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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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macht das Leben erträglich, ohne sie ist alles tot. Wer wüsste das besser als die Welsen. Nicht wahr?«
    Marken brummte zustimmend.
    »Wir geben niemals auf.«
    Wie auf Stichwort begann Torvik wieder, vor sich hin zu plappern, und kletterte behände die Felstreppe hinauf. Er verschwand aus dem Sichtfeld der Offiziere. Reva und Smirn stiegen aus dem Wasser und gesellten sich zu ihnen. Auf Smirns dunkler Haut glitzerten winzige Wassertröpfchen, es sah aus, als habe sie in Licht gebadet. Sie lächelte Marken an.
    »Gut zu hören! Die Hoffnung ist ein guter Antrieb. Haltet daran fest, was auch geschehen wird. Wir meinen, Torvik hat alles getan, damit die Hoffnung diese Welt nicht verlässt. Er beschützt diese Quelle gut   – er war der erste Quellhüter, er wird der letzte sein. Und er hat ein Geschenk für euch.«
    Schon drängte sich der Junge zwischen sie; die Männer machten verwundert Platz. Unter Verbeugungen, lächelnd und in seiner unverständlichen Sprache auf sie einredend, übergab er jedem ein kleines, pralles Lederbeutelchen, sorgfältig mit Wachs verpfropft.
    »Falls ihr aber doch einmal nah dran seid aufzugeben«, erklärte Smirn, »dann trinkt. Torvik hat dieses Wasser direkt aus dem Quellmund genommen und glaubt, dass es euch nützlich sein kann.«
    Felt war überzeugt davon, schon allein deshalb, weil ihm niemals zuvor zwei, höchstens drei Schlucke Wasser mit größerer Begeisterung überreicht worden waren.

 
    ZWÖLFTES KAPITEL
DREI KOMMEN DURCH
     
    Diesmal war es an den Welsen, das Boot zu steuern. Es war leicht, denn es ging mit der Strömung statt gegen sie, dennoch fiel es ihnen schwer, denn das Hochgefühl und die grundlose Fröhlichkeit, die sie an Torviks Quelle verspürt hatten, wichen langsam, aber unwiderruflich. Die Hohen Frauen hatten sich die Kapuzen übergezogen und schwiegen. Sie hatten die Männer an sich gebunden. Nun ließen sie wieder los. Was den Offizieren eben noch wie ein Ausflug in ein traumhaftes Land der Zuversicht vorgekommen war, wurde allmählich wieder zur Fahrt ins Ungewisse. Der Gedanke an die Kameraden, die sie am Uferposten zurückgelassen hatten, kam zurück. Bei der Flucht aus der Baracke hatten sich die Offiziere genauso überrumpeln lassen wie Felt einige Nächte davor beim Ausritt in die Weiten der Aschenlande zur Höhe von Wandt. Beide Male war kein Widerstand möglich gewesen   – die Macht der Undae über ihre Begleiter war zu groß. Damit konnte Felt sich abfinden, es machte ihm nichts aus, Befehle zu befolgen. Ob sie nun klar und deutlich ausgesprochen wurden oder ob ein innerer, seelischer Druck ihn zwang, war ihm gleichgültig. Was ihn belastete, war das, was danach kam: das Gefühl, wie ein Werkzeug benutztworden zu sein. Weggelegt zu werden und nichts weiter tun zu können, als auf den nächsten Einsatz zu warten. Aber er erinnerte sich an den Rückweg zum Nachtlager in den Aschenlanden und an das, was er schon damals deutlich gespürt hatte: Er musste vertrauen. Vertrauen, weil er nicht verstehen konnte, noch nicht.
    Er sah auf die drei stummen Frauen und wusste: Sie wollten ihnen nicht schaden, sie nicht quälen. Die Undae hatten Ristra vor den Sedrabras beschützt, den Treck sicher ans andere Ufer geleitet, sie alle aus dunklen Träumen gerettet und an einen Ort gebracht, an dem die Hoffnung lebte. Vielleicht lockerten die Frauen nun nur darum das Band, damit die Offiziere wieder zu sich selbst zurückfinden konnten?
    Wenn es so war, dann fiel es Kersted besonders schwer. Immer wieder wanderte sein Blick zu Utate, an deren Schönheit man sich nicht gewöhnen konnte. Er hakte sein Ruder aus und warf es ins Boot.
    »Ich mache nicht mehr mit.«
    Felt und Marken wechselten einen Blick. Von den Undae kein Wort.
    »Ich will endlich wissen, wie es weitergeht«, sagte Kersted. »Oder bin ich zu dumm, dass man mich nicht einweiht? Bin ich nicht vertrauenswürdig? Felt! Du weißt, dass man sich auf mich verlassen kann!«
    »Das kann man, Kersted.«
    »Das will ich meinen. Und warum sagst du nichts? Gehen wir nun nach Pram? Wenn ja, wie ist der Plan? Was wird aus unseren Leuten? Denkt eigentlich jemand von euch an unsere Männer? Ich schon. Ich habe die verdammt finsterste Nacht hinter mir, die ich je erlebt habe. Ich habe es überstanden, geschenkt. Ich lasse mich an der Nase rumführen   – Quelljungfern! Es sind nur Insekten, auch gut. Aber ich bin es satt, in diesemBoot zu sitzen und ins Nichts zu fahren. Ich weiß ja nicht einmal, wo wir

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