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Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Titel: Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Seinsche
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Beichtandacht, damit das nachher schneller geht in der Kirche«, und als die »Hauptarmee« enttäuschte Gesichter machte: »Los, wir sind keine Soldaten, wir sind Wallfahrer, und die exerzieren nicht, die beten !«
    Dagegen ließ sich nichts einwenden. Also hockte sich die »Hauptarmee« an den Wegrand und begann in ihren Gebetbüchern zu blättern und sich auf das Beichtsakrament vorzubereiten. Dabei wurde es richtig still. Neun Lausbubenstirnen legten sich in grüblerische Falten, denn nun galt es, alle Schandtaten zusammenzusuchen, die sie als die »Verstoßenen« während ihrer großen Wallfahrt begangen hatten. Ach, es war schon so: alles, was im ersten Augenblick so harmlos ausgesehen hatte, das wuchs jetzt mit einemmal zu großer und schwerer Seelenlast heran. Die »Verstoßenen« bekamen langsam ein leises Grauen vor sich selbst. Oh, würden das Beichten werden!
    Der kleine Theo stellte die erste Frage. »War das wirklich bloß genascht, als wir zu Hause die Sachen klauten, die wir mitgenommen haben ?« - »Nee«, sagte Willem, »ich mein, es wäre doch besser, wir sagten, wir hätten gestohlen !« Bitter hörte sich das an, und die »Verstoßenen« ließen die Köpfe hängen. Aber schon fragte ein zweiter, Ludwig war’s: »Und daß wir zu Hause ausgekniffen sind, dafür kann man doch nicht einfach sagen: »Ich bin ungehorsam gewesen !« Auch das ging nicht. »Aber wie sagt man denn so was ?« fragte Pitt. Und Fritz entschied: »Wir müssen eben sagen: „Ich bin von Hause, ohne etwas zu sagen, weggelaufen!“« Die »Verstoßenen« seufzten unter ihrer Sündenlast, und das Beichten schien ihnen bald schon weit schrecklicher als die Hiebe, die auf sie warteten. Erst als Ludwig bemerkte: »Für Bimseroths Finchen seinen kaputtenen Regenschirm sag ich wohl am besten: „Ich habe fremdes Eigentum beschädigt!“«, mußten alle doch lachen. Und als Emil meinte: »Bei dem alten Ding ist das bloß ‘ne läßliche Sünde«, geriet der Ernst der Stunde schon wieder in bedrohliche Gefahr. Aber da kam Willem wieder mit schwerem Geschütz: »Wir müssen auch beichten: „Ich habe mein Leben und meine Gesundheit freiwillig in große Gefahr gebracht!“«
    »Wann denn ?« fragte Hermann. »An einem Stück! Da brauchst du nur ein bißchen nachzudenken !« Den Wallfahrern wurde das Herz schwer und schwerer.
    Gottlob, daß der Spähtrupp »roter Philipp« bald wieder zurückkam. » Menschenskinder , was sitzt ihr miesepeterig da«, ging er auf die reuigen Sünder am Wegrand los, »besser konnten wir es gar nicht treffen! Der Weg da geht runter an den Bach, und von unten konnte ich schon die Kirchhofmauer sehen. Ein kleiner Pfad läuft da den Berg rauf, gleich auf die Kirche zu. Da brauchen wir gar nicht von hinten ins Dorf, brauchen bloß über den Kirchhof, und schon sind wir am Beichtstuhl. Niemand merkt was davon! Prima, nicht?« Die anderen fanden es nicht prima, wenn sie an ihre Sünden dachten. Aber, sonst ließ es sich hören. Das schien zu klappen. Jetzt brauchten die »Verstoßenen« nur auf den Franz zu warten, dann konnte es losgehen.
    Der Spähtrupp »Franz« brauchte länger für seinen Erkundungsmarsch. Als er nach einer guten Weile im vollen Galopp zurückgerannt kam, war er feuerrot im Gesicht und schweißgebadet. »Leute, Leute !« schnaufte er schon von weitem, »nix wie ab! Ganz egal, wo der Weg da runter geht, wir müssen weg! Hinter uns ist noch ‘ne Wallfahrt! Das ganze Dorf und auch die Obermauelsbacher stehen vor Heiligkreuz mit Fahnen und Musik und warten drauf. Wenn wir nicht abhauen, dann läuft uns die Wallfahrt hier zwischen die Beine, und dann sind wir im Dreck! Also los !«
    Wie der Blitz waren die »Verstoßenen« verschwunden und pirschten behutsam auf dem schmalen Pfad links ab durch die Büsche in das Tal hinab. Indessen vor dem Dorfe Heiligkreuz eine festliche Versammlung auf die tapferen und braven Buben aus Obermauelsbach wartete und wartete, schlichen eben diese Buben wie Indianer auf dem Kriegspfad rund ums halbe Dorf herum, um ungesehen in die Kirche zu gelangen. Beinahe wäre es ihnen gelungen. Aber im Turm eben dieser Kirche hockten die Läutebuben von Heiligkreuz und äugten, wie schon gesagt, mit Falkenaugen, ob die Obermauelsbacher Jungen von Talleiten her sichtbar würden, damit sie mit Glockenklang empfangen werden könnten. Sie hockten sich müde und steif im Turmgebälk. Der überwachte Weg blieb einsam und leer. Da bekamen sie es mit der Langeweile zu tun. So schön und

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