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Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Titel: Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Seinsche
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sich hineinbeteten, um so heller wurde ihr Gemüt, und ihre Wurstigkeit wuchs. Die Sonne schaute an diesem Tage immer wärmer durch die treibenden Herbstwolken, und mehr und mehr jagte sie diese von dannen. Gegen mittag waren die Buben in Talleiten , hockten sich auf den eben wieder trocken werdenden zwei Bänken am Talleitener Friedhof hin, aßen tüchtig von ihrem Vorrat, und nun ging es ins enge und tiefe Waldtal hinein, in dem auf halber Bergeshöhe der Wallfahrtsort Heiligkreuz gelegen ist. Steil stieg der Weg jetzt an. Die »Verstoßenen« mußten langsam pilgern und öfters stehenbleiben, um sich den Schweiß zu wischen. Bei einer solchen Pause war es dann, wo Willem seinen Kameraden auftischte, was er mit dem dicken Emil die letzte Nacht geplant, nämlich, daß man versuchen wolle, ungesehen in den Wallfahrtsort einzudringen, um dort erst einmal eine gewaltige Reinigung durch eine heilige Beichte vorzunehmen.
    »Wie meinst du das denn ?« fragte der rote Philipp im Namen aller.
    »So«, sagte der dicke Emil für Willem. »Wenn wir erst einmal unsere Sünden gut gebeichtet haben, entweder bei unserem Pastor oder bei dem von Heiligkreuz, dann kommen wir vielleicht prima an den Prügeln vorbei. Der Pastor ist dann bestimmt auf unserer Seite, und das tut schon viel .«
    Das leuchtete den »Verstoßenen« ein. Beichten gehen mußten sie in Heiligkreuz auf jeden Fall, denn das taten dort alle Pilgersleute , und wenn man durch das Beichten an den Prügeln vorbeikam, dann war das nicht zu verachten. Aber wie kam man in die Kirche hinein, die doch sicher mitten im Dorf lag, ohne daß man bemerkt wurde? Das war eine schwierige Frage. »Wir müssen versuchen, von rückwärts reinzukommen. Vielleicht machen wir wieder so ‘nen Galopp wie in Mohrenbach bis in die Kirche rein! Wenn wir drin sind, kann uns nichts passieren .« Die elf »Verstoßenen« sahen sich untereinander an und schwiegen eine gute Weile. Das konnte, wenn es klappte, eine feine Sache werden! Wenn das gelingen würde, am hellen Tag »unbeschädigt« in das Dorf Heiligkreuz einzudringen, dann war das das feinste Kriegsspiel, das man sich denken konnte, erst recht in so einem »Ernstfall«. Der Plan der drei Lebensretter fand ungeteilten Beifall. Ihn jetzt schon näher auszubauen, ging nicht an. Dazu mußte man erst das Gelände sondieren. Also setzten sich die Wallfahrer bald wieder in Trab und beteten einen neuen Rosenkranz. Ganz andächtig waren sie freilich nicht dabei, denn im Geiste sahen sie sich alle schon auf dem Kriegspfad. Und dann wurde es ernst.
    Noch war vom Dorfe Heiligkreuz nichts zu sehen. Der Weg ging in halber Höhe am rechten Berghang des tiefen Tales entlang. Da kam auf einmal ein Schild, das stand rechts an der Straße, und auf der Tafel war zu lesen: »Heiligkreuz. 1.5km.« Gerade da, wo das Schild an seinem Pfahle hing, ging links ein schmaler Pfad ab, der langsam den Hang hinunterführte, anscheinend bis zum Bach, der in der Tiefe rauschte. Willem ließ haltmachen. »So«, sagte er, »jetzt müssen wir zwei Spähtrupps ausschicken. Wer hier geradeaus geht, der muß rauskriegen, was in Heiligkreuz los ist. Vielleicht sind gerade alle in der Kirche bei einer Andacht, oder sie gehen den Kreuzweg, oder sie haben Pause. Das müssen wir wissen. Denn je nachdem sind eben viele Obermauelsbacher auf der Straße oder nicht. Der andere Spähtrupp geht hier runter und schnüffelt aus, ob wir auf dem Weg nicht auf die hintere Seite von Heiligkreuz geraten können, ohne daß uns einer sieht .«
    Die »Verstoßenen« glühten vor Begeisterung, und am liebsten wären sie alle zugleich als Spähtrupps losgezogen. Aber davon wollte Willem nichts wissen.
    »Spähtrupp ist jedesmal bloß einer«, sagte er, »denn wir müssen die Hauptarmee gut zusammenhalten .«
    »Und wenn nun so ein einzelner Spähtrupp abgefangen oder getötet wird ?« fragte Ludwig, der sich schon mitten im Krieg glaubte. » Müßt’n schöner Schlappsack von Spähtrupp sein, der sich fangen oder totschießen läßt! Kommt nicht in Frage !« Nach längerem Hin und Her zog auf dem oberen Weg Franz und auf dem unteren der rote Philipp los, die anderen blieben als »Hauptarmee« an der Wegtafel zurück.
    »Was machen wir denn jetzt ?« fragte der kleine Theo. »Wir ?« rief der dicke Emil. »Wir müssen jetzt exerzieren, ist doch klar, wo wir jetzt mitten im Krieg sind !«
    »Quatsch !« sagte Willem fest. »Wir nehmen jetzt unsere Gebetbücher raus und beten schon die

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