haben.
    Vorab zog Pitt, das Wallfahrtskreuz über der Schulter, er trug einen uralten Filzdeckel auf den Haaren und hatte eine Zeltbahn um. Ihm folgte Finchen Bimseroths roter Regenschirm, und darunter steckten, Arm in Arm daherziehend, Willem, Ludwig und der kleine Theo. Gleich dahinter schaukelte der graue Schirm, in den sich der dicke Emil und Mäxchen Voß teilen mußten. So hatte Willem das gewollt, denn es wäre gut zur Versöhnung. Der rote Philipp trug das Regendach, in allen Farben, die beiden Brüder Franz und Jupp steckten mit drunter. Den Schluß bildete eine Zeltbahn mit Hermann und Fritz, dann der Leiterwagen und ganz zuletzt kam Karo angehumpelt.

    Die Landstraße lief nun wieder in die Berge hinauf. Rechts von ihr war ein langer Bach, der wegen des Regens mächtig viel Wasser hatte und schmutzig braun mit Rauschen und Schäumen dahinfloß. Der Himmel sah ganz so aus, als ob der Regen noch lange nicht alle sei. Aber diesmal waren die »Verstoßenen« so prächtig ausgeschlafen und hatten so wunderbar gefrühstückt, daß sie meilenweit laufen konnten, ohne auch nur ein bißchen müde zu werden. Hinzu kam noch das erleichterte Gewissen, weil sie doch nicht mehr so ganz ohne Ahnung ihrer Eltern daherzogen. Hätten sie nicht bisweilen daran denken müssen, daß recht bald das Wiedersehen mit den Obermauelsbachern und eine gewisse »Abrechnung« unvermeidlich war, sie wären ganz sicher vor Übermut geplatzt. So aber blieb ihr Marsch durch den Regen immer noch schön » wallfahrtsmäßig «, sie beteten wacker ihren Rosenkranz weiter, denn man konnte ja nicht wissen, wofür es gut war. Vielleicht würde der liebe Gott die Herzen der Obermauelsbacher zur Milde stimmen. Das wußten nämlich die elf Buben ganz genau: wenn die Obermauelsbacher Väter zuschlugen, dann ging es durch, vom Herrn Pastor seinen Backpfeifen ganz zu schweigen.

Das schönste Abenteuer

    Eher als die »Verstoßenen« gedacht hätten war Mittag, wieder war man in einem Dorf, und alsogleich lenkte Willem seine Schritte wieder in den Dorfkrug, ließ von der Wirtin Kaffee kochen, und alle Buben wunderten sich mächtig, daß auch in Pintenich — so hieß das Dorf, in dem sie nun waren — ihre Sonderwallfahrt bereits bekannt war. Die Obermauelsbacher hatten allüberall, wohin sie kamen, von den Ausreißern erzählt. »Junge, Junge«, dachte Willem, »was mag das geben, wenn sie uns einmal wieder gut zwischen den Fingern haben !« Nachdem die »Verstoßenen« auch in der Kirche von Pintenich dem lieben Gott »Guten Tag« gesagt und ihre Anliegen angelegentlichst empfohlen hatten, ging es wieder in den Regen hinaus und auf Hildenfeld zu. Die Straße stieg jetzt steil an, und der angeschwollene Bach an ihrer Seite wurde zum richtigen Wildwasser, das gischtend und mit wildem Tosen daherschoß. Einträchtig zogen die drei Regendächer ihren Weg. Morgen um die gleiche Zeit, das wußten die »Verstoßenen« recht gut, würden sie wohl in Heiligkreuz ihren Einzug halten! So um Kaffeetrinkenszeit sahen sie, wie rechts vom Wege eine Brücke über den wilden Bergbach führte. Da die Brücke überdacht war, gab sie einen guten Rastplatz ab. Man konnte die Schirme zuklappen und sich trocken hinhocken, um schnell ein tüchtiges Butterbrot zu futtern. Also geschah es denn auch.
    Es war gruselig schön, über das Brückengeländer gelehnt in den wild dahinstrudelnden Fluß zu schauen. An den wuchtigen

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